Angst vor Überbevölkerung

Nie zuvor in der Geschichte der Menschheit gab es so viele Menschen auf der Erde, wie heute: 1800 waren es 1 Milliarde Menschen, 1940 etwa 2,3 Milliarden und 1987 schon 5 Milliarden Menschen. Ende 2020 wurde die Weltbevölkerung auf etwa 7,8 Milliarden Menschen geschätzt und sie wächst stetig weiter. Würde sich das Wachstum der Bevölkerung weiterhin so vollstrecken, wären es bis zum Jahr 2100 zwanzig Milliarden Menschen. Im letzten Jahrhundert hat sich die Weltbevölkerung vervierfacht. Was bedeutet das also für das nächste Jahrhundert?Wechseljetzt.de berichtet, ob die Zahlen weiter so steigen und was dieses Wachstum für unsere Zukunft bedeutet.

Entwicklung der Bevölkerung

Experten schätzen, dass es zu diesen hohen Zahlen jedoch nicht kommen wird. Laut der UNO und ihrer UN-Bevölkerungsprojektion 2019, werden im Jahr 2050 rund 9,7 Milliarden Menschen auf der Erde leben und im Jahr 2100 sollen es 10,9 Milliarden Menschen sein. Das liegt daran, dass das schnelle Bevölkerungswachstum und die hohen Geburtenraten nicht von Dauer sind, sondern lediglich ein Teil des demografischen Wandels sind.

Demografischer Wandel

Der Demografische Wandel, oder die Änderung der wirtschafts- und sozialpolitischen Bevölkerungsbewegung, findet auf der ganzen Welt statt und ist in vielen Ländern sogar schon vollendet. Andere Länder sind noch inmitten des Prozesses.

Weltbevölkerung

Phase 1: Hohe Geburten- und Sterberate von Kindern durch schlechte Lebensbedingungen

1800 befand sich ganz Europa in der ersten Phase des Wandels. Doch trotz der hohen Geburtenrate gab es kein wesentliches Bevölkerungswachstum. Frauen bekamen im Durchschnitt 4-6 Kinder, von denen nur zwei heranwachsen und erwachsen wurden. Dies lag vor allem an mangelnder Hygiene und schlechter medizinischer Versorgung, sowie an der Qualität und Quantität der Ernährung. 

Phase 2: Die Sterberate sinkt durch bessere Bedingungen, Bevölkerung wächst “radikal”

Zwischen der Mitte des 18. Jahrhunderts und verstärkt im 19. Jahrhundert sorgte die industrielle Revolution in Großbritannien für einen wirtschaftlichen Aufschwung hinsichtlich der Lebensqualität für die Menschen. Bauern wurden zum Arbeiter; welches als größte Revolution nach der Landwirtschaft gilt. Durch die Massenfertigung von Gütern waren diese weitgehend zugänglich. Die Wissenschaft förderte die Fortbewegung, Kommunikation und Medizin. Hinzu kam, dass der Weg zur Emanzipation geebnet wurde. Frauen protestierten und bekamen mehr Rechte.Menschen zogen vom Land in die Stadt, es bildete sich eine bessere Mittelschicht und es ergaben sich bessere Bedingungen für die arme Arbeiterschaft.Hygiene, Essensversorgung und Medizin verbesserten sich außerordentlich und somit verringerte sich auch die Kindersterblichkeitsrate. Dadurch stieg die Bevölkerung drastisch an.

Gesundheit

Phase 3: Gleichgewicht zwischen Sterbe und Geburtenrate, Bevölkerungswachstum nimmt ab

Frauen bekamen zuvor viele Kinder, weil die Überlebenschancen so gering waren. Nachdem sich das änderte, begann die dritte Phase des Wandels. Es wurden weniger Babys geboren und zur gleichen Zeit starben weniger Menschen.Geburten- und Sterberaten stabilisierten sich somit und die vierte Phase des demographischen Wandels begann.

Stop des Bevölkerungswandels?

Doch warum wächst die Bevölkerung weiter? Die Kinder, welche in der Wachstumsphase der Weltbevölkerung geboren wurden, bekommen selber Kinder. Dadurch wächst die Bevölkerung stets weiter. Jedoch, mit weiterer Entwicklung der Bevölkerung, im Sinne von Bildung und Gesundheitswesen, wird die Kinderzeugung weiter abnehmen, und somit die Wachstumsrate weiter sinken.Laut der UNO bringt die durchschnittliche Frau heute 2,4 Kinder zur Welt. Bis 2050 wird dieser Wert auf 2,2 Kinder pro Familie geschätzt. Um die Bevölkerungszahl stetig zu erhalten, müsste jede Frau im Durchschnitt zwei Kinder bekommen. Dann wäre die sogenannte “Erhaltungsrate” erreicht. Nimmt die Geburtenrate aber ab, wird die Weltbevölkerungszahl langsam abnehmen. Anders als die UNO, legen Wissenschaftler in dem Fachmagazin “the Lancet” dar, dass im Jahr 2064 der höchste Wert der Bevölkerung erreicht werde und ab dann nur noch abnehme.Es gibt die Hypothese, dass Frauen durch den Zugang zu mehr Bildung und Verhütungsmitteln im Durchschnitt, nicht mehr als 1,5 Kinder möchten.

volle Städte

Phase 4: Das Bevölkerungswachstum sinkt

Fast alle Länder haben mittlerweile die 4. Phase des demografischen Wandels erreicht. In entwickelten Ländern dauerte der Wandel von sechs zu drei Kindern pro Frau circa 80 Jahre. In Südafrika, Bangladesh oder im Iran dauerte dies sogar nur zwischen 10-30 Jahren, da diese Unterstützung von anderen Ländern bekamen. Durch Medizin und bessere Hygiene konnten sie die gesunkene Kindersterblichkeit und die gesunkene Geburtenrate rasch einholen. Laut der UN sorgt das Entwicklungsniveau auch dafür, dass sich der Anteil der Menschen mit einem höheren Bildungsniveau verzehnfachen wird.

Fazit

Jedes Land durchläuft die vier Phasen des demografischen Wandels, es ist kein Phänomen, sondern eine Regel, da die Sterbe- und Geburtenrate sich mit der Zeit einpendelt. Die Bevölkerung entwickelt sich zu einem stetigen Wert oder sinkt sogar, nur über den genauen Zeitpunkt sind sich Forscher noch uneinig.