Seit 01.07.2025 gilt wieder die Frühwarnstufe in der Gasversorgung. Doch was heißt das eigentlich, und welche anderen Warnstufen gibt es noch? Und was bedeutet dies allgemein für die Gasversorgung in Deutschland und für Sie als Verbraucher:in?
Was sind die Warnstufen?
Im Jahr 2017 wurde der nationale Notfallplan Gas im Rahmen der europäischen SoS-Verordnung veröffentlicht und wird seitdem regelmäßig aktualisiert. So soll auch in Krisenzeiten Versorgungssicherheit garantiert werden. Der Notfallplan Gas ist in drei aufeinander aufbauenden Stufen unterteilt:
Stufe 1: Frühwarnstufe
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Es ist möglich, dass sich die Gasversorgungslage verschlechtern könnte.
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Maßnahmen: Private Verbraucher werden darauf hingewiesen, ihren Gasverbrauch zu reduzieren. Der Staat greift zu diesem Zeitpunkt noch nicht ein.
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Stufe 2: Alarmstufe
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Die Situation ist angespannt, jedoch können Marktteilnehmer die Lage noch eigenständig entschärfen.
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Maßnahmen: Marktakteure kümmern sich eigenverantwortlich um Entspannung.
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Stufe 3: Notfallstufe
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Es gibt eine erhebliche Störung der Gasversorgung, oder aber eine andere einschneidende Verschlechterung der Versorgungslage liegt vor.
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Maßnahmen: Die Bundesregierung kann diese Stufe ausrufen, um hoheitliche Maßnahmen zu ergreifen und so die Gasversorgung zu sichern.
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Hintergrund der Warnstufenänderung
Am 23. Juni 2022 wurde die Notfallstufe Gas ausgerufen, diese Entwicklung gab es aufgrund des Angriffskrieges Russlands auf die Ukraine. Hier wurden folglich russische Gaslieferungen in die EU verringert und sind seit Februar 2022 unterbunden. Da Russland bis dahin eines der größten Importländer für Erdgas war, musste Deutschland andere Quellen anlegen. Inzwischen hat sich die Versorgungslage Deutschlands also verändert. Deutschland verfügt nun sowohl über LNG-Terminals als auch Pipelines, diese zweiseitigen Beschaffungsmöglichkeiten haben die Möglichkeiten zur Gasbeschaffung diversifiziert. Allgemein wurden die Importe von einem Ost-West-Fluss auf einen Nord-West-Ost-Fluss verändert. Außerdem ist Deutschland ein Bestandteil des europäischen Gasverbundsystems, dies ermöglicht zusätzlich flexible Gastransporte.
Aktuelle Gasversorgung
Die Zielvorgaben der Gasspeicherfüllstände sind wie folgt: 80% für alle Gasspeicher, 45% für die Anlagen Bad Lauchstädt, Frankenthal, Hähnlein, Rehden, Stockstadt und Uelsen, insgesamt bedeutet dies 70% Füllstand der Speicherkapazitäten sollten vor dem Winter gegeben sein. 2025 wurde diese Vorgabe zum 1. November erfüllt. Den aktuellen Stand der Gasversorgung können Sie auch auf der Website der Bundesnetzagentur einsehen, hier gibt es Informationen zu den Füllständen der Speicher und Daten zum Gasverbrauch allgemein - auch im Vergleich zu Vorjahren.
Was ändert sich für Endkunden?
An sich hat die Aufhebung der Alarmstufe kaum Auswirkungen. Grund hierfür ist, dass die Regelungen, welche im Zusammenhang mit der Alarmstufe ausgerufen worden sind, sowieso bis zum Frühjahr 2024 befristet waren.
Was passiert bei einer Gasmangellage?
Doch was genau passiert bei einer Gasmangellage, also wenn tatsächlich Gas fehlt. Große und energieintensive Unternehmen müssen bei einem Gasnotfall den Verbrauch bis auf den lebensnotwendigen Anteil reduzieren (ca. 20%). Die Grenze liegt hierbei bei max. 500kWh pro Stunde oder max. 1500 MWh pro Jahr. In diesem Fall wird allgemein zwischen geschützten und ungeschützten Kunden unterschieden. So sind alle privaten Haushalte und auch klein- bis mittelständische Unternehmen durch die Verbrauchsgrenzen ausgeschlossen. Außerdem gehören auch soziale Einrichtungen, wie Krankenhäuser oder Seniorenheime zu geschützten Verbrauchergruppen.
Allgemein kann man aber sagen: eine komplette Gasabschaltung ist eher unrealistisch. Jedoch ist es möglich, dass Privatpersonen einen Preisanstieg von Gas, aber auch von Strom bemerken, so wie auch in 2022/2023, da die Nachfrage das Angebot übersteigt.