Ende des letzten Jahres beschloss die OPEC (Organisation erdölexportierender Länder), als Reaktion auf das steigende Überangebot und fallende Ölpreise, die Ölförderung einzuschränken. Nun beweist die Organisation mit einer großflächigen Einhaltung der Vereinbarung ihren Willen und ihre Einigkeit. Dennoch konnte sich der Ölpreis bisher noch nicht wirklich stabilisieren. Gründe dafür sind die wachsende Ölförderung in den USA und die noch vorhandenen Ölvorräte.
Ölförderung: Wieso eine Förderungsgrenze?
Der Energiemarkt unterliegt einem ständigen Wandel. Während die Verbraucherpreise aber von Jahr zu Jahr nur teurer werden, weisen die Ölpreise stärkere Schwankungen auf. So konnte seit 2014 ein konstanter Preisfall beobachtet werden, der mit einem Preis von lediglich $40 pro Barrel Anfang 2016 seinen Tiefpunkt erreichte. Zum Teil war die Organisation erdölexportierender Länder (OPEC) an dieser Entwicklung beteiligt. Durch eine Niedrigpreisstrategie wollten die Mitgliedsstaaten der Konkurrenz aus den USA den Kampf ansagen. Für viele dieser Länder aber stellt der Ölhandel die wichtigste Säule der nationalen Wirtschaftsfähigkeit dar. Durch die niedrigen Ölpreise schwächten die OPEC-Länder somit ihre eigene Wirtschaftskraft. Nach langen und schwierigen Verhandlungen verkündete die Organisation schließlich Ende September 2016 den Entschluss, den weltweiten Umfang der Ölförderung zu drosseln. Zu diesem Zeitpunkt aber zweifelten viele noch an der Motivation der OPEC-Staaten, diese Vereinbarung auch tatsächlich einzuhalten.
Ölförderung: Wird die Vereinbarung eingehalten?
Laut einer aktuellen Mitteilung der Internationalen Energieagentur (IAE) halten sich die OPEC-Staaten mit einer erstaunlichen Mehrheit doch zu etwa 90% an die vereinbarten Grenzen der Ölförderung. Damit beweisen sie so viel Entschlossenheit wie noch nie. Allein im Januar 2017 haben die Mitgliedsstaaten 890.000 Barrel weniger Öl produziert. Saudi Arabien trägt bei dem Beschluss den größten Teil der Produktionsdrosselung, bleibt aber mit 9,9 Millionen Barrel trotzdem der größte Ölförderer der OPEC. Zunächst ist die Förderungsgrenze nur bis Ende Juni angedacht. Danach wollen sich die Mitgliedsstaaten erneut beraten und die Möglichkeit einer Verlängerung der Drosselung besprechen.
Ölförderung: Welchen Effekt hat die Produktionsdrosselung?
Die Förderungsgrenze wurde primär mit dem Ziel beschlossen, das weltweite Überangebot an Öl zu reduzieren und somit auch die Preise in die Höhe zu treiben. Noch ist fraglich, ob die aktuelle Abbaugeschwindigkeit ausreicht, um die Ölvorräte signifikant zu reduzieren. Grund dafür sind vor allem die noch bestehenden Ölbestände. Aktuell reichen diese aus, um die ganze Welt einen Monat lang mit Öl zu versorgen. Seit der Einigung der OPEC-Staaten auf die Förderungsdrosselung Ende letzten Jahres schrumpften diese Ölbestände aber bereits und der Ölpreis stieg um etwa ein Fünftel. Für die Organisation ist diese Entwicklung ein Erfolg, wollte sie doch genau das mit der Drosselung erreichen. Doch die Vorräte schrumpfen nur sehr langsam. Daher werden wahrscheinlich auch zu Ende des Halbjahres noch die Ölbestände über dem üblichen Durchschnittsniveau bleiben. Obwohl die Strategie der OPEC bisher aufzugehen scheint und die Drosselung größtenteils eingehalten wird, fiel der Ölpreis am Montag erneut um 1,8% auf unter $56 pro Barrel. Experten rechnen auch in den kommenden Wochen noch nicht mit einer Stabilisierung des Ölpreises.
Ölförderung: Welche Rolle spielen die USA?
Ob die Maßnahmen aber wirksam sein werden, bleibt abzuwarten, besonders wegen der steigenden Ölproduktion in den USA. Erst letzte Woche gab das American Petroleum Institute (API) bekannt, dass die amerikanischen Ölbestände den zweitgrößten Anstieg der US Geschichte hinter sich haben. Hinzu kommt, dass die neu gewählte US-Regierung auf fossile Brennstoffe setzt und Fracking weiter voran treibt. In den letzten Wochen stieg daher die Anzahl aktiver Bohrlöcher in den USA. Dadurch wollen die Amerikaner unabhängiger von Importen werden und ihre Position als Marktführer beibehalten. Aktuell wird etwa noch ein Viertel des amerkanischen Energiebedarfs durch Importe gedeckt. Durch die geplante Importsteuer von Trump wird amerikanisches Öl aber deutlich billiger werden als die Lieferungen aus dem Ausland.
Ölförderung: Wie geht es weiter?
Diese Entwicklungen machen es schwer, die Zukunft der Ölpreise zu prognostizieren. Im Zentrum der Debatte steht doch die Frage: Was fällt schwerer ins Gewicht? Die steigende Ölproduktion der Amerikaner oder die Produktionsdrosselung der OPEC? Die OPEC hat ihr Ziel von $60 pro Barrel Öl noch nicht erreichen können. Es braucht insgesamt eine höhere Nachfrage um trotz der Kürzungen das Angebot auf ein für den Ölpreis stabiles Niveau zu bringen. Um das Überangebot bis zum Ende des ersten Halbjahres dennoch signifikant zu senken, will die OPEC daher vermehrt Druck auf die Nicht-OPEC-Staaten, die der Drosselung der Ölförderung zustimmte, ausüben, da diese sich bei der Einhaltung der Vereinbarung noch reserviert zeigen. Ob eine Verlängerung der Drosselung den Preisverfall aber aufhalten kann, bleibt abzuwarten. Die Zukunft des Ölpreise hängt außerdem stark von dem Ausbau Erneuerbarer Energien ab. Nachhaltige Energiequellen werden in Zukunft vermehrt Einfluss auf den internationalen Energiemarkt nehmen.