Die Strompreise in Deutschland sind auf einem neuen Rekordhoch und das trotz niedriger Stromhandelspreise. Lesen Sie nachfolgend, wie sich die COVID-19-Pandemie auf die Strompreise ausgewirkt hat und welche Entwicklungen für die kommenden Monate vorherzusehen sind.
Deutschlands Strompreise sind auf einem Rekordhoch
In 2019 lag der Strompreis in Deutschland bei durchschnittlich 31 Cent pro Kilowattstunde. Dies bringt Deutschland einen unerwünschten Titel ein: Das EU-Land mit den höchsten Strompreisen in 2019. Zuvor ging dieser Titel für viele Jahre an Dänemark, mit welchem sich Deutschland lange ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferte. Dass Deutschland nun letztendlich Dänemark überholen konnte, ist den Steuern und Abgaben zu verdanken, welche in Deutschland über die vergangenen Jahre hinweg stetig angestiegen sind. Von den durchschnittlichen 31 Cent pro Kilowattstunde in 2019, sind 16,3 Cent der Strom- und Umsatzsteuer sowie anderer Abgaben wie beispielsweise der EEG-Umlage zuzuschreiben.
Für den durchschnittlichen Verbraucher in Deutschland bedeutet dies, dass schätzungsweise mehr als 2 % des jährlich verfügbaren Einkommens für Strom aufgewendet werden muss. Dies ist ein deutlicher Anstieg verglichen mit den Kosten, welche noch am Anfang des Jahrtausends berechnet werden mussten: Vor knapp 20 Jahren lag das Gewicht des Strompreises für den Durchschnittsbürger in einem deutschen Privathaushalt noch bei 1,5 % des verfügbaren Jahreseinkommens. Der Preis für eine Kilowattstunde lag im Jahr 2000 noch bei 14 Cent.
Die EEG-Umlage
Derzeit liegt die EEG-Umlage bei 6,76 Cent pro Kilowattstunde. Für das kommende Jahr wurde allerdings vorhergesagt, dass sich der Preis trotz geplanter Senkung wieder erhöhen könnte. Die Prognosen liegen hier bei einem Preis in Höhe von 8,6 Cent pro Kilowattstunde. Sollten sich diese Prognosen bewahrheiten, wäre dies ein Preisanstieg der EEG-Umlage von 27 %. Dies geht aus einem Bericht der Agora Energiewende Denkwerkstatt hervor. Der Preisanstieg der EEG-Umlage ist darauf zurückzuführen, dass Betreiber von beispielsweise Solar- und Windanlagen oder Wasserkraftwerken eine im Vorfeld festgelegte Mindestvergütung für den in das Netz eingespeisten Strom ausgezahlt bekommen. Während dieser Betrag somit vertraglich festgelegt ist und sich nicht ändern kann, schwanken die Preise an den Strombörsen kontinuierlich. Die Differenz, welche sich daraus ergibt, wird durch das EEG-Konto ausgeglichen. Somit muss umso mehr aus dem EEG-Konto draufgelegt werden, desto niedriger die Preise an der Strombörse sind. Durch die anhaltende Pandemie sind die Preise an der Strombörse erheblich gesunken. Zwischen Februar und Mai 2020 lag der Preis für eine Kilowattstunde bei gerade einmal 2 Cent. Somit hat sich der Handelspreis für Strom seit Anfang des Jahres nahezu halbiert. Dies liegt zum einen an der niedrigeren Nachfrage nach Strom, zum anderen jedoch auch an den niedrigeren Erdgaspreisen sowie der höheren Produktivität von Wind- und Photovoltaikanlagen.
Wie hoch der Betrag der zu zahlenden EEG-Umlage für das kommende Jahr ist, wird jeweils am 15. Oktober des laufenden Jahres bekannt gegeben. Bei der Berechnung spielen mehrere Faktoren eine Rolle: Zum einen wird der Saldo des EEG-Kontos berücksichtigt sowie eine Liquiditätsreserve in Höhe von 8 % eingerechnet, welcher als Puffer dient. Zum anderen spielen jedoch ebenfalls Prognosen der zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben für das Folgejahr eine Rolle.
Die Beschlüsse des Bundeskabinetts, welche den Strompreis für den Endverbraucher reduzieren sollen, um diesen attraktiver für Elektroautos und Wärmepumpen zu machen, könnten diesen Preisanstieg in begrenztem Maße reduzieren. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ist ebenso bemüht, den Preis der EEG-Umlage zu stabilisieren und so einen weiteren Anstieg der Stromkosten zu vermeiden. Dementsprechend wurde im Rahmen des Konjunkturprogramms beschlossen, dass die EEG-Umlage gedeckelt werden soll, um so den prognostizierten Anstieg der EEG-Umlage zu vermeiden. Hier wird angestrebt, die EEG-Umlage in 2021 auf 6,5 Cent und in 2022 auf 6 Cent zu senken. Dies soll durch Zuschüsse aus dem Bundeshaushalt finanziert werden, welches den Bund rund 11 Milliarden Euro kosten wird. Dies zeigt, wie wichtig der Eingriff von politischer Ebene ist. Denn ohne diesen könnten sich die Prognosen bewahrheiten, dass die EEG-Umlage auf 8,6 Cent pro Kilowattstunde ansteigen würde.
Fazit
Trotz eines niedrigen Strombörsenpreis zahlen Verbraucher in 2020 hohe Strompreise. Die Bundesregierung ist bemüht im Rahmen des Konjunkturprogramms die Höhe für die EEG-Umlage weiter zu reduzieren, um so einen Anstieg des Strompreises im kommenden Jahr zu vermeiden. Sowohl Ihr Wohnort als auch Ihr Verbrauch spielen eine wichtige Rolle, wie hoch der zu zahlende Strompreis ist. Falls Ihre Stromrechnung teuer ausfallen sollte, lohnt es sich, einen Stromvergleich durchzuführen.