Falls Sie bereits einen längeren Aufenthalt außerhalb von Deutschland hatten, sei es beruflich oder privat, ist Ihnen bestimmt aufgefallen, dass andere Länder andere Stromspannungen haben. Dies führt oftmals dazu, dass viele elektronische Geräte, welche in Deutschland verwendet werden, im Ausland nicht einfach so benutzt werden können. Hinzu kommen auch noch andere Arten von Steckdosen, welche einen Adapter benötigen. Doch wieso haben Länder überhaupt unterschiedliche Stromspannungen und Steckdosen? Und wieso werden diese nicht vereinheitlicht? Lesen Sie nachfolgend alles Wissenswerte rund um die unterschiedlichen Stromspannungen.
Sollten Sie viel Reisen, kennen Sie das Problem: Der Stecker des Handyladegerätes passt nicht in die Steckdose vor Ort. Weltweit gibt es tatsächlich mehr als 14 verschiedene Arten von Steckdosen und entsprechend viele Steckertypen. Ein Reiseadapter kann hier Abhilfe verschaffen. Abgesehen vom Handyladegerät, sollten andere elektronische Geräte selbst mit einem Steckdosenadapter noch nicht einmal in die Steckdose gesteckt werden, da das Geräte nicht mit der Stromspannung des jeweiligen Landes kompatibel ist. Die Stromspannung in Deutschland ist beispielsweise circa 230 V (Volt), wahrend es in Frankreich nur 220 V sind. In den USA wiederum beträgt die Stromspannung gerade einmal 110 V und in Japan nur 100 V. Die Frequenzen können entweder 50 oder 60 Hz betragen.
Woher kommen die weltweit unterschiedlichen Stromspannungen?
Das Problem der unterschiedlichen Stromspannungen, welche sich von Land zu Land unterscheiden können, hat historische Gründe und geht auf einen regelrechten Kampf zwischen George Westinghouse, Nikola Tesla und Thomas Edison zurück.
Der amerikanische Erfinder Thomas Edison bevorzugte für seine Ideen und Forschungen Gleichstrom-Technik mit 110 V. Dass Edison die niedrigere Voltzahl während seiner Arbeiten aus Sicherheitsgründen bevorzugte, ist nachvollziehbar. Dennoch entpuppte sich die Gleichstrom-Technik als eine Einbahnstraße, da sich Gleichstrom nur über kurze Distanzen ohne Energieverlust transportieren lässt.
Der amerikanisch-serbische Elektroingenieur und Physiker Nikola Tesla sowie George Westinghouse, ebenfalls ein Erfinder, bevorzugten damals, während ihrer Forschungen an Elektrizität, die Wechselstrom-Technik (AC) 240 V und 60 Hz. Wechselstrom hat gegenüber Gleichstrom den Vorteil, dass sich Wechselstrom mit äußerst geringem Energieverlust, selbst über große Distanzen, transportieren lässt.
Edison, Westinghouse und Tesla lieferten sich daraufhin einen regelrechten Kampf: Jeder möchte seine Idee umsetzen und die Welt mit Strom versorgen. Edison wollte die Bevölkerung vor dem Wechselstrom seines Konkurrenten Tesla warnen und tat dies mit unethischen Methoden. In öffentlichen Darstellungen tötete Edison Hunde, Pferde und sogar einen Elefanten mit Wechselstrom. Edison entwarf sogar einen Elektrischen Stuhl, welcher mit einem Wechselstrom-Generator betrieben wurde - alles nur, um seine Idee des Gleichstroms durchzusetzen. Letztendlich halfen all seine zwielichtigen Taten Edison jedoch nicht und Tesla sowie Westinghouse gewannen dennoch den Kampf des Stroms. Der Sieg von Westinghouse und Tesla wurde besiegelt, als diese im Jahr 1893 den Auftrag zur Beleuchtung der damaligen Weltausstellung in Chicago gewannen. Die beiden Erfinder konnten Edison in der Ausschreibung um rund 1 Millionen US-Dollar unterbieten.
Während des 19. Jahrhunderts kam es durch die unterschiedlichen Einflüsse von Tesla und Edison dennoch dazu, dass die entwickelten Stromspannungen weltweit für die verschiedensten kommerziellen elektronischen Geräte verwendet wurden. Die genutzten Frequenzen, 50 bzw. 60 Hz, sowie Stromspannungen zwischen 100 bis 240 V wurden hierbei anfangs willkürlich gewählt. Firmen wie AEG spielten damals eine maßgebliche Rolle, denn die von Elektrofirmen gewählten Spannungen und Frequenzen breiteten sich mit der Popularität ihrer Produkte ebenso national als auch international aus. Daraus entstand ein weiterer Konkurrenzkampf: Jede Elektrofirma wollte ein Monopol etablieren, sodass Produkte von anderen Unternehmen nicht im eigenen Land genutzt werden konnten.
