Einzigartige Projekte zur Energiewende

Um die Energiewende, also den Übergang von der Nutzung fossiler Energieträger und Kernenergie zu erneuerbaren Energien, zu beschleunigen, bedarf es nicht nur politischen Willen und privater Investitionen, sondern auch genialer Ideen. Wir stellen Ihnen drei einzigartige Projekte vor.

Dezhou – Die Solarstadt

China beeindruckt mit einem völlig auf Solarstrom ausgerichteten Ort: Die Stadt Dezhou, gelegen im Osten Chinas, gilt nicht umsonst als Welthauptstadt des Solarstroms. Die Produktion von Solarthermie ist hier in etwa so groß wie in der gesamten EU. Läuft man durch Dezhous Straßen, wird es schwierig, auch nur ein Haus ohne Solaranlagen zu finden. Zudem wird die gesamte Straßenbeleuchtung mit sauberer Sonnenenergie betrieben. Dabei handelt es sich nicht etwa um eine Kleinstadt, sondern um eine 5-Millionen Metropole. Das Projekt wurde unter anderem durch großzügige finanzielle Unterstützung vom Staat ermöglicht – schließlich ist es Chinas Ziel, bis 2020 15 % der Energie aus regenerativen Quellen zu beziehen. Um zu versichern, dass der Solartrend in der Stadt anhält, werden Neubauten ohne Solartechnik von den Behörden erst gar nicht zugelassen.

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Riesige Solaranlagen wie diese sind in Dezhou keine Seltenheit.

Biogasanlagen in Indien – Kuhdung zum Kochen

Im ländlichen Indien wird häufig fossiles Gas oder Brennholz als Energie zum Kochen verwendet. Zudem ist die Kuhhaltung in der Landwirtschaft weit ausgeprägt. Eine innovative Technik macht sich die Kuhhaltung zum Kochen zunutze: Biogasanlagen werden mit dem Kuhdung gefüllt. Das in den Anlagen entstehende Gas wird über Leitungen direkt in die Küche zum Kochen geleitet. Dieses Verfahren schützt die Umwelt auf vielfältige Weise: Zum Einen wird durch die Vermeidung des Benutzens von Brennholz die Abholzung verringert. Zum Anderen verringert sich der Treibhausgasausstoß in drei verschiedenen Hinsichten. Durch das Lagern des Kuhdungs in der Biogasanlage entweicht kein Methan mehr in die Luft. Zudem wird das Entstehen von Treibhausgasen durch die Verbrennung von Holz vermieden. Darüber hinaus kann der entstehende Biodünger chemische Düngemittel ersetzen, die beim Transport ebenfalls erhöhte CO2-Emissionen verursachen würden. Experten zufolge werden über die gesamte Nutzungsdauer einer Biogasanlage mindestens 35 Tonnen an CO2-Emissionen eingespart.

Künstliche Insel in der Nordsee – Windenergie von dort, wo der Wind am stärksten ist

Die Doggerbank, in der Nordsee auf halber Strecke zwischen England und Dänemark gelegen, gilt als idealer Ort zum Errichten einer Insel zur Windenergie-Erzeugung. Da die Bank auf hoher See gelegen ist, ist hier deutlich mehr Wind als in Küstennähe. Und zumal die Nordsee mit einer Meerestiefe von nur ca. 15 Metern an dieser Stelle relativ seicht ist, könnten Fundamente für Windräder hier mit nur wenig Mühe eingesetzt werden. Um den durch Windkraftwerke entstehenden Drehstrom in den benötigten Gleichstrom umzuwandeln, sind jedoch Konverter notwendig. Um diese in der Nähe der Windräder zu errichten, ist eine künstliche Insel hilfreich. Derzeit prüfen mehrere europäische Firmen die Machbarkeit des Vorhabens. Experten zufolge wäre es möglich, die Anlage mit dem Potential, bis zu 100 Millionen Menschen mit erneuerbarer Energie zu versorgen, bis zum Jahr 2035 zu errichten. Allerdings gilt das Projekt bislang noch als Zukunftsvision – nicht zuletzt aufgrund der Kritik von Umweltschützern: Die Doggerbank ist einer der wertvollsten Lebensräume in der Nordsee – und solch eine gigantische Anlage könnte die Artenvielfalt bedrohen.