Das Fermi-Paradoxon

Das Fermi-Paradoxon beschäftigt sich mit der Frage, warum wir bisher noch kein extraterrestrisches Leben gefunden haben. Aufgrund der Größe unseres Universums ist die bloße Existenz außerirdischer Lebensformen sehr wahrscheinlich. In den letzten Jahrzehnten wurde dank unseres technischen Fortschritts zwar mit zunehmendem Radius nach außerirdischen Lebensformen gesucht, jedoch verlief die Suche bisher erfolglos. Man kommt somit nicht umhin, sich zu fragen, wieso wir bisher noch keinerlei Lebensformen abseits unserer Erde finden konnten. Erfahren Sie nachfolgend alles rund um das Fermi-Paradoxon.

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Aber wo sind sie denn alle?

Bereits in den Jahren vor der Mondlandung wunderte sich die Menschheit, ob sie alleine im Weltall ist. Der italienische Kernphysiker und Nobelpreisträger Enrico Fermi stellte im Jahr 1950 die Frage, wieso wir bisher keine intelligenten Lebensformen außerhalb unserer Erde finden konnten. Die Frage soll sich während eines Mittagessens in dem amerikanischen “Los Alamos National Labor”, einem Zentrum für Kernforschung, ergeben haben, als Fermi mit einigen wissenschaftlichen Kollegen an einem Tisch saß. Während der Mahlzeit unterhielt man sich über die damaligen Schlagzeilen in der Zeitung sowie abstrakte Themen, wie beispielsweise interstellares Reisen und außerirdisches Leben. Fermi fragte schließlich seine Kollegen: “But where is everybody?” (auf dt. “Aber wo sind sie denn alle?”), hinsichtlich der außerirdischen Lebensformen. Schließlich sollte es, wenn man das Alter und die Größe unseres Universums betrachtet, mehr intelligente Lebensformen außer unserer Menschheit geben. Doch wieso konnten wir diese paradoxerweise bisher nicht ausfindig machen? Die Frage wurde später vom amerikanischen Astrophysiker Carl Sagan aufgegriffen und in einem von ihm verfassten Buch in 1966 als Grundthese aufgeführt. Dies sorgte dafür, dass das Fermi-Paradox zunehmend größere Bekanntheit erlangte.

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Die Drake-Gleichung

Fermis Frage wurde anfänglich von seinen Kollegen mit einem Lachen entgegengenommen. Nach längerem Nachdenken wurden sich diese jedoch bewusst, dass Fermi seine Frage ernst meinte. Doch was ist eigentlich so paradox an der Tatsache, dass wir bisher keinen Erfolg bei der Suche hatten? Dieser Frage wird oftmals die sogenannte Drake-Gleichung zugrunde gelegt.

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Diese Gleichung soll eine ungefähre Rechnung ermöglichen, um zu kalkulieren, wie viele wahrnehmbare Zivilisationen (N) sich in unserem Universum befinden sollten, zu welchen wir theoretisch Kontakt aufnehmen könnten. R* steht für die Rate, in welcher sich Sterne pro Jahr formieren, fp für den Anteil der Sterne mit Planeten, ne für die Nummer von erdähnlichen Planeten, welche bewohnbar sein könnten, fl für den Anteil dieser Planeten auf welchen sich Leben formen könnte, fi für den Anteil der Planeten, wo sich intelligentes Leben entwickeln könnte, fc für den Anteil der intelligenten Lebensformen, zu welchen wir tatsächlich Kontakt herstellen könnten und zu guter Letzt noch L, welches mit einberechnet, wie lange solch eine Lebensform tatsächlich existieren könnte. Allerdings ist die Drake-Gleichung umstritten, da sie dem Optimismus bzw. Pessimismus der Person unterliegt, welche die Gleichung anwendet. Die Zahlen, welche in die Gleichung eingefügt werden, sind im besten Fall Schätzungen. Somit erhält man ebenso vielfältige Antworten wie die Anzahl an Experten, welche man zu Rate zieht. Für eine aktuelle Schätzung haben wir uns eine aktuelle Studie angeschaut, welche mehrere Versionen der Drake-Gleichung zusammenbrachte. Laut dieser besteht eine durchschnittliche Wahrscheinlichkeit in Höhe von 52 %, dass wir alleine in unserer Milchstraße sind und eine durchschnittliche Wahrscheinlichkeit in Höhe von 38 %, dass wir alleine in unserem Universum sind.

Spekulationen hinsichtlich der großen Stille

Mit einer 38 prozentigen Wahrscheinlichkeit, dass wir alleine im Universum sind, lässt sich somit nur spekulieren, wieso wir bisher kein außerirdisches, intelligentes Leben finden konnten:

  1. Außerirdisches Leben existiert nicht und unser Planet ist eine einzigartige Ausnahme.
  2. Um tatsächlich innerhalb des Universums kommunizieren oder gar reisen zu können, wird es einer gewissen Technik und Intelligenz bedürfen. Möglicherweise sterben alle Zivilisationen aus, sei es zum Beispiel aufgrund eines Krieges oder einer Naturkatastrophe, bevor sie diesen Punkt in deren Evolution erreichen können. 
  3. Unsere Menschheit existiert seit rund 200.000 Jahren, während unsere Erde bereits seit rund 4,5 Milliarden Jahren ihre Kreise um die Sonne zieht. Eventuell wurde unser Planet von außerirdischen Leben besucht, bevor die Menschheit dies registrieren oder geschichtlich übermitteln konnte. 
  4. Sollte außerirdisches Leben existieren, wäre es möglich, dass wir schlichtweg in einem “Außenbezirk” unseres Universums leben. Andere Bereiche könnten somit stärker bewohnt sein und unsere Erde befindet sich vielleicht nur in der Peripherie. 
  5. Eine weitere Möglichkeit wäre, sollte außerirdisches Leben bestehen, dass dieses so weit fortentwickelt ist, dass sich aus deren Sicht eine Kontaktaufnahme mit uns nicht lohnt, bzw. wir zu uninteressant sind. 
  6. Einige Forscher sind der Meinung, dass das Senden von Nachrichten ins Weltall gefährlich sein könnte. Was wäre, wenn hochentwickelte außerirdische Lebensformen existieren und diese bereits unsere Menschheit beobachten würde, uns eventuell ausreichend lange im Stillen analysieren, um in der Zukunft einen Angriff zu planen? 
  7. Eventuell sind wir bereits inmitten von außerirdischer Kommunikation, können diese jedoch aufgrund unseres primitiven Entwicklungsstandes nicht wahrnehmen. Dieser Ansicht ist übrigens auch Edward Snowden, welcher mahnt, dass wir möglicherweise ausgefeilte Verschlüsselungstechniken von außerirdisch hochentwickelten Lebensformen nicht wahrnehmen könnten. 
  8. Ebenso kann es sein, dass wir schlichtweg in die falsche Richtung schauen. Möglicherweise sind außerirdische Lebensformen so gänzlich anders als wir, dass wir sie mit unserem Verstand nicht konzeptualisieren können.

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Fazit

Letztendlich können wir nur spekulieren, wieso wir noch kein extraterrestrisches Leben gefunden haben. Eine Antwort auf das Fermi-Paradoxon wird es wohl nicht in absehbarer Zeit geben. Welche der möglichen Antworten sich letztendlich bewahrheiten wird, sei derzeit somit noch dahingestellt. Jedoch ist jede Möglichkeit faszinierend auf ihre eigene Art und Weise.