Der Mensch ist schon seit der Steinzeit ein Jäger und Sammler. Fleisch war schon immer ein fester Bestandteil der menschlichen Nahrung. Doch war es früher eine Besonderheit, ist es heute Standard und es herrscht Konsum im Überfluss. Was mit den Tieren und der Umwelt passiert, um unseren Fleischkonsum zu befriedigen und wie gut dieser überhaupt für die menschliche Gesundheit ist, erfahren Sie hier.
Massentierhaltung
Heutzutage gibt es weitaus weniger Betriebe als noch vor einigen Jahrzehnten. Dafür nimmt die Größe der Betriebe zu. Die globale Fleischproduktion hat sich in den letzten 50 Jahren verdreifacht und könnte bis 2050 erneut um 85% wachsen. Seit 1975 gibt es für die großen Betriebe, mit einer Vielzahl an Tieren, einen Begriff: Massentierhaltung.
Der Begriff definierte anfangs eine neuen Verordnung für Betriebe, die mehr als 1.250 Schweine hielten und besondere Hygiene-Anforderungen erfüllen mussten. Heute hat das Wort für viele eine negative Konnotation und beschreibt den Zustand, in dem die Tiere gehalten werden.
Die Haltung der Tiere, der Platz pro Einzeltier sowie die Anzahl der Tiere pro Betrieb sind wichtige Faktoren, die man infrage stellen sollte, wenn einem der Tierschutz wichtig ist. Es gibt viele Punkte, welche die Massentierhaltung vor ethische Zwiespälte stellt:
- In der Massentierhaltung werden die Tiere in zu großen Gruppen gehalten. So entsteht keine stabile Rangordnung und durch ständige Rangordnungskämpfe leiden die Tiere unter großem Stress.
- Zur Verhinderung dieser Kämpfe werden den Tieren in schmerzhaften Eingriffen ohne Betäubung beispielsweise die Zähne oder Schnäbel gekürzt oder Hörner entfernt, damit sie sich nicht gegenseitig verletzen können.
- Die Tiere leben auf engsten Räumen, oft in Käfigen, Anbindehaltungen oder in Ställen ohne Tageslicht, in reizarmen Umgebungen.
- Die Bewegungsmöglichkeiten der Tiere sind sehr eingeschränkt.
- Eine Möglichkeit zum Ausleben des arteigenen Verhaltens ist nicht gegeben. Dies führt zu Stress, Frustration und schlechter Gesundheit, was sich dementsprechend in Aggressivität, Ängstlichkeit, Sereotzpien und Kannibalismus widerspiegelt.
- Effektive Gesundheitskontrollen der Einzeltiere sind ausgeschlossen, ebenso wie eine tierärztliche Versorgung. Die Tiere sind krankheitsanfällig und bekommen oft viele Medikamente verabreicht.
Betriebe kalkulieren mit etwa 20% Verlust ihrer Tiere. Dies bedeutet, ein Fünftel der Tiere überleben die Lebensbedingungen nicht lange genug, um weiterverkauft zu werden. Der Verkauf von Schweinen etwa geschieht nach circa 100 Tagen. Bis ein Schwein vollständig ausgewachsen ist, dauert es ungefähr vier Jahre. Es werden also vor allem Jungtiere geschlachtet.
Nicht nur die Masse der Tiere ist ein Problem, auch kleinere Betriebe sind kein Garant für Tierwohl. Hier sollte vor allem die Belegdichte statt der Bestandsgröße im Fokus stehen.
Tiertransport
Doch nicht nur die Unterkunft ist für viele Tiere eine Qual. Der Transport der Tiere bedeutet ebenfalls großes Leid. Wenn man sich die Zahlen anguckt, fällt es einem schwer, sich die Menge an Tieren vorzustellen. So werden innerhalb der EU und in Drittländern jährlich ca. 350 Millionen lebende Säugetiere und 1 Milliarde Geflügel gehandelt. In Deutschland allein werden 59 Millionen Schweine und 3,6 Millionen Rinder geschlachtet, welche vom Betrieb der Geburt zum Mastbetrieb und vom Mastbetrieb später zum Schlachthof gefahren werden.
Der Transport ist meist problematisch, weil die LKWs überladen sind, Transporte bei extrem heißen Temperaturen stattfinden, die Tiere nicht angemessen versorgt und grob misshandelt werden. Zusätzlich dauern die Transporte oft zu lang. Die EU-Transportverordnung und ihre Durchführungsverordnung sind dafür da, den Schutz der Tiere sicherzustellen. Die Bestimmungen reichen jedoch leider nicht aus und werden täglich von Vielen missachtet.
Ebenfalls moralisch fragwürdig ist, was nach dem Transport mit den Tieren geschieht. Aus Deutschland werden etwa 81.000 Rinder in Drittstaaten außerhalb Europas transportiert. Ihre Schlachtung findet oft auf grausame Art statt. Dagegen wird jedoch nichts unternommen.
Umwelt
Mit dem Anstieg des Fleischkonsums steigt auch die Belastung für die Umwelt. Es kommt zur Überdüngung, Pestizid-Verschmutzung, Wasserknappheit, der Verbreitung von Seuchen, und Tierquälerei.
