Die Elektroautos des kalifornischen Herstellers Tesla gelten allgemein als „High-End“-Ware und kaum erschwinglich für die breite Masse. Das soll sich nun ändern – doch wie kürzlich bekannt wurde, haben Tesla und dessen CEO Elon Musk mit massiven Produktionsproblemen zu kämpfen. Ist das Projekt eines Elektrofahrzeugs für die Mittelklasse damit geplatzt?
Bereits 2006 begann Firmenchef Musk an seiner Vision eines deutlich preiswerteren Tesla-Wagens zu arbeiten. Derzeit kosten Tesla-Fahrzeuge – erhältlich in den Modellen S und X – $100,000 oder mehr. Das neue Model 3 soll bereits für einen vergleichsweise geringen Preis von $40,000 auf dem breiten Markt erhältlich sein. Um dies zu ermöglichen, war das ursprüngliche Ziel, eine Produktion von wöchentlich 5000 Autos. Derzeit verlassen wöchentlich jedoch lediglich 2000 Autos die Tesla-Werkshallen.
In einer E-Mail an Mitarbeiter und Zulieferer vom 17. April 2018 ließ Musk verlauten, dass die ursprüngliche Zielsetzung von 5000 Fahrzeugen pro Woche nun auf 6000 aufgestockt werden müssen. Grund dafür seien die aufgetretenen Herstellungsstörungen, herbeigeführt durch eine übertriebene Automatisierung der Vorgänge, welche letztendlich sogar zur Produktionsunterbrechungen in den Tesla-Fabriken in Kalifornien und Nevada führten. Laut Musk sind diese Produktionspausen notwendig, um die Standorte nun auf die massive Erhöhung der Produktion vorzubereiten und entsprechend aufzurüsten. Zudem, so heißt es in der Mail, werden 400 weitere Mitarbeiter eingestellt und zusätzliche Schichten eingeführt, um an 7 Tagen der Woche, 24h lang produzieren zu können.
Neben Lob und gutem Zureden, übte der Tesla-CEO auch Kritik in seinem Schreiben aus. Zum einen drückte Musk seine Enttäuschung über die Zusammenarbeit mit den Vertragspartnern des Elektroherstellers aus und verglich diese mit russischen Matrjoschka-Puppen. So treten viele der Hauptzulieferer des Autobauers den Vertrag an Subunternehmer ab und dieser wiederum gibt es an seinen Subunternehmer weiter. Schwierigkeiten in Zusammenhang mit diesen Abläufen bereiten extra Mühe, extra Arbeit und extra Kosten für den Hersteller, schreibt Musk in seiner E-Mail. Außerdem beharrt der Firmenchef auf eine Straffung der Arbeitsprozesse und Kosteneinsparungen innerhalb des Betriebes. Die Zahl der Kooperationen Teslas sei zu hoch, ebenso wie die Zahl der durchgeführten Meetings. Zudem müssen künftig alle betrieblichen Ausgaben, welche über einer Million Dollar liegen, von Musk persönlich abgesegnet werden. Zu guter Letzt verkündete der südafrikanische CEO, dass jeder Zulieferer sowie jede Abteilung – welche sich nicht in der Lage sehe, die Zielsetzung von 6000 Fahrzeugen pro Woche zu erreichen – ihm persönlich eine „sehr gute Erklärung“ und einen „Plan zur Problemlösung“ vorzulegen habe.
Anleger und Beobachter reagieren nervös auf die Entwicklungen beim Elektroauto-Pioniers, welcher seit dem Jahr 2010 insgesamt nur zwei profitable Quartale vorzuweisen hat. Sollte Tesla das Fiasko jedoch abwenden können und sein Model 3 massentauglich verkaufen können, würde dieses sowohl für den Autobauer als auch für Fahrzeughalter einen echten Erfolg darstellen.