Bisher gibt es hinsichtlich einer virtuellen Cloud, d.h. eine Plattform, auf welcher Daten zentral gespeichert werden können, für viele Nutzer in Europa ein Problem: Die verfügbaren und vor allem verlässlichen Clouds werden von im Ausland ansässigen Unternehmen wie beispielsweise Google, Microsoft und Amazon angeboten. Dies kommt mit vielen Problemen einher, insbesondere hinsichtlich der geltenden Datenschutzverordnungen. Nun soll eine europäische Cloud, “Gaia-X” genannt, ins Leben gerufen werden. Lesen Sie im nachfolgenden Artikel alles Wissenswerte rund um Gaia-X.
Der Start einer digitalen Mondrakete
Die derzeitige Situation weltweit, ausgelöst von der Pandemie, zeigt uns so deutlich wie nie zuvor, wie wichtig eine verlässliche und sichere IT-Infrastruktur ist. So müssen beispielsweise sensible Firmendaten hoch- und runtergeladen sowie zentral gespeichert werden, da viele Unternehmen ihren Betrieb auf Home-Office umgestellt haben. Das Projekt Gaia-X soll ermöglichen, dass eine europäische Dateninfrastruktur entsteht, in welcher sensible Daten, basierend europäischen Sicherheitsanforderungen, gespeichert und die Rechte des Dateninhabers geschützt sowie gewahrt werden. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) bezeichnet das Unterfangen Gaia-X, an welchem Deutschland und Frankreich sowie große europäische Unternehmen, wie zum Beispiel Siemens, SAP, die Telekom und BMW, gemeinsam arbeiten, als den “Start einer digitalen Mondrakete”. Diese Bezeichnung macht deutlich, wie wichtig das Vorhaben einer europäischen Datenspeicherung ist. Ins Leben gerufen wurde das Projekt Gaia-X bereits Ende 2019. Seitdem haben Vertreter aus Bereichen der Wissenschaft, Wirtschaft und Politik daran gearbeitet, eine verlässliche sowie vertrauenswürdige Plattform zu erstellen, auf welcher Daten, sei es von Privatpersonen oder Unternehmen, gespeichert werden können. Die zukünftige, europäische Datencloud soll jedoch nicht nur Privatpersonen und Unternehmen innerhalb Europas, sondern ebenfalls von außerhalb Europas, zur Verfügung stehen.
Ein ”Projekt von Europa für Europa”
Ein ”Projekt von Europa für Europa”, betitelt das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) die entstehende neue Datenstruktur. Bisher ist Europa, aufgrund von fehlenden Alternativen, von Amerika und China abhängig, wenn es um das Speichern von Daten geht. Die amerikanischen Cloud-Services wie beispielsweise Google, Microsoft, Amazon und IBM dominieren die weltweiten digitalen Infrastrukturen. Auch China mischt hierbei mit und bietet große Cloud-Services an, wie zum Beispiel mit der Alibaba Cloud. Doch Europa möchte in dieser Hinsicht weder von Amerika noch China abhängig sein und aufgrund dessen seine eigene digitale Infrastruktur ins Leben rufen. Die Erstellung dieser digitalen Cloud ist jedoch nur ein Teil einer größeren Bewegung. Europa möchte sich nicht nur hinsichtlich seiner Cloud unabhängig machen, sondern strebt ebenso an, den europäischen Markt für Mikroprozessoren und einer schnellen Netzinfrastruktur zu stärken. Dies sei unabdingbar, damit Europa weiterhin wettbewerbsfähig bleibt. Zudem würde es Europa dabei verhelfen, nicht durch geopolitische Machtkämpfe, welche sowohl die USA als auch China ausüben, getroffen werden zu können. Wie sehr diese Machtkämpfe ein Land bzw. IT-Unternehmen treffen können, zeigt sich an dem anhaltenden Streit zwischen den USA und China hinsichtlich des IT-Giganten Huawei.
Das Problem mit dem Datenschutz
Hinsichtlich der bestehenden Cloud-Services, welche ihre Datencenter und Server zum Beispiel in Amerika oder China haben, ist es den europäischen Behörden ein Dorn im Auge, dass diese den ausländischen und nicht den europäischen Sicherheitsgesetzen unterliegen. Gaia-X hingegen soll den strengen EU-Datenschutzregeln gerechnet werden. Diese Versprechungen schüren das Interesse aus der europäischen und internationalen Wirtschaft, zu einer solch streng geregelten Datenspeicherung Zugriff zu erhalten. Jedoch wurden bereits ebenso Kritikerstimmen laut, welche verlauten lassen, dass Europa sich hinsichtlich des Unterfangens, mit Gaia-X eine streng regulierte Dateninfrastruktur zu schaffen, übernehmen würde.
Bisher mangelte es an finanziellen Mitteln
Der Wunsch, dass Europa seinen eigenen digitalen Cloud-Service hat, ist nicht neu. Bereits im letzten Jahr stellte Altmaier das Projekt Gaia-X im Rahmen des Digital Gipfels vor. Damals, vor dem Ausbruch der Pandemie, wurde das Projekt jedoch nur belächelt. Zu groß seien die Investitionslücken, welche gefüllt werden müssten. Von der Europäischen Kommission wurde diese Lücke auf rund elf Milliarden Euro beziffert. Gerade einmal zwei Millionen dieser Summe werden aus dem EU-Budget zur Verfügung gestellt.
Fazit
Das Ziel von Gaia-X ist, dass eine neue Dateninfrastruktur entsteht, welche den hohen europäischen Sicherheitsanforderungen gerecht werden kann. Das BMWi beschreibt Gaia-X als ein Projekt, welches von Europa für Europa geschaffen wird. Vertreter aus verschiedenen Ländern arbeiten daran, dass Gaia-X benutzerfreundlich, sicher und vertrauensvoll verfügbar sein wird.