Statt Weiden für den Auslauf der Tiere zu nutzen, wird immer mehr Ackerfläche für den Anbau von Futter genutzt. Mehr als drei Viertel des Agrarlandes auf der Erde dienen der Herstellung tierischer Produkte.
Durch die Abholzung der Regenwälder für den Sojaanbau entstehen Monokulturen und weitere Folgen, die den Klimawandel beeinflussen. Sojaschrot und Raps sind wichtige Eiweißlieferanten für das Mischfutter des Tiermasts, damit die Tiere möglichst schnell ihr Schlachtgewicht erreichen. Der Deutsche verzehrt etwa 60 Kilo Fleisch pro Jahr. Für diese Menge braucht man 36 Kilo Soja als Futter.
Laut der UNO ist insgesamt die Haltung und Verarbeitung von Tieren für fast 15% aller weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die Produktion von Tiernahrung sei laut einem Forscherteam für 30% des Treibhausgas Effektes verantwortlich.
Durch die Massentierhaltung fallen hohe Mengen an Ammoniak an. Dies entsteht, wenn Harnstoff oder Eiweiß in den Exkrementen der Nutztiere zersetzt wird. Die Emissionen entstehen weitestgehend im Stall, bei der Ausbringung der Gülle und bei der Lagerung in großen Tanks. Freigesetzter Ammoniak wandelt sich in Ammonium und Ammoniumsalze um. Sickern Ammoniak oder Ammonium in Böden und Gewässer ein, kommt es zur Versauerung. Nährstoffarme Flächen wie Wälder oder Moore, belastet es mit Stickstoff und es kommt zur Überdüngung.
Gesundheit
Viele von uns konsumieren tagtäglich Fleisch ohne große Hintergedanken dabei zu haben. In Deutschland isst jeder Bürger im Schnitt rund 1,15 Kilogramm Fleisch pro Woche. Im Jahr 2020 ist der Fleischkonsum auf ein Jahrzehnte-Tief gesunken. Demnach haben die Deutschen im Vergleich zu 2019 insgesamt 750 Gramm weniger Fleisch pro Person gegessen, also im Jahr knapp 57,3 Kilogramm. Doch wie gesund ist der Fleischkonsum überhaupt?
Der Fleischkonsum beeinflusst die Darmflora. Im Darm leben Millionen von Bakterien, das sogenannte Mikrobiom. Das Mikrobiom spielt eine große Rolle bei der Immunabwehr und ist abhängig davon, wie man sich ernährt und lebt. Bei hohem Fleischkonsum vermehren sich dort potenziell aggressive Bakterien, welche Entzündungen oder im schlimmsten Fall Darmkrebs verursachen.
Forscher von der Harvard School of Public Health haben herausgefunden, dass Menschen, die regelmäßig rotes Fleisch essen, häufiger an Diabetes, Herz-Kreislaufstörungen oder Darmkrebs erkranken. Die Gründe, die dazu führen, sind noch nicht erforscht. Forschungen belegen, dass bereits eine geringfügige Reduktion des Fleischkonsums um drei Mahlzeiten pro Woche mit einer um bis zu 1,5% reduzierten Gesamtsterblichkeit und einer um 1,8% reduzierten Krebssterblichkeit zusammenhängt.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sorgte Mitte 2015 ebenfalls für Aufsehen, nachdem sie veröffentlichten, dass der Verzehr von verarbeitetem Fleisch das Risiko an Darmkrebs zu erkranken signifikant erhöht. Gesundheitsschädlich hier sind vor allem die Stoffe, welche bei der Verarbeitung entstehen. Dies sind beispielsweise polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, welche beispielsweise im geräucherten Fleisch vorkommen. Die WHO stufte verarbeitetes Fleisch als sicher krebserregend ein, womit es sich auf einer Gefährdungsstufe mit Zigaretten befindet.
Außerdem spielt Fleisch beim weltweiten menschlichen Problem des Übergewichts eine Rolle. Rund 2,2 Milliarden Menschen weltweit sind übergewichtig oder sogar fettleibig. Eine Folge kann auch hier Diabetes, Herz-Kreislaufstörungen oder Krebs sein.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt 300 bis 600 Gramm pro Woche. Eine Alternative zu echtem Fleisch bietet In-Vitro-Fleisch, also in Laboren gezüchtetes Fleisch. Bis diese Option marktfähig ist, wird es jedoch noch einige Jahre dauern.
Fazit
Der Fleischkonsum stellt den Menschen vor eine Menge moralische Fragen. Vielen fällt es jedoch schwer, auf Fleisch zu verzichten oder wollen es auch gar nicht. Wenn man weiter Fleisch konsumieren möchte, sollte man zumindest darauf achten, woher das Fleisch kommt. Am Besten kauft man es bei einem Schlachter seines Vertrauens. Zusätzlich ist es ratsam, nur die empfohlene Menge an 300-600 Gramm Fleisch pro Woche zu konsumieren.