Die Kosten für die KfZ Versicherung sind abhängig vom Alter, Fahrzeug und dem vergangenen Fahrverhalten der Fahrer:innen. Doch was ist mit jungen Menschen, die ein exzellentes Fahrverhalten haben? Menschen, die dennoch einen hohen Versicherungsbeitrag zahlen müssen? Aus diesem Grund wurden nun sogenannte Telematik Versicherungen auf den Versicherungsmarkt gebracht. Was es mit diesen auf sich hat und warum und für wen sie sich lohnen, erfahren Sie hier.
Eine Telematik Versicherung funktioniert entweder über eine App auf dem Smartphone oder über ein so genanntes Telematikgerät. Die App oder das Gerät sendet dauerhaft Informationen an die Versicherung. Somit kann diese Versicherung auf dem persönlichen Fahrstil beruhen. Dadurch, dass das Fahren entweder über die App oder durch das Telematikgerät dauerhaft aufgezeichnet wird, macht die Versicherung sich ein Bild von der Fahrweise. Folglich kann der/die Fahrer:in später Vergünstigungen erhalten, wenn der Fahrstil als sicher eingestuft wird.
Kriterien für Vergünstigungen
Die Nutzung der Telematik Versicherung klingt wie ein Spiel: Bei jeder Fahrt können 100 Punkte erreicht werden. Für vorsichtiges Fahren gibt es Punkte, für unvorsichtiges Verhalten gibt es Minuspunkte. Diese Punkte basieren auf den folgenden fünf Kategorien:
- Geschwindigkeit: Das Tempolimit zu beachten bringt Pluspunkte, eine hohe Fliehkraft in Kurven bringt Minuspunkte.
- Bremsverhalten: Abruptes Bremsen kostet Punkte.
- Beschleunigungsverhalten: schnelles Anfahren kostet Punkte.
- Fahrzeit: Nachtfahrten und Fahrten zur Rush Hour kosten Punkte.
- Strecke: In der Stadt passieren mehr Unfälle als auf der Autobahn, deshalb kostet es mehr Punkte, in der Stadt zu fahren.
Versicherungen beschreiben die Telematik als eine smarte, innovative Lösung. Sie begründen das mit der Digitalisierung. Doch welche tatsächlichen Vor- und Nachteile gibt es?
Vorteile der Telematik
Durch eine Telematik Versicherung können Vergünstigungen entstehen, wie die Erstattung eines bestimmten Prozentsatzes am Jahresende oder auch vergünstigtes Tanken. Außerdem hängt es nicht mehr nur von dem Auto, dem/der Fahrer:in und dem/der Halter:in ab, wie hoch die Versicherungsprämie ausfällt. Die App startet automatisch bei Fahrtbeginn (solange das GPS eingeschaltet ist), sodass man nicht jedes mal daran denken muss, die App manuell zu starten. Ein Telematikgerät setzt im Falle eines Unfalls sogar selbstständig einen Notruf ab. Ein weiterer großer Vorteil ist, dass die Telematik Versicherung jederzeit gekündigt werden kann. Aufgrund des Datenschutzes müssen Versicherungen Kündigungen jederzeit erlauben. Die App ist kostenlos, sobald ein:e Kund:in eine Telematik Versicherung abschließt.
Nachteile der Telematik
Nun zu den Nachteilen: Zum Ersten weiß die Versicherung immer, wo sich das Auto wann aufhält. Doch neuere Autos sammeln diese Daten ohnehin und senden sie an die Hersteller:innen der Autos. Doch es geht nicht nur um die Versicherung: Jeder Mensch, der das Handy in die Hände bekommt, sieht, wo das Auto wann unterwegs war, wie schnell es gefahren ist und wie viele Punkte auf der Fahrt erreicht wurden. Dazu kommt, dass eine Preissteigerung in der Versicherungsprämie bei negativem Fahrverhalten ebenfalls möglich ist. Und zu Beginn, wenn noch keine Daten gesammelt wurden, wird der/die Fahrer:in weiterhin nach Alter, Auto und vergangenem Fahrverhalten eingeschätzt. Auch kleine Unfälle werden immer sofort an die Versicherung gemeldet.
Viele Menschen fürchten auch, dass Fahrer:innen mit einer solchen Versicherung den Straßenverkehr aufhalten, weil sie konstant langsamer fahren, als sie dürften. Auch, dass Fehler in der App auftreten, welche dann die Einstufung fehlerhaft beeinflussen, ist eine Sorge. Zu bedenken ist ebenfalls, dass telematisches Fahren keine roten Ampeln, keinen Alkohol- oder Drogenkonsum, keine Telefonate und kein enges Auffahren in Betracht zieht. Für Menschen, die zur Rush Hour fahren oder in der Nachtschicht arbeiten, lohnt sich eine Telematik Versicherung eher weniger. Für das Fahren in der Dunkelheit oder zu Zeiten mit hohem Verkehrsaufkommen gibt es nämlich Abzüge. Gleiches gilt für Menschen, die mehr in der Stadt als auf Autobahnen fahren. Zuletzt können U- und S-Bahn sowie Taxifahrten Daten verfälschen, wenn das GPS im Smartphone nicht ausgeschaltet wird.
Wann und für wen lohnt sich eine Telematik Versicherung?
Aufgrund dieser Vor- und Nachteile lässt sich schlussfolgern, dass junge Fahrer:innen mit defensivem Fahrverhalten wohl am ehesten profitieren können. Dafür müssen sie sich aber sicher sein, dass sie eine hohe Punktzahl erreichen. Des Weiteren fahren Frauen statistisch vorsichtiger, daher können auch sie (statistisch) profitieren. 75 Prozent aller Frauen mit Telematik-Versicherung schaffen es, mehr als 80 von 100 Punkten pro Fahrt zu sammeln. Bei den Männern sind es 65 Prozent.
Eine andere Idee
Noch gibt es keine weiteren Alternativen zu den herkömmlichen Methoden der KFZ Versicherungen. Doch wer weiß, was die Zukunft bringt? Vielleicht ein System, in dem die Fahrer:innen nicht bei jeder Fahrt überwacht werden sondern nur bei zufälligen Fahrten. Oder ein System, bei dem der Fahrstil jährlich (und vor dem Abschluss der Versicherung) getestet oder professionell eingeschätzt wird.
Fazit
Alles in Allem ist die Telematik Versicherung nur dann attraktiv, wenn es sicher ist, dass alle Fahrer:innen auch ein angepasstes Fahrverhalten haben. Dieses sollte der Versicherung nämlich gefallen. Auch der Datenschutz und das Melden von kleinen Unfällen können davon abschrecken, eine Telematik Versicherung abzuschließen. Wie es mit der Telematik und anderen Alternativen wie zum Beispiel autonomen Fahrzeugen in Zukunft weitergeht, werden wir bei WechselJetzt.de weiterhin gespannt verfolgen.