Besonders in Großstädten ist die Luftbelastung durch Stickstoffoxide, Feinstaub und Ozon nach wie vor hoch. Ein Bericht des Umweltbundesamtes zeigt, dass vor allem Stickstoffdioxid nach wie vor ein großes Problem darstellt. Doch können strengere EU-Richtlinien diese Entwicklung bremsen?
Luftqualität: Stickstoffdioxid, Feinstaub und Ozon
Das Umweltbundesamt (UBA) hat jüngst einen Bericht über die Luftqualität in Deutschland für das Jahr 2016 veröffentlicht. Die Ergebnisse zeigen, dass Stickstoffdioxid auch weiterhin der Schadstoff Nummer eins bleibt. So wurde der Grenzwert von 40 Mikrogramm Stickstoffdioxid pro Kubikmeter im Jahresschnitt an etwa 57% der verkehrsnahen Messstationen überschritten. Dieser Wert liegt nur leicht unter dem des Vorjahres. Seit 2010 zeigt sich insgesamt ein nur geringfügig rückläufiger Trend. Positiv ist jedoch, dass die Belastung durch Feinstaub und Ozon im vergangenen Jahr geringer ausfiel. Die Feinstaubwerte waren sogar so niedrig wie zuletzt im Jahr 2000. Trotzdem wurden an etwa einem Viertel der Messstationen die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlenen Grenzwerte überschritten, da diese deutlich über den Richtwerten der EU liegen. Die niedrigen Ozonwerte lassen sich vor allem mit dem Wetter erklären. So gab es in 2016 keine sonderlich langen Hitzewellen, die die Entstehung von Ozon fördern.
Luftqualität: Ursachen der Belastung
Die Ursachen der Luftverschmutzung liegen klar auf der Hand. In den Städten liegt es vor allem an den alten Diesel-Autos. Die Präsidentin des UBA, Maria Krautzberger, fordert deswegen eine bundesweite, einheitliche Regelung, inbesondere bezüglich der Vergabe von Plaketten. Die Gesundheit der Bürger, so die Präsidentin, sei vorrangig zu schützen. Eine hohe Stickstoffdioxidbelastung der Luft fördert zusätzlich die Entstehung von Ozon. Maria Krautzberger ist deswegen überzeugt, dass die Senkung der Belastung durch Stickstoffdioxide ganz oben auf der Agenda stehen sollte, auch um einen Dominoeffekt zu vermeiden.
Luftqualität: Gesundheitliche Auswirkungen
Die gesundheitlichen Folgen der Luftverschmutzung können verheerend sein. Eine hohe Konzentration von Feinstaub und Stickstoffoxiden kann zu Reizungen der Schleimhäute führen und Herzkreislauf- und Atemwegserkrankungen herbeiführen. Besonders Kinder sind zudem nachweislich anfälliger für Mittelohrentzündungen. Feinstaubkörnchen werden vom Körper immer als ein Fremdobjekt behandelt und transportieren eine Menge Schadstoffe, wie zum Beispiel Nickel oder Kohlenwasserstoffe. Nimmt man diese über die Organe auf, so kann dies zu Entzündungserscheinungen führen. Dabei gilt kleinerer Feinstaub als weitaus gesundheitsschädlicher, da dieser einfacher in die Atemwege eindringen und sogar in die Blutlaufbahn gelangen kann.
Luftqualität: Maßnahmen von Bundesregierung und EU
In deutschen Städten gibt es zur Zeit insgesamt 54 Umweltzonen. In 53 dieser Zonen dürfen Autos nur dann fahren, wenn sie eine Grüne Plakette besitzen. In den als Umweltzone gekennzeichneten Bereichen (zumeist große Städte) dürfen lediglich Fahrzeuge fahren, die der festgelegten EU-Abgasnorm entsprechen und über einen eingebauten Feinstaubfilter und Katalysator verfügen. Insgesamt werden die Abgasvorschriften in der EU, zumindest auf dem Papier, immer strenger. So haben sich Ende 2016 alle EU-Staaten zu einer Senkung der Emissionen von Stickoxiden, Ammoniak, flüchtigen Kohlenwasserstoffverbindungen und Feinstaub bis 2030 verpflichtet. Das ist bereits ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Dennoch liefern die Grenzwerte lediglich eine grobe Orientierung. Eine Grenzschwelle für das Auftreten von gesundheitlichen Folgen existiert nicht.
Luftqualität: Ausblick
Die globale Erderwärmung steigert das Risiko einer hohen Ozonkonzentration. Laut dem UBA-Forschungsprojekt KLENOS (Klima Energie Ozon Staub) werden die Ozon-Überschreitungstage bis 2050 um 30% ansteigen. Dieser Entwicklung kann man aber besonders durch strengere Abgasvorschriften entgegenwirken. Diesbezüglich zeigt die EU bereits eine konsequente Ausrichtung. Es bleibt jedoch abzuwarten, wie streng die Einhaltung der gesteckten Ziele und Normen überprüft und durchgesetzt werden wird. Der weltweite Trend der Elektromobilität kann sich aber positiv auf die Luftqualität auswirken. Der Vormarsch von Elektroautos zeigt auch das allgemeine Umdenken der Verbraucher, hin zu einer nachhaltigeren Lebensweise.