Verspätungen, überlastete Züge, teure Ticketpreise - die Deutsche Bahn gilt als störanfällig und unattraktiv. Mit der Zunahme der Busverbindungen im Fernverkehr wächst zudem die Konkurrenz für die Deutsche Bahn. Das Unternehmen versucht bereits seit Jahren ihr Image aufzupolieren und hat für dieses Jahr mehrere Neuerungen und Veränderungen angekündigt. Doch reicht das, um das Bahnfahren attraktiver zu machen? Wechseljetzt.de informiert über die neuesten Entwicklungen bei der Deutschen Bahn.
Winterfahrplan 2019/2020
Zum Jahreswechsel hat die Deutsche Bahn ihren Fahrplan umgestellt und neue Verbindungen vorgestellt. Insgesamt baut die Bahn den Zugverkehr zwischen den großen Metropolen weiter aus: Zwischen Berlin und Frankfurt am Main sowie zwischen Berlin und München fährt fortan jeweils stündlich ein Zug. Ab Ende 2021 wird die Strecke zwischen Hamburg und Berlin im 30-Minuten-Takt bedient. Als neue Verbindung im Fernverkehr kommt die Strecke zwischen Dresden-Berlin-Rostock hinzu. Ab März 2020 fahren auf dieser Strecke Züge im 2-Stunden-Takt. International wird eine neue Verbindung zwischen Berlin über Dresden nach Prag und Wien bis Graz eingerichtet. Im Regionalverkehr soll der Fahrplan besser getaktet werden, um vor allem während der Stoßzeiten im Berufsverkehr für Entlastung zu sorgen. Der nächste Fahrplanwechsel und damit die Umstellung auf den Sommerfahrplan findet am 14. Juni 2020 statt.
Neue Züge für mehr Komfort
Insgesamt 12 Milliarden Euro will die Deutsche Bahn in den nächsten Jahren in neue Züge investieren. Seit 2017 ist der ICE 4 der Deutschen Bahn im Betrieb. Die Flotte soll nun mit 137 ICE-4-Zügen erheblich ausgebaut werden. Geplant ist, alle drei Wochen einen neuen ICE-4-Zug in Betrieb zu nehmen. Die neuen Züge sollen unter anderem die zum Teil über 40 Jahren alten IC-Wagen ersetzen. In den neuen ICE-Zügen ist nun auch die Fahrradmitnahme möglich. Außerdem werden mit der flächendeckenden Einführung des ICE-4 der Komfort und die Fahrgastkapazitäten erhöht.
Günstigere Ticketpreise im Fernverkehr
Im Rahmen des Klimapakets beschloss die Bundesregierung den Mehrwertsteuersatz für Bahnfahrten im Fernverkehr von 19 % auf 7 % zu reduzieren. Dadurch sinken die Ticketpreise der Deutschen Bahn dieses Jahr im Schnitt um 10 %. Ein Ticket zum Super-Sparpreis ist somit für 17,90 Euro erhältlich. Alle, die eine BahnCard 25, BahnCard 50 oder BahnCard 100 besitzen, profitieren ebenfalls von den Vergünstigungen. Die Preissenkungen gelten jedoch nur für innerdeutsche Fahrkarten. Die Preise für Strecken im Nahverkehr und ins europäische Ausland werden nicht gesenkt. Im Nahverkehr steigen die Preise hingegen im Schnitt um 1,7 %.
Wiederkehr der Nachtzüge?
Im Jahr 2016 nahm die Deutsche Bahn ihre Schlafwagen aus dem Betrieb, da das Nachtzugangebot für ein Minus in der Konzernbilanz sorgte. Seitdem kooperiert das Unternehmen mit den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB), welche noch über Schlafwagen verfügen. Ab diesem Jahr kommt eine neue Nachtverbindung zwischen Zürich und Berlin beziehungsweise zwischen Zürich und Hamburg hinzu. In Deutschland werden die Stimmen lauter, die eine Wiedereinführung des Nachtzugverkehrs der Deutschen Bahn fordern. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) sei offen für ein neues Nachtzugangebot, warnt jedoch davor, einen Wiedereinstieg zu überstürzen. Zunächst müssten mögliche Modelle geprüft werden. Die Deutsche Bahn befindet sich derzeit im Gespräch mit der ÖBB und den Schweizerischen Bundesbahnen (SBB).
Zukunftspläne der Deutschen Bahn
Das bundeseigene Unternehmen hat ambitionierte Pläne: Circa sechs Millionen Menschen nutzen hierzulande täglich die Bahn. Bis zum Jahr 2030 plant die Deutsche Bahn, doppelt so viele Fahrgäste zu befördern. 86 Milliarden Euro stellt die Bundesregierung dafür zur Verfügung. Mit diesem Geld soll in erster Linie das in die Jahre gekommene Schienennetz saniert werden. Für den Bund ist die Bahn ein wichtiger Hebel zur Erfüllung der Klimaziele. So soll ein möglichst großer Anteil des Verkehrs von der Straße auf die klimafreundlichere Schiene verlagert werden. Experten befürchten jedoch, dass selbst diese hohen Summen nicht reichen, um die Bahn fit für die Zukunft zu machen. Laut Christian Böttger, Professor an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, hat das Unternehmen einen massiven Investitionsrückstand aufzuholen und an den Hauptverkehrsknotenpunkten Berlin, Hamburg, München, Köln und Frankfurt sind die Kapazitäten bereits heute voll ausgelastet. Jeder dritte Zug im Fernverkehr trifft mit Verspätung im Ziel ein. Daran ist neben extremen Wetterlagen, technischen Problemen an Zügen und Personalmangel in den Werkstätten, vor allem das veraltete Netz der Deutschen Bahn schuld. Um die Ziele der Bahn zu erreichen, müsste wesentlich mehr Geld in den Ausbau der Schienennetze fließen, doch Deutschland investiert nach wie vor vor allem in den Straßenbau, so Böttger.
Fazit
Die Deutsche Bahn plant, in den nächsten Jahren kräftig in ihre Infrastruktur zu investieren. Bahnkunden profitieren von günstigeren Ticketpreisen, ausgenommen des Nahverkehrs, und der Ausweitung des Fahrplans. Doch eine Sanierung des Netzes geht auch mit weiteren Baustellen einher und löst das Problem der hohen Quote von Zügen mit Verspätungen vorerst nicht.