Nach der Ankündigung der "Organisation erdölexportierender Länder" (OPEC) sowie weiterer wichtiger Ölförderstaaten Ende letzter Woche, das seit Januar geltende Produktionslimit zu verlängern, sind die Ölpreise auf dem Weltmarkt gefallen. Grund dafür sind vor allem enttäuschte Hoffnungen von Marktbeobachtern.
Die Entscheidung
Seit Januar diesen Jahres gilt ein Ölförderungslimit für die Mitglieder der OPEC sowie ihre Partnerländer. Grund dafür war der rasante Fall der Ölpreise: Anfang 2016 lag der Preis für ein Barrel Öl zum ersten Mal seit 2013 unter 30 Dollar – nur eineinhalb Jahre zuvor lag dieser noch bei 115 Dollar. Durch das Förderungslimit erhofft man sich, das Überangebot an Öl auf dem Markt zu senken und so die Ölpreise zu stabilisieren. Nun entschieden sich die OPEC-Mitglieder zusammen mit 11 weiteren ölfördernden Staaten, das Förderlimit, das ursprünglich bis einschließlich Juni diesen Jahres vorgesehen war, bis März 2018 zu verlängern. In der Praxis bedeutet dies, dass täglich 1,8 Millionen Barrel weniger Öl gefördert werden.
Weg mit der globalen Ölschwemme
Durch die Verlängerung des Förderlimits soll ein Teil der überhöhten Lagerbestände an Öl abgebaut werden. Falls alles nach Plan läuft, soll der Lagerüberhang bis Ende März 2018 reduziert werden. Allerdings ist die Verlängerung des Förderlimits eine Gradwanderung zwischen einem Versuch der Preisstützung auf der einen Seite und einem Kampf um Marktanteile auf dem globalen Ölmarkt auf der anderen Seite. Besonders Unruhestaaten wie Venezuela sind auf die Einnahmen aus dem Ölexport angewiesen – und da kann sich sowohl ein Preissturz als auch ein Verlust an Marktanteilen als problematisch erweisen. Experten prognostizieren, dass die Kürzungen nicht ausreichen werden, um den Ölpreis genügend zu stabilisieren.
Die Allianz zwischen Saudi-Arabien und Russland
Wichtige Entscheidungsträger scheinen dabei Saudi-Arabien und Russland zu sein. Beide Staaten können von einem stabilen Ölpreis und somit einer zeitlichen Verlängerung des Förderlimits profitieren: In Russland stehen in knapp einem Jahr Neuwahlen an – und da lässt es sich mit stabilen Ölpreisen punkten. Die Saudis hingegen wollen einen Teil des Konzerns Saudi Aramco an die Börse bringen. Fallende Ölpreise wären da unvorteilhaft, da diese die Erlöse verringern würden. Darum fällt der Preis trotzdem weiter. Insider diagnostizieren, dass sich Marktbeobachter eine Drosselung über einen längeren Zeitraum für eine Stabilisierung der Preise erhofft hätten. Die Verlängerung des Förderlimits um nur neun Monate hat die Marktbeobachter enttäuscht. Als Reaktion gab es fallende Kurse im Ölpreis – bereits am Tag nach der Entscheidung wurde Öl um bis zu 5% günstiger.
Was bedeutet das für deutsche Verbraucher?
Für deutsche Verbraucher hat der Ölpreisfall weitgehend positive Auswirkungen: Die Kraftstoffpreise sind im Vergleich zur Vorwoche zwar nur leicht gesunken – beispielsweise sank der Preis für einen Liter Super E10 um 0,5 cent auf 1,345 Euro. Dafür können sich Bezieher von Heizöl über anhaltende Preissenkungen freuen – aktuell liegt der Preis bei 52,22 Euro pro 100 Liter. Zum Vergleich: Vor rund einer Woche lag der Preis noch bei rund 57 Euro. Experten empfehlen Heizölkunden mit dem Kauf noch einige Tage zu warten, da sich der Ölpreis derzeit in einer Phase der Neuorientierung befinde und weitere Preisnachlässe wahrscheinlich sind.
Gute Aussichten für Fracking in den USA
Falls sich der Ölpreis tatsächlich langfristig stabilisiert, macht er die moderne, aber umstrittende Förderungsmethode des Frackings in den USA attraktiver. Dabei werden Schieferölfelder erschlossen, die Kerogen, eine Vorstufe von Erdöl, erhalten. Durch technologische Fortschritte können Firmen nun bereits ab einem Ölpreis von 30 Dollar Profit machen. Langfristig könnten die USA das OPEC-Kartell also verdrängen. Allerdings wird von Umweltschützern vor allem der Einsatz von Chemikalien kritisiert, die Mensch und Umwelt gefährden können.