In Brasilien wüten die schlimmsten Waldbrände seit Jahren. Hunderte Quadratkilometer Regenwald stehen in Flammen. In einzelnen Regionen wurde bereits der Notstand ausgerufen. Mittlerweile sind die Auswirkungen der Brände auch in Brasiliens Großstädten zu spüren. Flughäfen mussten ihren Betrieb einstellen, Rauchwolken verdunkeln in São Paulo den Himmel und verursachen Stromausfälle. Die brasilianische Regierung steht in der Kritik.
Ausmaß der Waldbrände
Das Nationale Institut für Weltraumforschung INPE hat allein in diesem Jahr mithilfe von Satellitenaufnahmen der NASA 74.000 Brände registriert - im Vergleich zum Vorjahreszeitraum entspricht dies einem Anstieg von circa 84%. Es ist die höchste Anzahl registrierter Brandherde seit Beginn der Aufzeichnungen des Instituts im Jahr 2013. Besonders stark betroffen sind die Bundesstaaten im Nordwesten Brasiliens Roraima, Amazonas und Acre sowie die Staaten Rondônia, Mato Grosso und Pará. Auch Teile der benachbarten Länder Paraguay und Bolivien melden neue Brandherde. Menschen klagen über Atemnot und Flughäfen mussten geschlossen werden. Der brasilianische Bundesstaat Amazonas rief wegen der steigenden Anzahl der Brände den Ausnahmezustand aus und bildete ein Krisenkabinett, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Die Rauchwolken haben mittlerweile auch das von den Brandherden mehr als 2000 Kilometer entfernte São Paulo erreicht.
Ursachen für die Waldbrände
Waldbrände im Amazonas-Regenwald sind, gerade in den Monaten August und September, nicht außergewöhnlich und werden durch natürliche Phänomene wie Dürre und Trockenheit begünstigt. Laut Experten schafft das Klima allerdings nur die Voraussetzungen für die Brände. Ursachen für die Feuer und deren rasche Verbreitung sind menschliche Aktivitäten. Die Landwirtschaft versucht immer neue Nutzflächen zu erschließen. Viele Landwirte legen daher absichtlich Feuer, um die Böden für die Viehzucht oder Pflanzenanbau zu nutzen. Dabei handelt es sich häufig um illegale Waldrodungen.
Kritik an der brasilianischen Regierung
Umweltschützer kritisieren in diesem Zusammenhang die brasilianische Regierung unter Führung von Jair Bolsonaro. Seit seinem Amtsantritt im Januar 2019 habe Abholzung und die damit verbundene Brandrodung des Amazonas-Regenwalds zugenommen. Bolsonaro hatte angekündigt, die Gebiete am Amazonas stärker für die Landwirtschaft und den Rohstoffabbau nutzen zu wollen, auch auf Kosten von Naturschutzgebieten und Reservaten für die indigene Bevölkerung. Bolsonaro’s Politik habe daher die Landwirte indirekt ermutigt Brandrodungen durchzuführen und so einen Beitrag zu der aktuellen Krise geleistet.
Klimaauswirkungen der Waldbrände
Neben den fatalen Auswirkungen auf die vor allem indigene Bevölkerung und Tierbestände, trägt die Zerstörung des Regenwaldes durch Brände zur weiteren Verstärkung des Klimawandels bei. Regenwälder und Wälder im Allgemeinen sind elementar für den Kampf gegen den Klimawandel. Sie speichern das klimaschädliche Kohlenstoffdioxid und produzieren Sauerstoff; sie dienen als Kohlenstoffdioxidspeicher und tragen so zur Verlangsamung der Erderwärmung bei. Durch Waldbrände wie in Brasilien wird das gespeicherte Kohlenstoffdioxid freigesetzt und wichtige Speicher des Gases werden zerstört. Der Amazonas Regenwald hat allein aufgrund seiner Größe eine besondere Bedeutung im Kampf gegen den Klimawandel. Er erstreckt sich über neun Länder und umfasst sechs Millionen Quadratkilometer. Mehr als 20% des weltweiten Sauerstoff wird im Amazonas-Regenwald produziert. Zudem zeichnet sich der Regenwald durch eine große Artenvielfalt aus und ist Heimat von über drei Millionen Pflanzen- und Tierarten. Der größte Teil des Waldes (circa 60% der Gesamtfläche) befindet sich in Brasilien. Weltweit gehen die Regenwaldflächen immer weiter zurück. Allein in Brasilien wurden nach Angaben des brasilianischen Umweltministeriums zwischen August 2017 und Juli 2018 insgesamt 7900 Quadratkilometer Wald abgeholzt - eine Fläche, die mehr als eine Million Fußballfelder entspricht.