Für die deutschen Autohersteller ging mit 2017 ein turbulentes Jahr zu Ende und das scheint sich auch in 2018 stringent fortzusetzen. Wie die New York Times berichtete, wurden zehn Javaneraffen in einem US-Labor in luftdichten Kammern gehalten und gefilterten Autoabgasen ausgesetzt. Angeblich sollen diese Tests - zu dessen Auftraggebern auch deutsche Autokonzerne gehören sollen - keine bleibenden Atemwegsschäden bei den Tieren hinterlassen haben. Doch die Enthüllungen empören nicht nur Tierschützer. Es eröffnet sich die Frage: Warum waren solche Stickoxid-Tests in den USA überhaupt notwendig und wie glaubwürdig ist eine Forschungsreihe, die von dem industrieeigenen “Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor” (kurz EUGT) durchgeführt wurde?
Öffentliche Kritik
Nicht nur Umwelt- und Tierschützer zeigten sich entsetzt über die Veröffentlichungen der Versuche mit den Affen. Für sie drängt sich die Frage auf, warum die Tests gerade in den USA durchgeführt wurden. Zwar sind auch in Deutschland Tierversuche erlaubt, jedoch nur unter bestimmten Bedingungen und Kriterien, die grundsätzlich dem Zweck der Gesundheit und Erhaltung von Mensch, Tier und Umwelt dienen. Die Richtlinien in den USA unterscheiden sich allerdings von denen in Deutschland, was nicht nur bei Tierschützern für Skepsis sorgt. Auch Kanzlerin Merkel verurteilt die Tests als unethisch und fordert die Automobilkonzerne dazu auf, Grenzwerte einzuhalten und Emissionen zu reduzieren, anstatt die angebliche Unschädlichkeit von Abgasen zu beweisen.
Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor ?
Abgesehen von der Ethik-Frage, welche sich bei dieser Art von Tests stellt, könnte man meinen, dass Forschung und Abgasversuche seitens der Mobilhersteller ein nachhaltiger Schritt zur Besserung und Weiterentwicklung der teilweise veralteten Motoren darstellen. Doch wie glaubhaft sind die Ergebnisse einer “Forschungsvereinigung”, zu deren Sponsoren Firmen wie Daimler, VW oder BMW gehören? Und warum wurden die Test bereits im Jahr 2013 durchgeführt? Hat die Autoindustrie zu diesem Zeitpunkt bereits geahnt, dass eine Debatte über Dieselabgase heran zieht? Unter diesen Gesichtspunkten ist es umso obskurer, dass der Beiratsvorsitzende des Lobbyvereins EUGT, Professor Helmut Greim, als Sachverständiger Teil des Bundestagsuntersuchungsausschuss zum Abgasskandal war. Laut Greim habe Stickstoffdioxid nur eine geringe Wirkung. Die Glaubwürdigkeit der Tests mit Tieren bleibt weiterhin fraglich.
Wiederherstellung von Glaubwürdigkeit
Laut Volkswagen sollen Mitarbeiter des Konzerns über die strittigen Versuchen in den USA gewusst haben. "Informationen über die Studie der US-Forscher hatten einzelne Mitarbeiter in der Rechtsabteilung des Konzerns, in den Konzern-Außenbeziehungen, in der Technischen Entwicklung der Marke Volkswagen und bei Volkswagen of America", so der Wolfsburger Konzern. Stickstoffdioxid (NO2) ist der Schadstoff, dessen Messwerte von VW in den USA konsequent manipuliert worden waren, um die gesetzlichen Grenzwerte für Dieselfahrzeuge offiziell einzuhalten. Um das öffentliche Vertrauen in die Automobilindustrie wiederherzustellen, ist es nun an den Konzernen selbst, in Aufklärung und glaubwürdige Forschungsinstanzen zu investieren.