Am 10. Mai wurde offiziell bestätigt, dass der Solarzellenhersteller SolarWorld, der mehrere Produktionsstandorte in Deutschland hat, Insolvenz anmelden wird. Der Hersteller Solarworld ist der größte Solarkonzern Europas und stand bereits seit einiger Zeit unter finanziellem Druck und öffentlicher Beobachtung. Noch im März kündigte der Energiekonzern eine radikale Sparpolitik an, kürzte rund 400 Stellen, um aus dem Bereich der Verlustzone zu kommen. Nun wurden Vermutungen um die Insolvenz besiegelt.
Wer zeichnet sich verantwortlich für die Pleite des Unternehmens?
Die Gründe für die Insolvenz des Bonner Unternehmens sind vielfältig und verwurzelt in staatlichen und politischen Lenkungen sowie schwierigen Marktbedingungen. Laut Frank Asbeck, Chef des Unternehmens, liege der finanziellen Pleite eine Überproduktion von Solarzellen seitens China zugrunde. Durch Subventionen unterstützt, produzierten entsprechende Firmen in China in den vergangenen Jahren eine Vielzahl von Solarzellen, die auch bei deutschen Kunden einen großen Absatzmarkt fanden. Durch die entstandenen Überkapazitäten in China würden Solarzellen europaweit, so Asbeck, zu Dumpingpreisen verkauft. Eine Folge dieses Verlaufs sei die Reduktion des Weltmarktpreises um 20 Prozent.
Auch strukturelle Gründe auf Ebene der Politik und des Staates waren hinsichtlich dieser und vergangener Insolvenzmeldungen von Bedeutung.
So sind beispielsweise die staatlichen Investitionen in Solaranlagen in den vergangenen Jahren schrittweise zurückgegangen und vermehrt in die nicht-grüne Kohleenergie geflossen. Resultat waren Insolvenzmeldungen etlicher Solarunternehmen, die zwischen 2013 und 2015 innerhalb kürzester Zeit aufeinander folgten. Parallel zu der Entkräftung der deutschen Solarbranche bauten Länder wie China ihre Solarenergie im Zuge der weltweiten Energiewende weiter aus. Dieses Gefälle führte zu einem neuen Zweig, der Zukunftsarbeitsplätze in China schuf. Die deutsche Führungsposition und Wettbewerbsfähigkeit auf dem Solarmarkt nahm dadurch über die Jahre schrittweise ab.
Zahlreiche Arbeitnehmer der SolarWorld AG sehen sich nun mit Jobunsicherheit bis hin zur Arbeitslosigkeit konfrontiert. Sven Krüger, Bürgermeister des SolarWorld Produktionsstandorts Freiberg, zeigte sich zuversichtlich. „Freiberg ist ein robuster Wirtschaftsstandort mit geringer Arbeitslosigkeit. Viele Firmen in Freiberg, etwa in der Halbleiterindustrie, suchen derzeit Facharbeiter. Das eröffnet hoffentlich für viele Mitarbeiter der SolarWorld neue Beschäftigung. Uns ist aber auch klar: Das wird in vielen Fällen Zeit dauern.“, betonte der Politiker. Gesamtheitlich allerdings gibt es Grund zur Positivität: Die Arbeitslosigkeit in Deutschland führt derzeit einen Wert, der so niedrig ist, wie seit 10 Jahren nicht mehr.
Was bedeutet die Insolvenz für Kunden SolarWorlds?
Nutzer von SolarWorld-Solarzellen haben weiterhin Garantieanspruch innerhalb der gesetzlichen Gewährleistung, also der verpflichtenden Mängelhaftung seitens des Verkäufers der Solaranlage. Im Falle eines Mangels sollten Kunden sich an Ihren Verkäufer wenden, in der Regel der Installateur der Anlage, der für entsprechende Mängel haftet. Ist diese Gewährleistungsfrist abgelaufen, wechselt die Verantwortlichkeit zu dem Hersteller, also SolarWorld. Der Hersteller hat dann bei festgestellten Mängeln die Möglichkeit, Garantieansprüche zuzusprechen. Im Februar 2017 erhöhte SolarWorld die Produktgarantie auf 20 Jahre. Bei einer Insolvenz des Herstellers sind diese Garantieansprüche meist schwerer durchzusetzen. In derartiger Situation empfiehlt es sich, die Garantieansprüche bei dem Insolvenzverwalter anzumelden, der die rechtliche Rolle des Herstellers im Insolvenzfall übernimmt. Kommt es zu einer Übernahme SolarWorlds durch außenstehende Unternehmer, so ändert sich im Regelfall ausschließlich der Ansprechpartner, nicht aber die Rechte der Kunden.
Zukunft der SolarWorld AG
Die Insolvenzverhandlungen der SolarWorld sind noch nicht beendet und die Zukunft des Unternehmens steht offen. Vorerst produziert der Konzern, bis zu einer eindeutigen Übereinkunft der Situation, weiter. So sind auch die entsprechenden Auswirkungen auf Kunden nicht entschieden, bis es zu einer Klärung und Lösung des Insolvenzfalls kommt.