Das “B Corporation Zertifikat” ist eine private Zertifizierung für gewinnorientierte Unternehmen und zeichnet Transparenz, Umweltverträglichkeit und soziale Nachhaltigkeit aus. Ausgestellt wird das Zertifikat von “B Lab”, einer gemeinnützigen Organisation. Zertifizierte Unternehmen, unter denen sich auch eine wachsende Anzahl an deutschen Firmen befindet, verpflichten sich, bestimmte Standards im Bezug auf Transparenz und Nachhaltigkeit zu erfüllen. Mit Hilfe des Zertifikats zielt B Lab auf eine Abkehr eines rein auf gewinnorientierten Wirtschafts- und Unternehmensmodells. Erfahren Sie nachfolgend alles Wissenswerte über das Zertifikat und die dahinter stehende Organisation.
Die Organisation hinter dem Zertifikat
Das B Corporation Zertifikat wurde im Jahr 2006 von B Lab, einer gemeinnützigen Organisation mit dem Hauptsitz in Berwyn (USA), ins Leben gerufen. B Lab wurde von Jay Coen Gilbert, Bart Houlahan und Andrew Kassoy gegründet. Bereits 2007 konnte die Organisation die ersten 82 Unternehmen zertifizieren. Mittlerweile ist B Lab weltweit präsent und hat Ableger in Lateinamerika, Europa, Asien, Afrika sowie Australien und Neuseeland. Das ”B” in dem Namen steht im Englischen für “beneficial”, was im Deutschen mit “wohltätig” übersetzt werden kann. Seit Februar 2019 kooperiert B Lab außerdem mit den Vereinten Nationen, um Fortschritte bei der Erreichung der Ziele für nachhaltige Entwicklung zu evaluieren.
Die Vision
Am Anfang hatte B Lab’s Gründer Jay Coen Gilbert eine einfache Idee: Unternehmen müssten nicht nur am eigenen Profit interessiert sein, sondern auch soziale Zwecke erfüllen. Aus der Idee ist B Lab’s Vision gewachsen: Ein alternatives Unternehmensmodell durchzusetzen, welches Unternehmen zur Lösung globaler Probleme wie der zunehmenden sozialen Ungleichheit und des Klimawandels animiert. Die Organisation setzt sich zum Ziel, die Rolle von Unternehmen in der Gesellschaft neu zu definieren und so zu einer nachhaltigeren, verantwortungsvolleren und damit besseren Wirtschaftsweise beizutragen.
Funktionsweise und Zertifizierungsprozess
Anhand des Mehrwertes, welchen das Unternehmen für die Mitarbeiter, die lokale Gemeinschaft sowie die Umwelt schafft, zertifiziert B Lab die verschiedenen Firmen. Am Anfang des Zertifizierungsprozesses steht eine Evaluation des Unternehmens. Damit ein Unternehmen sich für das Zertifikat qualifiziert, muss eine von B Lab festgelegte Punktzahl erreicht werden. Mit der Zertifizierung verpflichten sich Unternehmen zur Transparenz, und zur Zahlung jährlicher Gebühren, die zwischen 500 und 50.000 US Dollar betragen, je nach Gewinnmenge der Firma. Schließlich erklären sich beteiligte Unternehmen, die Prinzipien, für die das Zertifikat wirbt, in ihre Unternehmensleitlinien aufzunehmen. Jährlich bewertet B Lab zertifizierte Unternehmen nach ihren positiven Auswirkungen in fünf ausgewählten Bereichen: (1) Unternehmensführung, (2) Mitarbeiter, (3) Gemeinschaft, (4) Umwelt und (5) Kunden. Alle drei Jahre müssen sich Unternehmen neu zertifizieren lassen.
Vorteile für Unternehmen
Unternehmen profitieren durch das Zertifikat, da es sich positiv auf die Firmenreputation auswirkt und im Idealfall potenzielle Mitarbeiter, Partner sowie Kunden anwirbt. Heutzutage treffen Konsumenten ihre Kaufentscheidungen zunehmend auf der Basis wie fair, umweltverträglich und nachhaltig ein Unternehmen wirtschaftet.
Teilnehmende Unternehmen
Es konnten bereits über 3000 Unternehmen in 71 verschiedenen Ländern mit dem Zertifikat ausgezeichnet werden. Bekannte teilnehmende Unternehmen sind: Danone, Ben & Jerry’s, The Guardian und Patagonia. In Deutschland sind 32 Unternehmen von B Lab zertifiziert, darunter auch die nachhaltige Online Suchmaschine Ecosia.
Kritik
B Lab und deren Zertifikationsmethode sind jedoch nicht frei von Kritik. Ein wesentlicher Vorwurf an B Lab ist die hohe Generierung von Zahlungsmitteln. Mit der Vergabe von Zertifikaten verfolgt B Lab ein erfolgreiches und äußerst lukratives Geschäftsmodell. Im Jahr 2017 konnten circa 6 Millionen US Dollar mit Zertifizierungsgebühren eingenommen werden. Hinzu kommen im selben Jahr etwa 5,6 Millionen US Dollar an Spendengeldern. Einige von B-Lab zertifizierte Unternehmen werden mit Steuerumgehungen in Verbindung gebracht. Außerdem ist das Zertifikat nicht rechtlich bindend und es fehlen damit Sanktionsmöglichkeiten. Unternehmen können jederzeit ohne schwerwiegende Konsequenzen aus der Zertifizierung aussteigen.
Fazit
Die Bemühungen von B Lab sind trotz Kritik bedeutend, da die Organisation mit dem B Corporation Zertifikat für globale Standards im Bezug auf Nachhaltigkeit, sozialer Verantwortung und Umweltverträglichkeit wirbt. Somit leistet B Lab einen globalen Beitrag zum Umdenken, weg von einem rein gewinnorientierten Wirtschaftsmodell. Denn fest steht: Unternehmen nehmen bei der Bewältigung globaler Probleme eine Schlüsselrolle ein.