Stromsperre - was tun?
Energie ist ein unverzichtbares Gut. Ein Leben ohne Strom und Heizung ist nur schwer vorstellbar. Doch in den letzten Jahren haben die Energiekosten in Deutschland stetig zugenommen. 2010 lag der Preis pro kWh im Bundesdurchschnitt bei 23,42 Cent. In 2020 sind die Kosten pro kWh auf 31,47 Cent angestiegen. Deutschland gehört damit europaweit zu den Ländern mit den höchsten Energiekosten. Hohe Energiekosten belasten vor allem Haushalte mit niedrigem Einkommen und führen in die Energiearmut. Bei Zahlungsschwierigkeiten droht den Verbrauchern im schlimmsten Fall der Lieferstopp von Energie. So wurde im Jahr 2018 in Deutschland bei circa 350.000 Haushalten der Strom abgeschaltet. Die Anzahl der Gassperren lag im selben Jahr bei etwa 40.000.
Was ist Energiearmut?
Bisher gibt es keine allgemeingültige Definition für den Begriff Energiearmut. In den meisten Fällen beschreibt Energiearmut das Problem, den eigenen Haushalt nicht ausreichend heizen zu können und keine ausreichende Stromversorgung sicherstellen zu können. Außerdem spricht man von Energiearmut, wenn die Energiekosten einen überproportionalen Anteil am gesamten Haushaltseinkommen ausmachen. In Deutschland wird das Problem Energiearmut vor allem mit Stromsperren in Verbindung gebracht.
Was sind die Gründe für Energiearmut?
Die Gründe, die zur Energiearmut führen, sind vielfältig. Im Fokus bei der Suche nach Ursachen stehen die hohen Energiekosten. Allerdings sind vor allem prekäre Beschäftigungsverhältnisse, geringe Sozialleistungen und kleine Renten bei gleichzeitig steigenden Mietpreisen dafür verantwortlich, dass viele Haushalte die Energiekosten nicht mehr bezahlen können und in Verschuldung bei ihren Energieversorgern geraten. Hinzu kommt die häufig schlechte Isolierung von Wohnungen und Häusern sowie der Einsatz veralteter Elektrogeräte. Beides treibt den Energieverbrauch und damit die Energiekosten in die Höhe.
Die Stromsperre
Im schlimmsten Fall führt Energiearmut zur Stromsperre. Stromsperren sind vom Gesetzgeber in der Stromgrundversorgungsverordnung (StromGVV) geregelt. Eine Stromsperre kann von dem Energieversorger angedroht werden, wenn die Energieschulden des Kunden mindestens 100 Euro betragen. Werden die Schulden vom Kunden innerhalb einer Frist von 4 Wochen nicht beglichen, kann der Versorger nach einer vorherigen Ankündigung von drei Tagen die Stromsperre umsetzen. Ausnahmen gelten, falls Kleinkinder oder Personen mit einer chronischen Erkrankung im Haushalt leben. Hier darf der Energieversorger den Strom nicht sperren. Besteht zudem die Aussicht, dass der Kunde seine Energieschulden in naher Zukunft begleichen kann, ist ein Stromsperre ebenfalls nicht zulässig.
Was tun bei einer Stromsperre?
Falls die Stromsperre vom Versorger durchgeführt wurde, ist es ratsam, sich möglichst schnell um Unterstützung zu bemühen. Anlaufstellen sind die Verbraucherzentrale, Schuldner- und Sozialberatungsstellen sowie das Arbeitsamt. Auch die Energieversorger haben ein Interesse, eine Lösung mit ihren Kunden zu finden. Daher ist zunächst der direkte Kontakt mit dem Energieversorger empfehlenswert, um zu einer Einigung, beispielsweise in Form von Ratenzahlungen, zu kommen. Viele Energieversorger bieten zudem Beratungen bei Zahlungsproblemen an. Besonders ärgerlich ist, dass der Energieversorger im Falle einer Unterbrechung der Stromversorgung Kosten für die Sperre berechnen kann. Diese liegen im Schnitt bei einmalig 47 Euro. Auch für die Versorgungswiederherstellung werden Kosten berechnet. Hierfür müssen die Kunden durchschnittlich 50 Euro zahlen.
Am besten lässt man es jedoch kann gar nicht erst bis zu einer Stromsperre kommen. Suchen Sie sich frühzeitig Unterstützung, beispielsweise durch Energieberatungen. Treten Sie bei Zahlungsschwierigkeiten in Kontakt mit dem Energieversorger sowie mit Beratungsstellen. Außerdem lohnt sich der Austausch von veralteten, “stromfressenden” Geräten. Auch mit einfachen Stromspartipps und geringen finanziellen Investitionen in Energiesparlampen und abschaltbaren Steckerleisten, kann bereits Energie und somit Geld eingespart werden.
Fazit
Energiearmut ist in Deutschland ein zunehmendes Problem mit weitreichenden Konsequenzen. Im schlimmsten Fall droht die Stromsperre. Generell gilt, eine Stromsperre ist einfacher zu verhindern als wieder aufzuheben. Werden Sie frühzeitig aktiv, treffen Sie Vorsorgen und nutzen Sie vorhandene Beratungsangebote, um zusätzliche Zahlungen, welche im Zusammenhang mit einer Stromsperre stehen, gänzlich zu vermeiden.