5G-Netzaufbau: Warum soll Huawei nicht beteiligt werden?

5G ist die Schlüsseltechnologie für die Digitalisierung der Industrie. In Deutschland stellt sich nun die Frage, welche Firmen das 5G-Netz aufbauen sollen. Dabei konkurrieren hier ansässige Firmen mit dem chinesischen Unternehmen Huawei. Die Befürchtung wird laut, dass China via Huawei Zugang zu sensiblen Daten und Netzen gewinnen könnte. Manche Länder haben Huawei daher schon vom Netzaufbau ausgeschlossen.

5G

Schlüsselfrage 5G-Netzaufbau

Deutschland hängt seit Jahren in der Netzinfrastruktur hinterher. Der derzeitige internationale Mobilfunkstandard 4G ist immer noch nicht in ganz Deutschland verfügbar. Statista beschrieb Deutschland sogar als “Glasfaser-Entwicklungsland”. Nun soll in den nächsten Jahren das 5G-Netz eingeführt werden. Ein Lichtblick: Der Aufbau von 5G wird auch den Ausbau von 4G vorantreiben, da es auf dessen Technologie beruht und neue 5G-Sendemasten meist auch die 4G-Netze bereitstellen. Derzeit wird jedoch noch über die richtige Herangehensweise bezüglich des Aufbaus des 5G-Netzes diskutiert. Es ist noch nicht entschieden, ob Deutschland landesweit 5G bekommen soll, oder ob die Netzbetreiber selbst entscheiden können, in welchen Regionen sie 5G anbieten werden. Letzteres würde bedeuten, dass nur wirtschaftlich rentable Regionen Zugang zu der neuen Technologie bekämen.

Die 5G-Technologie soll vor allem die Digitalisierung der Industrie unterstützen und ist zum Beispiel für das autonome Fahren von hohem Belang. Die Technologie ermöglicht eine deutlich schnellere Datenübertragung, mit der man zum Beispiel ganze Filme in wenigen Sekunden downloaden kann. Darüber hinaus wird sich die Technologie auf die weltweite Machtkonstellation auswirken. So warnen vor allem die USA, dass der Entwickler und Bereitsteller der Technologie einen großen Einfluss auf die zukünftigen Spionagenetzwerke, aber auch auf wirtschaftliche und militärische Dominanz habe. So könne dieser den Zugang zu dem Netzwerk steuern und entscheiden, wer dieses nutzen könne und wer nicht.

Überwachungskamera

Huawei soll beim 5G-Aufbau außen vor gelassen werden

Deutsche Sicherheitsbehörden sprechen sich derzeit gegen eine Beteiligung von Huawei am Aufbau des 5G-Netzes aus. Sie erklären, dass die 5G-Technologie eine Schlüsseltechnologie sei, bei welcher man alle möglichen Bedenken ausschließen sollte, um den Wohlstand Europas und Deutschlands in den nächsten Jahren nicht zu gefährden. Wenn es europäische Alternativ-Hersteller gäbe - und die gibt es - dann solle man diese vorziehen. Es wird befürchtet, dass China mit Hilfe von Huawei die Netzsicherheit in Deutschlands gefährden könnte. Tatsächlich werfen die USA und T-Mobile Huawei und China schon lange Diebstahl von wichtigen Technologien vor. Des Weiteren ist die Grenze zwischen der chinesischen Regierung und dem Unternehmen Huawei nicht klar definiert, sodass manche Mitarbeiter des Unternehmens beispielsweise vorher in chinesischen Konsulaten tätig waren. Es gibt einen fließenden Übergang zwischen chinesischer Politik und Wirtschaft. In Bezug auf 5G könnte Huawei von der chinesischen Regierung dazu gezwungen werden, Spionage- und Sabotagehintertüren in seine Technologie einzubauen. Da die chinesische Gesetzgebung es dem Staat erlaubt, von Unternehmen den Zugang zu ausländischen Daten zu verlangen, machen sich Länder wie Deutschland Sorgen um den Datenschutz und ihre Cybersicherheit. Ex-Bundesnachrichtendienst-Präsident Schindler warnt sogar vor einer möglichen Lahmlegung des gesamten Netzes im Falle einer schweren politischen Krise. Natürlich bestreitet Huawei diese Gefahren, die mit seiner Technologie in Verbindung stehen sollen. Die Bundesregierung denkt derzeit trotzdem darüber nach, die deutschen Gesetze so anzupassen, dass sie Huawei vom 5G-Aufbau ausschließen würden. Das geplante Gesetz würde sich zwar nicht konkret gegen Huawei wenden, jedoch jede Technologie ausschließen, deren Hersteller nicht garantieren könne, dass ein ausländischer Staat Zugriff auf die betroffenen Produkte bekäme. Aufgrund der chinesischen Gesetzeslage könnte Huawei diese Garantie nicht geben und wäre somit vom 5G-Aufbau ausgeschlossen.  

