Auswirkungen des Kohleausstiegs auf den deutschen Energiemarkt

Nach dem in 2011 beschlossenen Atomkraftausstieg folgt ein weiterer starker Einschnitt in den deutschen Energiemarkt. Bis 2038 sollen alle Kohlekraftwerke in Deutschland vom Netz gehen. Die Kohlekraftwerke haben einen erheblichen Anteil an der Stromerzeugung, sind jedoch aufgrund der hohen CO2-Emissionen und dem Ausstoß anderer umwelt- und gesundheitsschädlicher Stoffe bedenklich. Das Abstellen der Kohlekraftwerke soll gewährleisten, dass Deutschland seine Ziele im Rahmen des Pariser Klimaschutzabkommens einhalten kann und in der zukünftigen Energieversorgung ohne nukleare und fossile Brennstoffe auskommt. Doch was bedeutet der Kohleausstieg für den Energiemarkt und den Verbraucher? Wechseljetzt.de informiert rund um den Kohleausstieg.

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Die Bedeutung der Kohle für Deutschland

Deutschland gehört zu den größten Kohle-Förderländern in Europa. Die Kohleproduktion in Deutschland umfasst ein Volumen von rund 169 Millionen Tonnen pro Jahr. Etwa 21 % des Primärenergieverbrauches im Jahr 2018 basieren auf Stein- und Braunkohle. Neben erneuerbaren Energien ist Kohle derzeit noch der wichtigste Energieträger in der hiesigen Stromproduktion. Der Kohleabbau wurde lange Zeit staatlich gefördert, um mit den niedrigeren Abbaukosten im Ausland konkurrieren zu können und Arbeitsplätze zu erhalten. Mit der Einstellung der Subventionszahlung im Jahr 2018 wird Steinkohle allerdings nur noch aus anderen Ländern importiert, um die sich noch im Betrieb befindenden Steinkohlekraftwerke mit Brennstoffen zu versorgen. Braunkohle wird jedoch weiterhin in den drei großen deutschen Braunkohlerevieren gefördert: Dem Rheinischen, Mitteldeutschen und dem Lausitzer Braunkohlerevier.

Insgesamt sind noch über 100 Kohlemeiler am Netz (stand 2017). Jedoch sind viele der Kraftwerke veraltet, ineffizient in der Energiegewinnung und damit emissionsintensiv. Der größte Betreiber von Braunkohlen- und Steinkohlenkraftwerken in Deutschland ist RWE.

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Zwar geht die Zahl der Beschäftigten in der Kohlewirtschaft kontinuierlich zurück, derzeit sind nach Angaben des Bundesverbands für Braunkohle allerdings noch immer circa 21.000 Menschen in der Kohlewirtschaft angestellt. Deutschlandweit ist die Beschäftigungszahl als eher gering einzuschätzen, doch regional spielt Kohle weiterhin eine bedeutende Rolle, vor allem in den Hauptabbaugebieten, dem Lausitzer und dem Rheinischen Braunkohlerevier.

Auswirkungen der Kohlewirtschaft auf die Umwelt

Kohlebergbau und Kohlekraftwerke haben erhebliche Auswirkungen auf die Natur und Umwelt. Je nach Modernität schwanken dabei die Emissionswerte des Kraftwerks stark. Ältere Braunkohlekraftwerke emittieren circa 1200 g CO2/kWh. Neuere Kohlekraftwerke emittieren mit durchschnittlich 940 g CO2/kWh etwas weniger. Außerdem werden bei der Verbrennung von Braun- und Steinkohle weitere Schadstoffe wie beispielsweise Quecksilber, Kohlenmonoxid und Schwefeloxide freigesetzt. Der Abbau von Kohle im Tagebau ist platzaufwendig und verändert daher ganze Landschaftsbilder. Insgesamt nahm der Kohletagebau in Deutschland eine Fläche von 177.309 ha in Anspruch, von denen ein Großteil bereits rekultiviert wurde. 20 % der rekultivierten Flächen sind als landwirtschaftliche Flächen, 30 % als forstwirtschaftliche Flächen und circa 13 % als Wasserflächen hergestellt worden.

