Stromleiter ohne Widerstand - Sieht so die Energieversorgung der Zukunft Deutschlands aus? Im März startet das Verlegen des mit einem Kilometer weltweit längsten Supraleiterkabel in der Essener Innenstadt. „Ampa City“ nennt sich dieses Projekt, das viele Vorteile verspricht.

Essen will für einen besseren Stromtransport sorgen
Bei dem Projekt in der Essener Innenstadt wird ein Kabel verlegt, das die Energieversorgung dauerhaft verbessern könnte. Es ist ein Versuch die entwickelte Technologie von Supraleiterkabeln zu testen, die zahlreiche Vorteile im Gegensatz zu der Energieversorgung mit Kupferleitern bieten. Durch die Supraleiterkabel wird die Energieversorgung fast komplett verlustfrei gewährleistet. Außerdem nehmen sie weniger Platz ein, sind leichter und übertragen mehr Strom. Mit dem Einsatz dieser Supraleiterkabel könnte dauerhaft auf die Energieversorgung durch Hochspannungsleitungen verzichtet werden, denn die Energieübertragung erfolgt bereits bei geringen Spannungsebenen.
Das Essener Suprakabel ist 15 cm dick und erreicht die fünffache Wattleistung eines gebräuchlichen Kupferkabels. Sein Kern besteht aus sehr dünnen Edelstahlbändern, die mit einer kristallinen Verbindung beschichtet sind. Die Bänder umschließt eine weitere Röhre, in die flüssiger Stickstoff geleitet wird, der die erforderliche Kühlung von minus 180 Grad gewährleistet. Bei dieser Temperatur erreicht das Material seinen eigentlichen, effektiven Nutzen und überträgt den Strom ohne Widerstand. Die Flüssigkeit wird dann durch die Außenschicht des Kabels zurück geleitet.
„Ampa City“
„Ampa City“ ist ein gemeinsames Projekt des RWE - Konzerns, des hannoverschen Kabelherstellers „Nexon“ und dem Karlsruher Institut für Technologie, bei dem Essen Modellstadt für die weltweit längste Supraleiterstrecke wird. "Supraleiter werden über kurz oder lang die Energieversorgung in unseren Städten revolutionieren“, so der RWE-Deutschland-Chef Arndt Neuhaus. Dabei bezieht er sich unter anderem auf Studien, die bereits belegen konnten, dass sich die Energieversorgung mithilfe von Supraleiter dauerhaft als kostengünstiger erweisen.
Die Entwicklung dieser Technik der Energieversorgung nimmt immer mehr an Bedeutung zu. Das Projekt in Essen wird aufgrund seiner Perspektiven vom Energieforschungs-Referat des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie mit 3,4 Mio. Euro gefördert. Nach der zweijährigen Testphase in Essen ist nicht auszuschließen, dass die Energieversorgung durch Supraleiter zum Standard werden könnte. Die Energieversorgung durch Supraleiter würde auf langfristige Sicht die Kosten zur Instandhaltung senken, sowie Grundstücke in der Innenstadt freigeben. Umspannstationen wären nicht mehr notwendig und dadurch entstehende Bauplätze könnten durch andere Gebäude ersetzt werden.
Supraleiter und die öffentlichen Verkehrsmittel
Auch für das Transportwesen könnten Supraleiter bald eine große Rolle spielen. In Dresden erarbeiten und erproben Wissenschaftler derzeit eine Schwebebahn, die reibungslos und stabiler fährt als der bisherige „Transrapid“. Auch im Ausland laufen zahlreiche Projekte an, welche sich die Vorteile der Energieversorgung durch Supraleiter zu Eigen machen. In New Mexico, USA soll das Projekt „Tres Amigas“ eindrucksvoll demonstrieren wie mit Supraleitern drei kontinentale Stromnetze aneinander gekoppelt werden. Bereits im nächsten Jahr soll dieses Groß- Projekt starten.