Der afrikanische Energiesektor weist viele Unterschiede zu der Situation in Deutschland bzw. Europa auf. Einerseits ist die Energieversorgung noch immer längst nicht flächendeckend gewährleistet, andererseits existieren immense Rohstoffvorräte. Der Kontinent steht diesbezüglich vor enormen Herausforderungen, hat aber gleichzeitig das Potenzial sich zum Vorreiter in Sachen erneuerbare Energien zu entwickeln.
Das Paradox: Energiearmut trotz Ressourcenreichtum
Lediglich etwa ein Drittel der afrikanischen Bevölkerung südlich der Sahara hat Zugang zu Strom. Wenn eine Stromversorgung jedoch vorhanden ist, dann ist dies oft mit hohen Strompreisen und einer instabilen Versorgung verbunden. Zudem sind viele Regionen von Stromimporten aus Nachbarländern abhängig. An Ressourcen mangelt es dem Kontinent nicht – es existieren riesige Vorräte an Gas, Öl und erneuerbaren Energien. Auf der anderen Seite lässt sich auch eine deutlich steigende Energienachfrage beobachten – der Investitionsbedarf des afrikanischen Energiesektors wird bis zum Jahr 2040 auf 800 Milliarden US-Dollar geschätzt. Wo also liegt das Problem?
Investitionsmangel und Ressourcenfluch
Es mangelt in großen Teilen Afrikas eindeutig an Investitionen, welche die Verbindung zwischen Potenzial und Nachfrage darstellt. Weiterhin scheinen Investoren die Bedingungen in vielen afrikanischen Staaten zu scheuen. Daneben stellt die weitverbreitete Korruption, also der Missbrauch von anvertrauter Macht zu privatem Vorteil, ein Problem dar. Folglich werden Ressourcen im Land nicht gerecht verteilt. Zusätzlich ist das Phänomen des sogenannten „Ressourcenfluchs“ ein zunehmendes Problem. Das Phänomen beschreibt ein ansteigendes Konfliktpotenzial, wenn es etwas Wertvolles zu verteilen gibt. Beispielsweise in Nigeria lässt sich diese Problematik beobachten. Es ist eines der reichsten Länder der Welt mit großen Vorkommen an Gas, Öl und Mineralien. Trotzdem lebt die Mehrheit der Einwohner ohne Strom, da große Mengen an Öl aus den Pipelines gestohlen werden - häufig von Rebellengruppen.
Potenzial zum “grünen Kontinent”
Experten zufolge hat Afrika ein hohes Potenzial, der “grüne Kontinent” zu werden. Dazu müssen jedoch Entwicklungen im Energiesektor auf der Basis erneuerbarer Energien geschehen. Wenn dieser Ansatz verfolgt wird und Investitionen so genutzt werden, dass das Geld auch in den vorgesehenen Gebieten ankommt, gibt es vielversprechende Zukunftsaussichten für Afrika: Einerseits können Armut und Ungleichheit reduziert werden sowie das Wirtschaftswachstum gesteigert werden. Andererseits kann Afrika durch den Fokus auf erneuerbare Energien die Führung in der internationalen Klimadebatte einnehmen.
Investitionen aus Deutschland
Das deutsche Startup „Africa Greentec“ beispielsweise hat in die Einrichtung einer Vielzahl von Solarcontainern in einem malischen Dorf investiert. Dies trug dazu bei, die Energieversorgung zu sichern. Laut Stefan Liebing, Vorsitzender des Afrika-Vereins der deutschen Wirtschaft, sind generell vor allem mittelständische Projektentwickler gefragt. Viele deutsche Unternehmen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien sind bereits auf dem afrikanischen Kontinent tätig. Liebing ist sich sicher, dass jetzt, aufgrund der sinkenden Kosten für Strom aus erneuerbaren Energiequellen, der ideale Zeitpunkt sei, das afrikanische Energiesystem zu transformieren.