Fracking: Wie viel Zukunftspotenzial hat diese Art der Gasförderung?

Seit Jahren diskutieren Umweltschützer und die Industrie schon über die Vor- und Nachteile der umstrittenen Frackingmethode. Nun hat die Bundesregierung ein Regelwerk verabschiedet, welches diese Art der Förderung nahezu vollständig untersagt. Grund dafür sind vor allem die möglichen Folgen für die Trinkwasserqualität in Deutschland sowie der Umweltschutz.Gasflamme

Fracking: Bundesregierung verbietet Methode

In den letzten Jahren hat sich die Diskussion um die umstrittene Förderungsmethode "Fracking" intensiviert. Besonders in den USA ist Fracking bei der Gasförderung schon lange weit verbreitet. Die deutsche Öffentlichkeit aber hat sich bisher eher skeptisch ob der Vorteile dieser Förderungsart gezeigt. Nun veröffentlichte die Bundesregierung ein umfangreiches Regelpaket, welches den Einsatz von Fracking weitestgehend untersagt. So gelten ab dem 11.02.2017 strengere Regeln, insbesondere für das sogenannte „unkonventionelle Fracking“. Diese Methode wird nahezu vollständig untersagt. Jährlich dürfen nur maximal vier Probebohrungen zu Forschungszwecken durch unkonventionelles Fracking durchgeführt werden. Die neue Regelung umfasst vor allem Änderungen wasser- und naturschutzrechtlicher Vorschriften, sowie eine Ausdehnung des Gesetzes der Bergschadenshaftung im Bohrlochbergbau, um Haftungsfragen zu spezifizieren. Ziel dieser Regeln ist es, Umwelt und Gesundheit vor den Risiken des Einsatzes dieser Technik zu schützen.

Fracking: Konventionelle und unkonventionelle Methoden

Allgemein beschreibt der Begriff "Hydraulic Fractioning" (hydraulisches Aufbrechen, kurz: Fracking) Methoden, bei denen in Gesteinsschichten gebundenes Erdgas gefördert wird. Dabei unterscheidet man zwischen der konventionellen und unkonventionellen Methode. Die konventionelle Methode wird in Deutschland bereits seit den 1960er Jahren betrieben. Konventionelle Lagerstätten zeichnen sich dadurch aus, dass sich das Erdgas in einer eher porösen Gesteinsschicht befindet. So kann es nach oben steigen und sich unter einer undurchlässigen Gesteinsschicht zu einer großen Gasblase bilden. Diese Schicht kann nun angebohrt und das Gas so gefördert werden. Es gibt aber auch Gasvorkommen, die verteilt in festen Gesteinsschichten eingeschlossen sind und nicht aufsteigen und sich sammeln können. Hierbei kann die Förderung nur durch die unkonventionelle Methode erfolgen und kommt vor allem in Mergel, Schiefer oder Kohleflözgestein oberhalb einer Tiefe von 3.000 Metern zur Anwendung.

Fracking: So funktioniert die Gasförderung

Um das eingeschlossene Gas zu lösen, wird das Gestein unter hohem Druck mit Wasser aufgebrochen. Dem Wasser sind zusätzlich Sand (etwa 5%) und chemische Zusätze (etwa 0,05%) beigemischt. Diese Mischung wird daraufhin in das Gestein gepresst, sodass Risse entstehen. Der beigemischte Sand hält dabei die Risse offen. Die am häufigsten verwendeten Chemikalien sind Kaliumchlorid, Isopropanol, Zitronensäure, Boratsalze, Dimethylformamid und Glutardialdehyd und werden zum Schutz der Geräte vor Korrosion und Bakterien beigemischt. Die konkrete Zusammensetzung aber hängt von den Merkmalen der Lagerstätte ab und variiert deswegen sehr stark. Das Wasser bleibt zum größten Teil im Gestein zurück oder wird zurück an die Oberfläche gepumpt und an Säuberungsanlagen weitergeleitet. Im öffentlichen Sprachgebrauch wird dieser unkonventionelle Prozess allgemein als Fracking bezeichnet.

Fracking: Risiken

Umweltschützer kritisieren vor allem, dass die beigefügten Chemikalien das Grund- und somit auch das Trinkwasser verunreinigen könnten. 2015 veröffentlichte die amerikanische Umweltbehörde einen Bericht, wonach sich Fracking tatsächlich negativ auf die Trinkwasserqualität auswirken kann. Deswegen wurde nun in Deutschland auch die konventionelle Methode in Gebieten untersagt, in denen Trinkwasser gewonnen wird. Im Bereich der Chemikalien macht die Forschung allerdings immer größere Fortschritte, um die Anzahl beigemischter Stoffe weiter zu reduzieren. Weiterhin kritisch ist der hohe Wasserverbrauch der Methode. Je nach Lagerstätte werden zwischen 8 und 19 Millionen Liter Wasser verbraucht. Bei etwa 50.000 Förderungsstätten in den USA, bedeutet das einen tiefen Eingriff in die Umwelt. Als weitere Folge dieser Fördermethode können Erdbeben die Sicherheit der Bevölkerung zusätzlich gefährden.

Fracking: Ausblick

Das Regelwerk der Bundesregierung ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg, Fracking komplett zu untersagen. Barbara Hendricks (Bundesumweltministerin) unterstreicht, dass Fracking in Deutschland keine wichtige Rolle spielen wird. Sie ist überzeugt, dass „weitreichende Verbote im Sinne der Bürger“ durch das Regelwerk umgesetzt werden konnten. Weiterhin betont sie, dass der Schutz des Trinkwassers und der Natur deutlich über wirtschaftlichen Interessen zu stehen hat. Die neuen Verbote sind zunächst nur bis 2021 gültig. Danach wird der Bundestag erneut entscheiden, ob es bei der Regelung bleibt oder nicht. Und obwohl die unkonventionelle Methode für Forschungszwecke noch teilweise erlaubt bleibt, hat eine Umfrage der Osnabrücker Zeitung ergeben, dass der Großteil der Bundesländer die Probebohrungen ablehnt. Nur Mecklenburg-Vorpommern hat sich bisher noch nicht klar gegen die Probebohrungen ausgesprochen. Besonders im Norden Deutschlands vermuten Experten die geologischen Voraussetzungen für die Bildung von Schiefergas. Dabei handelt es sich aber bisher noch um Spekulationen. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe forscht derzeit noch, wo genau in Deutschland sich Fracking lohnen könnte. Die Rolle der USA für die Zukunft des Frackings ist zudem entscheidend. Der neu gewählte Präsident Donald Trump hat bereits angekündigt, dass Fracking eine wesentliche Rolle in seiner Energiepolitik spielen wird. Dass sich die Methode aber in Deutschland durchsetzen wird, ist aktuell eher unwahrscheinlich.