CO2-Gebühr: Wie sinnvoll ist es?

Der Sommer steht wieder vor der Tür und man sehnt sich nach Urlaub. Am besten eignet sich es kurz in den Flieger zu steigen, doch im Hinterkopf nagt dann doch immer wieder das Klimagewissen. Nun bieten immer mehr Transportunternehmen,  wie Fluggesellschaften und Buslinien die Option, seinen eigenen Fußabdruck zu kompensieren, in dem man zusätzlich zum Ticketpreis einen Aufpreis bezahlt, welcher in Klimaschutzprojekte investiert wird. Doch hierbei kann man sich fragen, bringt dies wirklich etwas? Erfahren Sie hier, wie Sie Ihren eigenen CO2-Ausstoß kompensieren können und wie effektiv dies ist.

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Weltweit mehr Flüge

In den letzten Jahren haben Flüge weltweit zugenommen. Dies ist sehr problematisch für die Umwelt, denn unter allen Verkehrsmitteln verursachen Flugzeuge am meisten Klimagase. Ein Langstreckenflug verursacht bereits mehr Klimagase, als ein Mensch pro Jahr verursachen sollte, um die Klimaziele bis zum Jahr 2050 zu erreichen. Im Durchschnitt liegt der jährliche Pro-Kopf-Ausstoß bei 11 Tonnen, jedoch sollte dieser eigentlich nur bei maximal zwei Tonnen liegen, um die Erderwärmung in Grenzen halten zu können. 

Wie funktioniert die CO2-Kompensation? 

Immer mehr Unternehmen bieten die freiwillige Option, einen Aufpreis zu zahlen, um in Klimaschutzprojekte zu investieren und somit seinen persönlichen CO2-Ausstoß auf seiner Fahrt oder Reise zu kompensieren. Diese Klimaschutzprojekte werden von den Anbietern nicht selbst durchgeführt, sondern von Drittanbietern wie Atmosfair und Myclimate, die sich hierauf spezialisieren. Das CO2-Ausgleichsprinzip ähnelt dem des Emissions-Zertifikatehandels. Hierbei zahlt man online einen kleinen Extra-Beitrag, welche die äquivalente Menge an CO2-Emissionen, welche durch die Reise entstehen, kompensiert. Somit unterstützt man weltweit Projekte, welche das Ziel verfolgen, CO2-Emissionen zu senken, die beispielsweise von den Anbietern Atmosfair und Myclimate umgesetzt werden. 

Einen Beitrag können Sie unter anderem bei den folgenden Unternehmen leisten:

  • FlixBus: Beim FlixBus hat man die Möglichkeit einen Aufpreis von 1-3 % des Reisepreises zu zahlen, um für seine CO2-Emissionen zu kompensieren. FlixBus kollaboriert mit Atmosfair für die Umsetzung der Klimaschutzprojekte. Somit wird das Geld vom gezahlten Aufpreis an Atmosfair weitergeleitet und dieser investiert es in ihre Klimaschutzprojekte
  • Ryanair: Auch hier kann man einen Klimaschutzbeitrag zahlen, jedoch finden sich keine Informationen, wie dieser Betrag berechnet wird oder worin genau investiert wird.
  • Lufthansa: Lufthansa arbeitet mit dem Anbieter Myclimate zusammen. Der CO2-Beitrag des Kunden wird an Myclimate weitergeleitet, welcher sich für Klimaprojekte einsetzt. 

Wenn man eine Reise plant und für seinen Fußabdruck kompensieren möchte, kann man dies auch unabhängig vom jeweiligen Transportunternehmen über die Drittanbieter Atmosfair, MyClimate und Co. tun. Somit kann man beispielsweise ganz einfach seinen CO2-Fußabdruck seiner geplanten Reise mit dem Flugzeug berechnen und somit herausfinden, welcher Beitrag theoretisch nötig ist, um seine Reise kompensieren zu können. Darüber hinaus gibt es hier die Möglichkeit, spezifische Projekte zu wählen, welche man unterstützen möchte. Dies ist bei Bus- und Fluglinien bisher noch nicht möglich.

