Ein eigenes Auto ist nicht nur praktisch und führt zu mehr Flexibilität sowie Eigenständigkeit, sondern symbolisiert oft auch das Erwachsenwerden. Endlich können unabhängig Reisen geplant, Freunde in anderen Städten besucht und dabei die Musik laut aufgedreht werden. Doch mit der Freiheit kommen wie sooft die Verantwortung und Kosten: Im Falle des ersten eigenen Autos bedeutet dies vor allem, eine allumfassende und trotzdem bezahlbare KFZ-Versicherung zu finden.
Worauf es zu achten gilt
Junge Fahrer und insbesondere Fahranfänger zahlen in der Regel die Höchstversicherungsbeiträge. Dies lässt sich in der Unfallstatistik begründen: Die meisten Unfälle geschehen mit Fahranfängern und sehr jungen Fahrer - zwei Gruppen, die oft Hand in Hand gehen. Hierbei spielt die erhöhte Risikobereitschaft Jugendlicher sowie mangelnde Fahrpraxis eine beeinträchtigende Rolle. Versicherungsbeiträge richten sich somit nach dem Alter des Fahrers und der schadenfreien Jahren, die nach Führerscheinerwerb gezählt werden (ein Fahranfänger beginnt somit bei SF0).
- Um der Kostenfalle hier aus dem Weg zu gehen, gibt es ein paar Tricks, die es zu beachten lohnt: Das eigene Auto kann sich in den meisten Fällen prima als Zweitwagen der Eltern, Großeltern oder des Lebensgefährten versichern lassen. Das bedeutet, dass dann die schadenfreien Jahre des Versicherungsnehmers gezählt werden und nicht die des Fahrers.
- Ein weiterer Trick ist es, sich den Schadenfreiheitsrabatt aus der Verwandtschaft übertragen zu lassen. Dies ist meist nur möglich, wenn Familientarife angeboten und genutzt werden, so dass am Ende mehrere Fahrzeuge bei derselben Versicherung angemeldet sind. Jedoch ist dies nicht bei allen KFZ-Versicherungen möglich und Familientarife können nur direkt beim Versicherer, also nicht über Vergleichsportale, abgeschlossen werden.
- Desweiteren ist es sinnvoll, beim Autotyp genauer hinzuschauen. Die meisten Versicherungsanbieter klassifizieren die Höhe der Beiträge nach bestimmten Typen, welche oft von Fahranfängern genutzt werden. Es lohnt sich somit, vielleicht auf den Traumwagen zu verzichten und ein etwas untypisches erstes eigenes Auto zu wählen. Es gilt: Kleinwagen mit schwächeren Motoren sind günstiger versicherbar als große, stark motorisierte Limousinen.
- Allerdings spielt auch das Image eines Wagens eine Rolle. Sportliche Kleinwagen erreichen trotz ihrer kleinen Größe und eines vergleichsweise schwachen Motors häufig hohe Typklassen. Dies liegt daran, dass die Fahrzeuge ein sportliches Image vermitteln: Dadurch sind sie bei jungen Menschen besonders beliebt und gleichzeitig häufiger in Unfälle verwickelt als klassische Kleinwagen.
- Ein weiterer einflussreicher Aspekt ist das begleitete Fahren mit 17 Jahren. Die Statistik spricht hier Bände: Rund 31% Ersparnis kann aufgrund der Fahrerfahrung vor dem 18. Lebensjahr erzielt werden, da das Unfallrisiko deutlich minimiert wird. Wenn man bis zum 18. Lebensjahr mit dem Fahrzeug der Eltern unterwegs ist und sich erst ab Volljährigkeit ein eigenes Auto zulegt, ergibt sich ein weiterer Kniff. Dann wird nämlich die Zeit, die unfallfrei begleitet gefahren wird als Fahrpraxis angerechnet und so fängt man diesbezüglich nicht bei 0 an, wenn es um die Anschaffung des ersten eigenen Autos geht.
- Eine weitere Möglichkeit, schadensfreie Jahre auch ohne eigenes Fahrzeug zu sammeln, ist die Nutzung von Carsharing. Wenn am Carsharing teilgenommen wurde, wird Fahrpraxis gesammelt. Manche Versicherungsnehmer rechnen diese Zeit an - je nachdem wie viele Kilometer unfallfrei gefahren wurden. Wichtig ist hier, dass die Daten und Angaben vom Carsharing Anbieter schriftlich bestätigt werden.
- Nützlich können auch die Telematik-Tarife sein. Hier zeichnet eine App auf dem Smartphone oder einer Telematik-Box im Wagen Werte wie Beschleunigung, Bremsverhalten und Geschwindigkeit auf und bewertet diese Daten. Bei perfektem Fahrverhalten reduzieren einige Versicherungsnehmer den Tarif um 30%. Das Problem ist hier jedoch, dass selbst erfahrene Fahrer meist nicht gut genug fahren, um den idealistisch gemessenen Höchstrabatt zu erhalten, da schwer beeinflussbare Faktoren wie das Fahren in Städten zu verminderter Leistung führen kann. Desweiteren wird eine Vielzahl an Daten aufgezeichnet und an die Versicherung weitergeben. Trotzdem kann der Telematik-Rabatt den Nachteil der fehlenden Schadenfreiheitsklasse bei jungen Fahrern zumindest abfedern. Es lohnt sich also, bei der Versicherungswahl eine Telematik-Option zu erfragen.
Fazit
Ein eigenes Fahrzeug bedeutet, Verantwortung zu übernehmen und oft beinhaltet dieses, den eigenen Abschluss einer KFZ-Versicherung. Wenn es also nicht möglich ist, das Fahrzeug über Familienmitglieder zu versichern oder sich deren schadenfreie Jahre anrechnen zu lassen, empfiehlt es sich, sich auf kleine und unscheinbare Autos zu fokussieren. Desweiteren lohnt es sich, einen all umfassenden KFZ-Versicherung Vergleich durchzuführen und dabei nicht nur auf anfallende Kosten, sondern auch auf Möglichkeiten wie beispielsweise Telematik-Optionen oder die Anrechnung des Car Sharings zu achten. Eine passende Versicherung ist essentiell, um für die ersten Jahre im Verkehr gut gerüstet zu sein. Eine gute Fahrt!