Trotz all dieser Bedenken befürchten viele Telekommunikationsanbieter, dass der 5G-Aufbau ohne Huawei viel langsamer vonstatten gehen und zudem viel teurer werden würde. Aufgrund dessen wollen sie gerne mit dem chinesischen Unternehmen zusammenarbeiten. Sie argumentieren weiter, dass die Huawei-Technologie auch im 4G-Netz stecke, auf welche wiederum die 5G-Technologie aufbaut. Das bedeute, dass die chinesische Technologie erst aus dem 4G-Netz entfernt werden müsste, um 5G Huawei-frei gestalten zu können. Hierdurch würde ein riesiger Mehraufwand entstehen. Vodafone bereitet sich trotzdem auf die mögliche Gesetzesänderung vor und erklärte, dass es den Erwerb von Huawei-Technik für den Kern seiner Mobilfunknetze bereits gestoppt hätte und auch dabei sei die chinesischen Komponenten aus den sensibelsten Stellen seines deutschen 4G-Netzes zu entfernen.

Shanghai

Vertrauensverlust gegenüber China: Problem für deutsch-chinesische Beziehungen

Bundeskanzlerin Merkel machte auf ihrer Asienreise deutlich, dass der chinesische Staat nicht das Recht habe, auf deutsche Daten über Huawei zuzugreifen. Daher müsse man gemeinsam mit China nach einer Lösung suchen, um die Rechte an geistigem Eigentum zu sichern. Der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie wies darauf hin, dass man keinen Wettbewerber wegen des einfachen Verdachts der Sicherheitsgefährdung ausschließen dürfe. Er erklärte weiter, dass es keine konkreten Beweise gegen Huawei gäbe. Die Free Software Foundation Europe (FSEE) schlug zur Lösung des Problems vor, den gesamten 5G Software Code freizugeben, sodass dieser im Prinzip von jedem auf Sicherheitsrisiken untersucht werden könne.

Eine Absage an Huawei wird sicher neue Spannungen in den deutsch-chinesischen Beziehungen auslösen. Die USA, Australien und Neuseeland haben das Risiko einer Verschlechterung der Beziehungen mit China bereits in Kauf genommen und Huawei vom 5G-Aufbau ausgeschlossen. Die USA versuchen derzeit vor allem seine NATO-Verbündeten davon zu überzeugen, dass diese in gleicher Weise handeln sollten. Sie möchten das Risiko eines Angriffs auf die gesamte Verteidigungsallianz über das 5G-Netzes ausschließen. Weiter weisen sie darauf hin, dass das heutige militärische Aufrüsten nicht mehr nur konventionelle Waffen, sondern auch elektronische Technologien beinhalte. Wer zukünftig die 5G-Technologie dominiere, werde in wirtschaftlicher und militärischer Sicht und auch im Bereich der Spionage einen wichtigen Vorteil haben. Da wolle man China nicht freiwillig den Vortritt gewähren.

Fazit

Die 5G-Technologie nimmt in jedem Fall eine Schlüsselrolle in der weiteren Entwicklung der weltweiten Wirtschaft und Militärstrategien ein. Aus diesem Grund machen sich die USA und auch andere Länder Sorgen über die chinesische Dominanz im digitalen Wandel. Da dem chinesischen Unternehmen Huawei, das derzeit Vorreiter in der 5G-Technologie ist, vorgeworfen wird mit dem chinesischen Staat zu kooperieren, versucht man dieses beim Aufbau der 5G-Netze möglichst außen vor zu lassen. Deutschland hat sich bisher noch nicht klar geäußert, ob es Huawei bei den Ausschreibungen für den Aufbau des 5G-Netzes zulassen wird. Heute findet jedoch ein wichtiges Treffen verschiedener Minister statt, in dem beraten werden soll, wie das deutsche 5G-Netz schnell aufbaut werden kann, ohne in eine Abhängigkeit zu China und Huawei zu geraten.