Solarstraße für Autos: Meilenstein der Energiewende oder unnötiges Prestigeprojekt?

Am 23.12.2016 wurde in Frankreich die erste für Autos befahrbare Solarstraße eröffnet. Das millionenschwere Projekt wurde von der französischen Regierung unterstützt und gilt als wichtiges Element der Nachhaltigkeit. Kritiker führen jedoch auch an, dass die verlegten Panels weitaus ineffizienter seien als herkömmliche Solarmodule.Solar Power

Solarstraße für Autos: Französisches Millionenprojekt

Das kleine französische Dörfchen Tourouvre-au-Perche in der Normandie konnte sich jüngst sehr großer Aufmerksamkeit in den internationalen Medien erfreuen. Grund dafür ist, dass die erste von Autos befahrbare Solarstraße der Welt von der französischen Umweltministerin Ségolène Royal in dem 3.383 Seelen Dorf eröffnet wurde. Die Straße besteht aus 2.800 Quadratmetern Solarmodulen und ist 1 Kilometer lang. Die verlegten hauchdünnen Panels sind dabei besonders stabil, um einer täglich hohen Belastung durch Kraftfahrzeuge Stand zu halten. Sie bestehen aus polykristallinem Silizium, umgeben von einem mehrlagigen Schutz-Substrat. Erst im März des vergangenen Jahres wurde von der französischen Regierung der Bau von Solarstraßen mit insgesamt über 1.000 Kilometern Solarmodulen als Ziel der nächsten 5 Jahre festgelegt. Dieser erste Straßenabschnitt soll in einer zweijährigen Testphase nun zeigen, ob die Solarstraße die Straßenbeleuchtung einer 5.000 Einwohner Gemeinde mit ausreichend Strom versorgen kann. Die Kosten für den Bau der Solarstraße beliefen sich auf über 5 Millionen Euro und wurden in Gänze von der französischen Regierung getragen.

Solarstraße für Autos: Die Niederlande gehen voran

Die nun eröffnete Solarstraße ist nicht die erste ihrer Art. Bereits 2014 wurde in den Niederlanden ein ähnliches Projekt verwirklicht – allerdings für Radfahrer. Mit einer Länge von 100 Metern wurde damals das Pilotprojekt in der Stadt Krommenie, unweit von Amsterdam, realisiert. Mit Kosten in Höhe von 3 Millionen Euro ist dieses Projekt günstiger als das in Frankreich, jedoch ist der Streckenabschnitt auch deutlich kürzer. Die Hälfte der Baukosten wurde dabei von der Provinz Nordholland getragen. Der mit Sonnenenergie betriebene Fahrradweg konnte nach anfänglichen Problemen 3.000 kWh Strom innerhalb von 6 Monaten produzieren.

Solarstraße für Autos: Wie effizient ist sie wirklich?

Solarstraßen sind ein guter Kompromiss zur Erweiterung der Produktion von Solarenergie. Die Verlegung der Module nimmt keine Flächen weg, die sonst für die Landwirtschaft oder den Bau von Wohnanlagen zur Verfügung stehen, sondern nutzt bereits genutzten Platz doppelt. Mit einer Länge von über 650.000 Kilometern allein in Deutschland bieten Straßen somit genügend Fläche für die Verlegung. Kritiker führen jedoch an, dass Solarmodule auf flachen Strecken weitaus weniger effizient seien als Module, die an schiefen Flächen angebracht sind. Demnach gäbe es genug verfügbare Flächen auf Dächern, Produktionsanlagen und anderen Gebäuden. Kostenintensive Solarstraßen seien deswegen nicht notwendig. Zudem ist die Normandie nicht unbedingt für ihr sonniges Wetter bekannt. Mit nur etwa 44 Sonnentagen im Jahr ist der Verwendungsrahmen der Solarstraße entsprechend eingeschränkt. Daher stellt der französische Interessenverband für Erneuerbare Energie (SER) fest, dass die durch Solarstraßen produzierte Energie etwa 13 Mal so teuer ist wie die Energie aus sonst üblichen Solaranlagen. Demnach sei die Solarstraße in der Normandie eine unnötige Verschwendung öffentlicher Gelder.

Solarstraße für Autos: Ausblick in die Zukunft

Die französische Umweltministerin Royal hingegen sieht den Bau der Solarstraße für Autos als wichtigen Meilenstein der Energiewende. Künftig will die französische Regierung ähnliche Projekte auch in anderen Teilen des Landes fördern, etwa in der Bretagne und in Marseille. Zudem könne das Pilotprojekt auch international großes Interesse wecken und so den Einsatz erneuerbarer Energien weiter vorantreiben. Gesagt, getan! Bereits in diesem Jahr will das deutsche Projekt Solmove eine 150 Meter lange Solarstraße im Raum Köln eröffnen. Und auch in den USA werden ähnliche Projekte bereits angedacht. Alles in allem ist die Solarstraße in Tourouvre-au-Perche ein wichtiger Schritt in Richtung Energiewende. Hand in Hand mit dem Vormarsch der Elektromobilität setzt sie ein deutliches Zeichen zum vermehrten Einsatz erneuerbarer Energien.