Welche Projekte werden durchgeführt?

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Zur Reduzierung der CO2-Emissionen werden die unterschiedlichsten Projekte durchgeführt, zum größten Teil in Entwicklungsländern, einige aber auch in Europa. In Kenia und Nepal werden Biogasanlagen gebaut und in mehreren afrikanischen und einigen asiatischen Ländern werden energieeffiziente Öfen gebaut. Darüber hinaus kooperiert Atmosfair mit dem Bundesland Baden-Württemberg, um eine effiziente Energieversorgung im Flüchtlingscamp Mam Rashan zu schaffen. Die eingeführte Photovoltaikanlage spart, im Vergleich zur herkömmlichen Stromproduktion mit fossilen Brennstoffen, 580 Tonnen CO2 pro Jahr. In Deutschland wird die Einführung des Klimaunterrichts an Grundschulen eingeführt, in dem Kinder über Ernährung und dem Klima lernen können, beispielsweise wie viel CO2-Verbrauch die Herstellung von Produkten beansprucht und welcher Einkauf klimafreundlicher ist.

Kritik 

Die Meinungen hinsichtlich der CO2-Kompensation sind gespalten. Seit der Einführung dieses Prinzips von mehreren großen Unternehmen in der Transportbranche, wie Flixbus und Ryanair, wird dieses zunehmend diskutiert. Dieses Prinzip wird oftmals kritisiert, insbesondere seitens der katholischen Kirche und dem Umweltbundesamt (UBA), welche der Überzeugung sind, dass CO2-Kompensationen nicht als Freifahrtschein oder Lizenz zum umweltverschmutzenden Handeln gesehen werden darf. Die weltweiten CO2-Emissionen sollten im Allgemeinen reduziert und nicht lediglich kompensiert werden. Zudem sollte auch die Effektivität der jeweiligen Klimaschutzprojekte berücksichtigt werden. Wie auch für nachhaltige Produkte, gibt es in diesem Bereich Gütesiegel, welche die Effektivität der Projekte überprüfen.

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© myclimate.org

Alternativen zum CO2-Ausgleich 

Um die 2050 Klimaziele zu erreichen sind CO2-Kompensationen nicht ausreichend, denn sie reduzieren nicht den allgemeinen CO2-Verbrauch, sondern kompensieren lediglich unsere Umweltverschmutzung, welches das Problem allerdings in keinster Weise löst. Die Deutsche Bahn setzt am anderen Ende an und nutzt inzwischen zu 100% Ökostrom, um die CO2-Emissionen tatsächlich zu senken. Für den Nahverkehr konnte dies allerdings noch nicht umgesetzt werden. In 2017 stammten 44 % der genutzten Energie aus erneuerbaren Energien und der Rest aus fossilen Energiequellen. Der Anteil von Ökostrom soll jedoch in naher Zukunft auch hinsichtlich des Nahverkehrs wachsen. Man kann aber auch selbst zu den Verringerungen der Emissionen beitragen, in dem man, sofern möglich, das klimafreundlichere Verkehrsmittel benutzt. Hat man keine andere Wahl als zu fliegen, sollte man darauf achten, nur Direktflüge zu wählen. Denn beim Start und der Landung fallen die meisten Emissionen an. 

Fazit 

Die allgemeinen CO2-Emissionen liegen weltweit noch weit über der Menge, die verbraucht werden darf, um die Klimaziele zu erreichen. Es sollte inzwischen deutlich sein, dass Flüge weitestgehend vermieden werden und weniger klimaschädliche Verkehrsmittel verwendet werden sollen. Die CO2-Kompensationen investieren in Klimaschutzprojekte und somit kann man zumindest teilweise seinen eigenen CO2-Ausstoß kompensieren. Als Lösung kann dies aber wohl nicht angesehen werden. Es sollte beachtet werden, dass dies nicht als Freifahrtschein angesehen werden soll und mehr Maßnahmen auf lange Sicht notwendig sind, um den bedrohenden Klimawandel zu stoppen.