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Proteste gegen Kohle

Die schlechten Umweltbilanzen der Kohlemeiler und die erheblichen Einschnitte in die Landschaft durch den Kohletagebau führten in der Vergangenheit immer wieder zu Protesten gegen die Kohleförderung. Bereits seit vielen Jahren stößt die Kohlewirtschaft in einigen Teilen der Bevölkerung auf erheblichen Widerstand. Das Bündnis “Ende Gelände” der Anti-Atom und Anti-Kohlekraft-Bewegung blockiert seit 2015 in jährlichen Großaktionen Tagebaue und Kraftwerke wie zuletzt im Sommer 2019 im Garzweiler im Rheinland. Außerdem versuchen Aktivisten die Abholzung des Hambacher Forst zu verhindern. Dort plant der Energiekonzern RWE einen neuen Braunkohletagebau. Der Streit um die Abholzung des Waldes dauert bereits mehrere Jahre an und ist von Protesten, Besetzungen und Räumungen begleitet.

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Bericht der Kohlekommission

2018 hatte die Bundesregierung die 28-köpfigen Kommission “Wachstum, Strukturwandel, und Beschäftigung einberufen, die aus Vertretern der Industrie, Gewerkschaften, Umweltverbänden und Wissenschaft besteht, um den Ausstieg aus der Kohle zu konkretisieren. Die sogenannte “Kohlekommission” hatte im Januar 2019 ihren Abschlussbericht vorgelegt. Demnach soll das letzte Kohlekraftwerk spätestens 2038 vom Netz gehen. Die betroffenen Länder sollen laut Bericht über die nächsten 20 Jahre hinweg 40 Milliarden Euro an finanzieller Hilfe vom Bund erhalten. Mit dem Geld sollen unter anderem strukturpolitische Maßnahmen finanziert werden. Außerdem plant der Bund, neue Behörden in den betroffenen Ländern anzusiedeln, um neue Arbeitsplätze zu schaffen. Die vom Ausstieg betroffenen Energiekonzerne sollen für die Stilllegung ihrer Kraftwerke entsprechend entschädigt werden.

Verabschiedung des Kohleaustiegsgesetztes verzögert sich

Die Bundesregierung hatte angekündigt, die Empfehlungen der Kommission in einem Gesetzesvorschlag umzusetzen. Das Gesetz sollte eigentlich schon im Dezember letzten Jahres verabschiedet werden. Doch nach Verzögerung befindet sich der Gesetzesentwurf immer noch in der Abstimmung zwischen den Bundesministerien. Energieverbände wie der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft forderten eine rasche Verabschiedung des Gesetzes, um Planungssicherheit für die Energiebranche zu gewährleisten.

Auswirkungen auf den Energiemarkt

Der Kohleausstieg wird Auswirkungen auf den deutschen Energiemarkt haben. Nach ersten Prognosen werden die Strompreise davon nicht unberührt bleiben. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel prognostiziert einen drastischen Preisanstieg innerhalb der nächsten Jahre. Welche Auswirkungen der Kohleausstieg auf die Strompreise für den Endverbraucher haben wird, lässt sich allerdings nur sehr schwer vorhersagen und hängt von der Geschwindigkeit ab, mit welcher der Ausbau erneuerbarer Energien vorangetrieben wird. Die meisten Experten rechnen, wie schon in den vorhergehenden Jahren, mit einem weiteren Anstieg des Börsenstrompreis. Dies ist nicht nur auf den Kohleausstieg zurückzuführen, sondern auch auf C02-Preise und steigende Kosten für Zertifikate im Rahmen des europäischen Emissionshandels. Pläne zur Senkung der Strompreise hat die Bundesregierung bisher noch nicht angekündigt. Eine sichere und bezahlbare Stromversorgung soll jedoch auch in Zukunft gewährleistet werden.

Fazit

Der deutsche Energiemarkt steht vor einem Umbruch. Das Kohleausstiegsgesetz und damit die gesetzliche Umsetzung der Empfehlungen der Kohlekommission wird aller Voraussicht nach in den kommenden Monaten erfolgen. Die Abkehr von nuklearen und fossilen Brennstoffen in der Energiegewinnung muss mit dem Ausbau erneuerbarer Energien kompensiert werden. Der Erfolg und die Geschwindigkeit des Ausbaus alternativer Energiequellen wird die Entwicklung des Strompreises bestimmen.