Ist es Ihnen auch schon einmal passiert, dass ein neu gekauftes Produkt genau dann den Geist aufgibt, sobald dessen Gewährleistungszeitraum abgelaufen ist? Dies Phänomen heisst “geplante Obsoleszenz” - und es kommt öfter vor als wir es uns wünschen. Lesen Sie nachfolgend alles um die geplante Obsoleszenz und was sich hinter diesem Begriff versteckt.
Die geplante Obsoleszenz
Das Wort “Obsoleszenz” kommt aus dem lateinischen von “Obsolescere”, welches sich auf deutsch zu “Alterung” übersetzen lässt. Bei der geplanten Obsoleszenz handelt es sich somit um das geplante Altern von Produkten, d.h. dass Produkte künstlich und frühzeitig verschleißen, welches entweder zu einer verminderten Leistungsfähigkeit oder gar zu einem kompletten Funktionsverlust führt. Hierbei handelt es sich in der Regel um elektronische Geräte, wie beispielsweise Smartphones, Drucker, Waschmaschinen, Fernseher oder Laptops. Jedoch kann es sich beispielsweise auch um Kleidung handeln, welche aufgrund von Trends als nicht mehr zeitgemäß betrachtet wird und ersetzt werden soll.
Formen der Obsoleszenz
Zu unterscheiden sind verschiedene Formen der Obsoleszenz:
- Technische Obsoleszenz: Zu diesem Oberbegriff gehören qualitative und funktionelle Obsoleszenz. Dementsprechend zählt hierzu beispielsweise der Funktionsverlust aufgrund der Verwendung von minderwertigen Materialien. Die Verwendung von hochwertigeren Materialien, welche eine längere Lebenszeit des Produktes ermöglichen würden, findet hierbei vorsätzlich nicht statt. Ebenso kann eine technische Obsoleszenz dann vorliegen, wenn das noch funktionstüchtige Produkt durch ein neues Produkt ersetzt wird. Oftmals ändern sich Produktanforderungen mit der Zeit, basierend auf technologischem Fortschritt. Das neue Produkt soll hierbei die Aufgabe des alten Produktes ‘noch besser’ durchführen können. Zu dieser Kategorie gehört zum Beispiel, wenn Sie Ihren noch funktionstüchtigen DVD-Spieler mit einem Blu-Ray-Spieler ersetzen, um Filme in noch besserer Qualität gucken zu können. Oder Sie erwerben ein neues Smartphone aufgrund dessen schnelleren Prozessors, obwohl ihr derzeitiges Smartphone noch funktionsfähig ist.
- Werkstoffliche Obsoleszenz: Diese bezieht sich auf die Leistungsfähigkeit gewisser Teile des Produkts. Kleinteile gehen oftmals schnell kaputt und sorgen so für eine geringere Leistungsfähigkeit oder einen kompletten Funktionsausfall des Produkts. Ein Beispiel wären hier die Akkus vieler Smartphones, welche deren Leistungsfähigkeit in erheblichem Ausmaß vermindern können.
- Psychologische Obsoleszenz: Diese Kategorie steht im Zeichen der Wegwerf-Gesellschaft, denn sie geschieht aufgrund von Trends, Moden und dem allgemeinen Konsumwahn des 21. Jahrhunderts. Die psychologische Obsoleszenz geschieht beispielsweise durch Werbeaktionen, welche Ihnen vermitteln sollen, dass Sie eine neuere Version des Produkts benötigen, obwohl das Produkt, welches Sie derzeit besitzen, noch voll funktionstüchtig ist. Dies kann zu einem wahren Konsumzwang führen.
- Ökonomische Obsoleszenz: Hierbei handelt es sich um die unverhältnismäßigen Kosten, welche durch eine Reparatur oder Instandsetzung eines Produktes entstehen würden, sollte dieses kaputt gehen. Oftmals lohnen sich die damit verbundenen Kosten nicht, da der Neukauf des Produktes günstiger ausfällt. Drucker sind beispielsweise in ihrem Anschaffungspreis mittlerweile so günstig, dass sich eine Reparatur derer in den seltensten Fällen wirtschaftlich lohnt und der Kauf eines neuen Druckers unter dem Strich die günstigere Option ist. Ob dies umwelttechnisch gesehen die beste Alternative ist, sei dahin gestellt.
