Sinkender Großhandelspreis für Strom

Der Großhandelspreis für Strom befindet sich zurzeit auf einem Rekordtief. Die Preisnachlässe kommen jedoch nur bedingt bei den Endverbrauchern an. Lesen Sie nachfolgend, warum der sinkende Großhandelspreis für Strom sich bisher noch nicht in den Stromtarifen niederschlägt.strompreis2

Die Leipziger Strombörse

Seit der Liberalisierung der europäischen Elektrizitätsmärkte im Jahr 2000 und der damit einhergehenden Zunahme von Energieanbietern wird der Stromhandel über Energiebörsen abgewickelt. An der Börse treffen Energieanbieter und Energieabnehmer aufeinander. Zu den zugelassenen Händlern der Energiebörse zählen Kraftwerksbetreiber, Energieversorger, Stadtwerke, Banken und Broker. In Europa gibt es mehrere Strombörsen unter anderem in Amsterdam, Paris und Rom. An der Strombörse in Leipzig, der sogenannten European Energy Exchange (EEX), wird vor allem Strom aus Deutschland, Österreich und Frankreich gehandelt. Im Jahr 2017 betrug das Volumen des gehandelten Stroms 4,2 Milliarden Kilowattstunden. Damit ist die Leipziger Strombörse der größte Energiehandelsplatz in Europa. Der Strompreis wird aus einem Zusammenspiel zwischen Angebot und Nachfrage bestimmt. Bei einem deutschlandweit hohen Stromverbrauch steigt in der Regel auch der Strompreis an der Leipziger Strombörse. Strom wird weiterhin auch außerbörslich verkauft, in direkten Verhandlungen zwischen Energieproduzenten und Energieabnehmern. Folglich ist nicht der gesamte deutsche Strommarkt an der Börse in Leipzig erfasst.

Termin- und Spotgeschäfte

In Leipzig wird Strom auf zwei verschiedene Arten gehandelt: Zum einen über Terminmärkte, zum anderen über sogenannte Spotmärkte. Der Terminmarkt dient dem Handel von langfristigen Lieferverträgen mit einer Vorlaufzeit von bis zu 6 Jahren. Über den Spotmarkt wird der kurzfristig sofort lieferbare Strom gegen direkte Bezahlung innerhalb von 1-2 Tagen gehandelt.

Geringer Stromverbrauch durch COVID-19 Krise

Durch die COVID-Krise sinkt der Stromverbrauch, da die Industrie im Zuge der beschlossenen Maßnahmen der Bundesregierung ihre Produktion herunterfahren musste. Zwar wird aufgrund von Home-Office und Kontaktsperren mehr Strom in den Privathaushalten verbraucht, doch der Anstieg des Verbrauchs in den Privathaushalten deckt nicht den eingebrochenen Verbrauch von Industriestrom. Insgesamt ging die Stromnachfrage in Deutschland während der letzten zwei Monate daher deutlich zurück. Der geringere Stromverbrauch hat, neben Faktoren wie Wetterlage und Produktionskapazitäten der Kraftwerke, Auswirkungen auf die Großhandelspreise. Eine geringe Nachfrage nach Strom senkt in der Regel auch den Strompreis an der Leipziger Strombörse.

Großhandelspreis auf Rekordtief

Der Durchschnittspreis für eine Megawattstunde lag im April 2020 bei 16,35 Euro, so tief wie seit mehreren Jahren nicht mehr. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum lag der Preis für eine Megawattstunde bei 37,06 Euro. Viele Stromanbieter haben ihre Preise zum Jahreswechsel jedoch im Schnitt um circa 6 % erhöht. Doch warum spiegeln sich die sinkenden Großhandelspreise nicht in den Stromtarifen für Privathaushalte wider? 

Staatliche Abgaben größter Anteil am Strompreis

Der Großhandelspreis stellt lediglich eine Komponente für den Endpreis von Strom dar. Laut Bundesnetzagentur fällt nur 24,6 % des Strompreises auf die Beschaffung, den Vertrieb und die Gewinnmarge. Der größte Kostenanteil fällt demzufolge auf die Netznutzung, Steuern und Umlagen. In 2020 ist die EEG Umlage um 0,35 Cent (5 %) auf 6,756 Cent pro Kilowattstunde gestiegen. Außerdem haben die Netzbetreiber die Gebühren für die Nutzung der Stromnetze erhöht. Der Preisanstieg fällt regional sehr unterschiedlich aus, doch im Durchschnitt stiegen die Gebühren um circa 6 %. Die sinkenden Großhandelspreise schlagen sich aufgrund der Erhöhung anderer Preiskomponenten bisher nicht in den Stromtarifen nieder.

Stromanbieterwechsel lohnt sich

Ein Vergleich der Stromanbieter lohnt sich dennoch, denn Anbieter geben die verschiedenen Preiskomponenten unterschiedlich an die Verbraucher weiter. Über unseren Stromvergleich können Sie Stromanbieter vergleichen und anschließend in nur wenigen Schritten unkompliziert wechseln. 

Fazit

Der Großhandelspreis für Strom ist auf einem Rekordtief. Der Anteil des Großhandelspreis für Strom macht jedoch nur etwa ein Viertel des Gesamtpreises pro kWh für den Endverbraucher aus. Auf die staatlichen Komponenten des Strompreises haben die Energieanbieter keinen Einfluss. Jedoch geben die Energieanbieter die Veränderungen der jeweiligen Preiskomponenten in unterschiedlicher Höhe an ihre Kunden weiter. Es lohnt sich daher, die Strompreise der verschiedenen Anbieter regelmäßig zu vergleichen.