Hamburg – Die Krise zwischen Russland und Ukraine verhärtet sich weiter. Auf Sanktionen aus Europa reagiert Russland mit Gegenmaßnahmen wie einem Importstopp westlicher Agrarprodukte. Bisher wurde der Gasimport noch nicht gestoppt. Aber wie wahrscheinlich ist es, dass Russland der EU den Gashahn abdreht und welche Konsequenzen hätte das Gasembargo für Deutschland? 
Wie wahrscheinlich ist ein Gas-Stopp seitens Russlands?
E.ON Chef Johannes Teyssen glaubt nicht an einen Gas-Stopp seitens Russland. Die Gasverträge und Preise seien über einen längeren Zeitraum gesichert. Außerdem seien die Einnahmen aus Gasexport für Russland ebenfalls wichtig. Sie machen einen großen Teil des russischen Staatshaushaltes aus. 60 Prozent des Staatshaushaltes kommen aus Exporten von Öl, Gas-und Steinkohle.
Weitaus realistischer ist, dass der Ukraine das Gas abgedreht wird. Dies hätte einen ähnlichen Effekt auf die EU. Ukraine wäre dann gezwungen Gas anzuzapfen, welches nach Europa geleitet wird. Resultierend würde weitaus weniger Gas aus Russland in der EU ankommen.
Der Ukraine wurde seit 2006 bereits zweimal Gas aus Russland verweigert. Gründe waren Streitigkeiten um Preise und Transitbedingungen.
Was passiert wenn Deutschland der Gasimport aus Russland verweigert wird?
Das Energiewirtschaftliche Institut an der Universität zu Köln (EWI) hat sich mit dem Krisenszenarios beschäftigt und ist zu dem Ergebnis gekommen dass Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern relativ lange ohne Gas aus Russland auskommen würde. Laut EWI könnte Deutschland 5 Monate auf Gas aus Russland verzichten. Bulgarien, Ungarn, Slowakei und Griechenland wären, da sie keine großen Gasspeicher besitzen, viel schneller unterversorgt
Ein Viertel des Gases aus Europa wird aus Russland importiert. Deutschland importiert sogar 38 Prozent aus Russland. Trotzdem kommt es in der EWI-Simulation in Deutschland erst nach 6 Monaten zur Versorgungsknappheit. 3,4 Milliarden Kubikmeter Gas würden fehlen. In 2013 wurden 84 Milliarden Gas in Deutschland verbraucht.
Wie kann Deutschland den Winter ohne Gas aus Russland überstehen?
Der Studienleiter der EWI Harald Hecking, nennt folgende Voraussetzung um den Winter ohne Gas aus Russland zu überstehen:
- 45 Kubikmeter Flüssiggas müssen importiert werden, was wiederrum steigende Gaspreise zur Folge hätte. Sollten nur 35 Kubikmeter importiert werden droht bereits nach 3 Monaten ein Gasembargo. Die Gasimporte würden aus Norwegen und den Niederlanden stammen.
- Die Gasspeicher müssten im Winter fast komplett geleert werden. Jedoch würden die Gasspeicher bis zum Winter 2015 nicht wieder ganz aufgefüllt sein, wodurch ebenfalls eine Versorgungsknappheit im Winter 2015-16 entstehen würde.
Ganz ohne Gas aus Russland geht es daher nicht. In den nächsten 4-5 Jahren ist Deutschland auf Importe aus Russland angewiesen.
Quelle: Spiegel.de & dw.de