Die Verarbeitung von Elektromüll: Das westafrikanische Dilemma

Von Deutschland nach Nigeria werden jährlichen hunderte von Tonnen Elektromüll illegal verschifft. Trotz internationaler Abkommen, die das Verschiffen von Elektromüll verringern sollten, steigen jährlich die Exporte. Dieses Jahr soll die Verschiffung in Rekordhöhe steigen. Hier erfahren Sie alles über den illegalen internationalen Handel des Schrottmülls.

Elektromüll

Elektroschrott wird wiederbelebt

Jährlich werden hunderte von Tonnen an Elektromüll nach Westafrika verschifft. Die Konsequenzen kommen oftmals nicht ans Tageslicht. Unter den Elektrogeräten die nach Nigeria transportiert werden gehören Kühlschränke, Minivans und Stereoanlagen. Diese werden dann repariert und weiterverkauft. Jedoch besitzen die meisten afrikanischen Länder keine ausreichenden Methoden, um giftigen Elektroschrott angemessen zu recyceln. Da westafrikanische Länder keine adäquaten Recyclinganlagen besitzen, übernimmt eine informelle Kette an Arbeitern diese Funktion.

Die Gefahr des Recyclings

Eine Studie der Königlichen Technischen Hochschule Stockholm über die sozialen Aspekte der Entsorgung von Elektronikschrott hat ergeben, dass dies umfassende negative Auswirkungen haben kann. Die Arbeiter in diesem Bereich haben oftmals unzureichende Kenntnisse über die möglichen gesundheitlichen Gefahren ihrer Arbeit. Sie kommen täglich mit gefährlichen Stoffen in Berührung und atmen giftige Gase mit ein. Zudem ist zu bemerken, dass auch beim Bewusstsein der Gefahren ein ausreichender Schutz oftmals nur sehr limitiert ist. In Nigeria hat ein Großteil der Bevölkerung keinen Zugang zu einer medizinischen Grundversorgung oder Sozialleistung. Oftmals können sie sich keine Schutzausrüstung wie z.B. Handschuhe oder Mundschutz leisten.

Die Rolle der internationalen Übereinkommen

Aufgrund der umfangreichen Schäden die durch die Verarbeitung verursacht werden und aufgrund der steigenden „Müllablagerung“ in Entwicklungsländer wurden dementsprechend internationale Vereinbarungen abgeschlossen, um die Transporte von Elektromüll zu reduzieren. Schon in 1989 wurde das Basler Übereinkommen abgeschlossen. Dies ist ein internationales Umweltabkommen, das ein umweltgerechtes Abfallmanagement vorschreibt, sowie die Kontrolle der grenzüberschreitenden Transporte gefährlicher Abfälle regelt. Auch die EU hat diese Regeln einheitlich für alle Länder eingesetzt durch die EU-Abfallverbringungsverordnung, die bereits in 1993 beschlossen wurde. Grundsätzlich ist es illegal, den Elektromüll in Länder zu exportieren, die schlechtere Wiederverwertungsmethoden besitzen als das eigene. Daher traf Deutschland die Entscheidung, dass alle gebrauchten Produkte vor der Ausfuhr geprüft werden müssen.

Trotz all dieser Beschlüsse werden Tausende von Tonnen elektronischer Geräte jedes Jahr über die Grenzen geschleust. Das europäische CWIT-Projekt  geht von 1,3 Millionen Tonnen aus die jährlich die EU undokumentiert verlassen. Elektroschrott könnte 2017 zu einem der größten Zweige illegaler Ausfuhren des Kontinents werden. Jeden Tag kommen rund fünfzig Container mit gebrauchten elektronischen Artikeln in der Millionenmetropole Lagos an.

Der Handel wird fortgesetzt

Die fortsetzende Verschiffung von Elektromüll hat vielfältige Gründe. Es ist für Behörden gar unmöglich die Funktionsfähigkeit aller Geräte zu beurteilen bevor Sie das Land verlassen. Zudem sind viele Nigerianer auf diesen Handel angewiesen. Mehr als 500.000 Nigerianer leben von dem Handel. In vielen westafrikanischen Ländern sind Elektrogeräte etwa eines der wichtigsten Importgüter. Egal, ob Staubsauger, Wasserkocher, Handys oder Computer: Die importierten Geräte werden repariert und weiterbenutzt. Von 173 Millionen Verbrauchern in Nigeria können sich gerade einmal 20 Prozent Neuware leisten. Daher hat Gebrauchtware, auch wenn nicht mehr vollkommen funktionsfähig, für Nigerianer vielen Wert. Zudem verdienen tausende Menschen durch diese Arbeit ihren Lebensunterhalt. Allein in Accra (Ghana) und Lagos (Nigeria) verdienen rund 30.000 Menschen in diesem Bereich ihr Einkommen.

Eines ist sicher: Bessere Verarbeitungsmethoden werden gebraucht oder die Arbeit mit Elektromüll muss eingestellt werden. Da viele Menschen an den Gewinnungen der Elektrogeräte angewiesen sind, sollte in Zukunft mehr in Westafrika investiert werden, um nachhaltigere Verarbeitungsmethoden der Elektrogeräte zu erreichen. Wohin sich der Elektromüll-Handel entwickeln wird, ist noch ungewiss.