Wie belastbar sind Deutschlands Stromnetze?

Die Stabilität von essentieller Infrastruktur ist ein Aspekt, der in Debatten um Versorgungssicherheit häufig aufkommt. Eine Dimension davon ist die Sicherheit der Stromnetze. In diesem Artikel wird der aktuelle Stand der Stromnetze und deren Stabilität erläutert. 

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Wir wollen alle eine sichere und zuverlässige Stromversorgung. Doch diese ist abhängig von einem abgestimmten Zusammenspiel zwischen Stromerzeugern, Netzbetreibern und Verbrauchern. Wir wollen uns im Folgenden genauer mit dem Netzbetrieb auseinandersetzen.

Stromnetz Deutschland

Aktuell gelten Deutschlands Stromnetze zu den stabilsten der Welt, die durchschnittliche Stromausfallsrate liegt bei 15 bis 20 Minuten pro Jahr pro Bürger. In Großbritannien oder Spanien sind es teilweise bis zu einer Stunde, in der Bürger:innen ohne Energie aufgrund von unterbrochenem Stromfluss auskommen müssen.  

Jedoch gibt es einige Dinge, die bei Stromnetzen zu beachten sind. Sowohl Über- als auch Unterlast können dem Netz schaden. 

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Aktuell gibt es einige Entwicklungen, die sich problematisch auf Netze auswirken. 

Zum einen steigt im Allgemeinen der Strombedarf, durch beispielsweise Wärmepumpen oder Elektroautos. Gleichzeitig steigt die dezentrale Stromproduktion, so zum Beispiel Einspeisungen privater Photovoltaik. Außerdem schwankt die Produktion von Strom aus erneuerbaren Energien je nach Umweltbedingung stark. Diese und weitere Aspekte beeinträchtigen den gleichmäßigen Stromfluss im Netzwerk. 

Warum ist die Belastbarkeit von Deutschlands Stromnetzen wichtig?

Im Kontext von häufiger werdenden Extremwetterereignissen ist die Frage um die Stabilität von Stromleitungen sehr relevant. Als durch heftige Schneefälle über den 26. und 27. November 2005 Strommasten umknicken, mussten eine viertel Million Menschen bis zu einige Tage ohne Strom auskommen. 

 Nach diesem Ereignis wurde thematisiert, dass einige Teile des Hoch- und Höchstspannungsnetzes veraltet waren, teilweise sogar aus der Vorkriegszeit stammen. Daher waren sie spröde.

Diese Entwicklung war eine der Resultate der Liberalisierung des Strommarktes. Unternehmen haben ihre Investitionen in den Netzausbau drastisch zurückgefahren. Viele Teile der Höchst-, Hoch-, und Mittelspannungsnetze haben ihre Lebenserwartung überschritten. 

Besonders im Kontext der Energiewende müssen die Stromleitungen auf größere Schwankungen angepasst werden. Doch es passiert zu wenig. Um den Ausbau von erneuerbaren Energien auch effizient in die Stromnutzung integrieren zu können, sind Investitionen in den Netzausbau unausweichlich. 

Empfehlungen für Verbesserung

Es beraten sich des Öfteren Expertengruppen mit dem Ziel, einen guten Überblick über die wichtigsten Prinzipien zu bekommen. Es sollen Leitlinien erstellt werden, die die relevantesten Punkte zusammenfassen. Ein Beispiel hierfür ist das Zusammenkommen von Mitgliedern der VDE ETG und VDE ITG. Hier wurden die folgenden Dimensionen gelistet, die besonders für eventuelle Ausnahmesituationen wichtig sind.

1. Bewusstsein schaffen

Zunächst ist es schon wichtig, dass die Wichtigkeit der Stromnetze in das Bewusstsein der Gesellschaft kommt. Denn nur wenn man versteht, dass sie die Basis der Infrastruktur darstellen, kann man zusätzliche Investitionen in diesem Bereich verstehen und unterstützen. Ein zuverlässiger Betrieb kann sich volkswirtschaftlich lohnen, da Ausfälle und andere Schäden vermieden werden können. 

2. Sektoren- und industrieübergreifend Denken und Handeln

Außerdem sollte über die Stromnetze hinweg gedacht werden. Beispielsweise müssen Stromnetze und Kommunikationsdienste zusammen betrachtet werden. Solch sektorenübergreifendes Denken muss gut koordiniert und abgestimmt werden, doch ist es im Notfall äußerst wichtig. Die Kenntnisse und Fähigkeiten der verschiedenen Fachbereiche sollten systemisch zusammen betrachtet werden. Das bedeutet zum Beispiel, dass schon Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in den Bereichen aufeinander abgestimmt sind. 

3. Vorbereitung auf Katastrophen

Wie schon zuvor erwähnt, sollte es Pläne für eventuelle Ausnahmesituationen geben. Besonders im Hinblick auf vermehrte Extremwetterereignisse durch den Klimawandel ist dies wichtig, aber auch für andere Notsituationen sollte geplant werden. Mögliche Schwachstellen sollten identifiziert und für Risikofälle resilienter gemacht werden.

4. Maßnahmen konsequent durchsetzen

Basierend auf den zuvor genannten Punkten sollte nun das Folgende resultieren: Maßnahmen, die auf diesen Prinzipien aufgebaut sind, sollten konsequent angewandt werden. Mögliche Maßnahmen sollten auf deren technische und wirtschaftliche Machbarkeit geprüft und dann geplant und umgesetzt werden.

Fazit: Deutschlands Stromnetze

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Um eine sichere Stromversorgung zu garantieren, sind nicht nur die Lieferungen von Stromerzeugern wichtig, denn bis der Strom bei uns aus der Steckdose kommt, muss er vom Kraftwerk über ein weitläufiges Netz von Stromtrassen geleitet werden. Dieses Netz für Stromtransport ist in Deutschland vergleichsweise stabil, jedoch kommen mit voranschreitender Zeit und neuen Entwicklungen einige Punkte auf, bei denen Handlungsbedarf besteht. Beispielsweise muss steigender Strombedarf, beispielsweise aufgrund der wachsenden Elektromobilität, gedeckt werden können.