Erst seit den 1940er-Jahren besaßen zunehmend mehr Privathaushalte elektronische Geräte. Zu diesem Zeitpunkt waren jedoch die unterschiedlichen Stromspannungen sowie die dafür entwickelten Steckertypen und Steckdosen bereits im jeweiligen Land bzw. Kontinent zu weit verbreitet, als dass eine weltweite Vereinheitlichung einfach und kostengünstig durchzuführen gewesen wäre. Somit wurde der Zeitpunkt verpasst, an welchem die weltweiten Stromsysteme einfach aneinander angepasst hätten werden können. Es gab dennoch Bemühungen, die Netzspannung zumindest in Europa zu vereinheitlichen. Bereits seit 1987 wurde daran gearbeitet, die Spannung in allen europäischen Ländern schrittweise auf circa 230 V zu erhöhen. Dies konnte tatsächlich erfolgreich umgesetzt werden, allerdings dauerte dieses Vorhaben insgesamt bereits über 15 Jahre.
Wieso haben wir so viele Arten von Steckdosen?
Nachdem elektronische Haushaltsgeräte Anfang des 20. Jahrhunderts mehr und mehr zum Alltag gehörten, musste ein sicherer Weg entwickelt werden, wie man diese mit dem Stromnetzwerk verbinden konnte. Jedes Land entwickelte hierfür ihren eigenen Standard. Die Erfinder in den verschiedenen Ländern kamen alle mit unterschiedlichen Lösungen daher, welche sich zwar stark ähnelten, aber dann doch nicht komplett identisch waren. Dies stellte damals noch kein großes Problem dar, da die weltweite Mobilität noch nicht so weit fortentwickelt war wie es heutzutage der Fall ist. Zwar wurde im Laufe der Zeit festgestellt, dass die Vielzahl der weltweit vorhandenen Steckertypen zu Problemen führte, eine Vereinheitlichung war hier jedoch ebenfalls nicht erfolgreich. Es konnte keine Einigung gefunden werden, welcher Steckertyp der universellste sein könnte. Zudem erschien eine Implementierung von solch einem theoretischen, universellen Steckertyp zu kostenaufwendig. Heutzutage unterscheidet man zwischen Steckdosen des Typs A bis M.
Was sollte beachtet werden, wenn man in ein Land mit einer anderen Stromspannung reist?
Sollten Sie beruflich oder privat in ein Land reisen, welches eine andere Stromspannung hat als Deutschland, sollten Sie folgendes beachten:
- Bringen Sie einen Steckdosenadapter mit sich, sodass Sie Ihre mitgebrachten Elektrogeräte verwenden können.
- Achten Sie vorab darauf, welche Stromspannung auf Ihren Geräten vermerkt ist. Jedes Gerät zeigt Ihnen an, mit welcher Stromspannung dieses verwendet werden kann. Mittlerweile ist es möglich, viele Geräte mit einer Stromspannung von 100 bis 230 V zu betreiben.
- Sollte Ihr Gerät jedoch nicht mit der Stromspannung vor Ort kompatibel sein, kann Ihnen ein Transformer dabei helfen, die Stromspannung umzuwandeln.
- Nehmen Sie kein Gerät in Betrieb, welches für eine niedrigere Stromspannung ausgelegt ist. Wenn Sie zum Beispiel ein Geräte, welches 110 V benötigt, in eine 230 V stecken, kann es zu einer Überspannung kommen. Dies kann dazu führen, dass Ihnen im besten Fall die Gerätesicherung rausfliegt, im schlimmsten Fall jedoch dazu, dass Ihr Gerät durchbrennt und Sie sich und Ihre Umgebung Schaden zufügen können.
- Ein Gerät, welches hingegen mit einer Unterspannung betrieben wird, d.h. dass ein Gerät, welches für 230 V ausgelegt ist, in eine 110 V Steckdose gesteckt wird, wird, wenn überhaupt, nur mit einer erheblich abgesenkten Leistung funktionieren.
Fazit
Der historische Kampf um den Strom hat dafür gesorgt, dass wir heutzutage weltweit unterschiedliche Frequenzen und somit auch Stromspannungen sowie Steckertypen haben. Achten Sie auf Reisen darauf, einen entsprechenden Steckdosenadapter mit sich zu führen. Stellen Sie zuvor unbedingt sicher, mit welchen Stromspannungen das jeweilige Gerät betrieben werden kann. So vermeiden Sie, dass Sie Ihre Geräte unabsichtlich zerstören oder sich selbst und ihrer Umgebung Schaden zufügen. Sollten Sie die Geräte auf Reisen benötigen, kann ein Transformer Abhilfe verschaffen.