Kein neues Phänomen des 21. Jahrhunderts
Die geplante Obsoleszenz soll von Herstellern vieler Produkte aus marktstrategischen Gründen künstlich herbeigeführt werden. Dabei handelt es sich allerdings um kein neues Phänomen des 21. Jahrhunderts. Bereits in den 1920ern wurde in den USA über geplante Obsoleszenz gesprochen, als Autohersteller Verkaufsstrategien entwickelten, welche die Verbraucher dazu anregen sollten, alle drei Jahre ein neues Auto zu kaufen, obwohl deren Auto noch voll funktions- und verkehrstüchtig war. Um den gleichen Zeitraum herum wurde der Fall des Phoebuskartells bekannt: Die damals führenden Glühbirnenhersteller schlossen sich zusammen, um die Nachfrage nach Glühbirnen künstlich zu steigern, indem sie die Lebensdauer aller Glühbirnen absichtlich verkürzten.
Wissenschaftlich überprüfen lässt sich das Phänomen der geplanten Obsoleszenz nicht und es gibt Befürworter sowie Gegner dieses Konzepts. Da der Verbraucher dazu verpflichtet ist, einen Beweis für den Defekt vorzulegen, können sich die Hersteller in der Regel auf den natürlichen Verschleiß deren Produkts berufen. Das Umweltbundesamt hatte sich dem Problem der geplanten Obsoleszenz in 2016 angenommen und hatte sich gegen die Existenz des Problems ausgesprochen. Kritiker warfen dem Umweltbundesamt in einer Stellungnahme jedoch vor, dass deren Definition der geplanten Obsoleszenz zu strikt gewesen sei. Laut der Definition des Umweltbundesamts würde eine geplante Obsoleszenz nur dann zutreffen, wenn ein Gerät einen eingebauten Kalender hätte, welcher das genaue Datum vorgebe, an welchem das Produkt nicht mehr funktionstüchtig sein wird.
Der geplanten Obsoleszenz entgegenwirken
Das Phänomen der geplanten Obsoleszenz kommt mit vielen Problem daher: Zum einen sind die hohen Kosten für den Verbraucher zu bedenken. Elektronische Geräte können oftmals sehr kostspielig sein und das Ersetzen eines Smartphones oder Laptops kostet in der Regel mehrere Hundert Euros. Neben dem Kostenfaktor kommen jedoch auch noch die Probleme der Umweltverschmutzung und Verschwendung wertvoller Rohstoffe hinzu. Doch was kann man tun, um nicht der geplanten Obsoleszenz zum Opfer zu fallen? Oftmals ist es eine Möglichkeit, sich gewisse Geräte nur zu leihen, anstelle diese zu kaufen. Sollte ein Gerät kaputt gehen, welches Ihnen gehört, wäre eine weitere Möglichkeit, dieses entweder selbst zu reparieren, sollten Sie über die entsprechenden Kenntnisse verfügen oder sich diese aneignen wollen, oder es in einem Fachhandel reparieren zu lassen. Eine weitere Möglichkeit wäre, recycelte Produkte zu kaufen. So gibt es beispielsweise nachhaltige Smartphones, welche dabei helfen sollen, den Rohstoffmarkt zu entlasten und die Menge an verursachten Elektroschrott zu vermindern. Ebenso gilt es beim Kauf zu beachten, welche Folgekosten eventuell zu erwarten sind, sollte das Produkt kaputt gehen. Lesen Sie sich online die Bewertungen anderer Käufer durch. Dies kann Ihnen dabei helfen, gewisse Schwachstellen eines Produktes frühzeitig zu erkennen. Prüfzeichen und Informationen bezüglich des Herkunftsland können Ihnen ebenfalls Aufschluss über die Qualität des Produkts geben.
Fazit
In der Tat ist es nicht verwunderlich, dass eine geplante Obsoleszenz im Interesse der Hersteller wäre. Eine künstliche, kürzere Lebenszeit vieler Produkte steigert das Absatzvolumen. Beweisen lässt sich die geplante Obsoleszenz jedoch leider nur schwer, da die Beweislast hier leider beim Konsumenten liegt.