Vernichtung im Onlinehandel

Der Onlinehandel boomt, insbesondere der derzeitigen globalen Coronakrise. Doch selbst vor der Verbreitung des Corona-Viruses: Mehr und mehr Menschen erwerben ihre Produkte im Onlinehandel. Neben den schweren Folgen für den Einzelhandel, welcher mit Geschäftsschließungen und schwindenden Kundenzahlen zu kämpfen hat, hat auch die Prozedur der Rücksendungen negative Auswirkungen auf unsere Umwelt. Denn es wird nicht nur viel bestellt, sondern auch viel wieder zurückgesendet. Doch was passiert mit den Retouren? Lesen Sie nachfolgend alles rund um die aufwändige Logistik des Onlinehandels. Online5

Für das erhöhte Aufkommen hinsichtlich des Online-Einkaufs gibt es verschiedene Gründe. Oftmals sind es schlichtweg die Preise, welche online gelegentlich wesentlich günstiger sind als im regulären Einzelhandel. Dies kann teilweise auf die nicht vorhandenen Mietkosten der Online-Geschäfte zurückgeführt werden. Des Weiteren ist man bei normalen Geschäften auf bestimmte Öffnungszeiten angewiesen und Kunden kaufen aus diesem Grund lieber abends, online auf dem Sofa, die Produkte ein. Ein weiterer Grund ist die Bequemlichkeit. Nicht selten kann man bei Onlinehändlern alles Erdenkliche von A-Z bestellen und spart sich somit die unnötige Suche bei verschiedenen Einzelhändlern vor Ort, was viel Zeit in Anspruch nehmen kann. 

Doch das Internet lädt häufig auch zu Fehlkäufen ein, welche dementsprechend zu Rücksendungen führen. Oftmals kann die Onlinebestellung mit der Kreditkarte getätigt werden, sodass der jeweilige Betrag bestenfalls gar nicht erst abgebucht wird. Kleidungsstücke werden in mehreren Größen oder Farben bestellt, um das passende Produkt zu finden. Somit müssen immer wieder Pakete zurückgesendet werden. Allein in Deutschland klettern die Kosten dieser Rücksendungen jedes Jahr hoch auf eine dreistellige Millionensumme. Doch was passiert mit den Retouren? 

Beispiel - Zalando

Laut einem Statement von dem Online-Modehaus Zalando liegt die Retourenquote im Mode-Bereich über dem Durchschnitt. Durchschnittlich werden 50 % der Waren retourniert. Die meisten Artikel werden unbeschädigt zurückgeschickt und können daher erneut verkauft werden. Sofern die Ware leicht beschädigt ist, wird die Ware entweder vergünstigt angeboten oder gespendet. In nur 0.5 % der Retouren muss die Ware vernichtet werden. Online6

Kosten

Jede Retoure verursacht Kosten. Es beginnt mit der Rücksendung, wessen Kosten häufig auch vom Verkäufer getragen werden. Nachdem das Produkt bzw. die Produkte wieder beim Händler eingetroffen sind, müssen diese selbstverständlich geprüft werden. Oftmals werden dafür spezielle Retouren-Unternehmen engagiert. Wenn die Ware keine Mängel aufweist, kann diese direkt wieder zum Händler und erneut verkauft werden. In anderen Fällen muss die Ware zuerst aufbereitet werden, z.B. müssen Fingerabdrücke von Bildschirmen entfernt werden. Sofern die Produkte nicht verkauft werden können, werden diese entweder vernichtet oder an Verwertungsfirmen verkauft. 

Im Falle der Vernichtung geht der gesamte Profit des Verkaufs verloren und die entstehenden Retour- und Überprüfungskosten resultieren in diesem Fall sogar in einem finanziellen Verlust.

Probleme der Vernichtung

Laut Experten kostet die Vernichtung eines Produktes circa 80 bis 90 Cent. Somit ist dies oft der günstigere Weg als das Produkt aufzuarbeiten, erneut zu verpacken, zu transportieren und erneut zu verkaufen. Somit müsste der Vernichtungspreis erhöht werden, um die günstige Vernichtung zu stoppen. Außerdem dürfen Lebensmittel kurz vor dem Verfallsdatum nicht mehr in die Lager eingeräumt werden und müssen vernichtet werden. Solche Lebensmittel könnten aber hervorragend an örtliche Tafeln weitergegeben werden. Ebenso dürfen Hygieneartikel, welche nicht mehr versiegelt sind, nicht mehr verkauft werden und wandern in die Vernichtung. Bei Elektrogeräten verweigern Hersteller oftmals die Rücknahme defekter Geräte und fordern Einzelhändler dazu auf, die Produkte zu ersetzen und anschließend die defekten Geräte zu entsorgen. 

Was kann getan werden um die Vernichtung zu reduzieren? 

Allein in 2018 wurden circa 20 Millionen Rücksendungen vernichtet. Selbst wenn nur 0,5 % der Rücksendungen vernichtet werden, kann dies bei der hohen Anzahl an Online-Bestellungen in Deutschland schnell auf eine Millionenzahl ansteigen. Um diese große Zahl an Vernichtungen zu verhindern, können Unternehmen folgendes tun: 

  • Zurückgesandte Produkte (sofern mit Mängel) vergünstigt verkaufen.
  • Die Produkte an Wohltätigkeitsorganisationen spenden (dabei hilft beispielsweise die Erstellung eines Spendenempfänger-Verzeichnisses, um Produkte vor der Vernichtung zu bewahren).
  • Die Produkte recyclen (allein 2018 wurden 7,5 Millionen Produkte unnötig vernichtet).
  • Die Artikelbeschreibung so genau wie möglich gestalten, damit Kunden eine genaue Vorstellung über das Produkt haben und weniger zurücksenden.
  • Entsorgungspreise erhöhen.
  • Rücksendungskosten dem Kunden in Rechnung stellen. 
  • Marken- bzw. Patentinhaber, welche die Entsorgung oftmals vorschreiben, müssen umdenken, um beispielsweise die Wiederverwertung ihrer Artikel zu erlauben, auch wenn ein Patent auf dem Produkt besteht.

Fazit

In Deutschland wird mehr und mehr im Onlinehandel erworben, wodurch dementsprechend allerdings auch vieles wieder zurückgeschickt wird. Zwar wird nur ein kleiner Prozentanteil vernichtet, doch in Betracht der hohen Bestellungen, werden schnell einige Millionen Produkte vernichtet. Um diese Umweltschädigung zu umgehen, müssen die Beschreibungen der Produkte genauer werden, sodass Kunden weniger Gründe für eine Rücksendung haben. Falls dann doch ein Produkt retourniert wird, sollte es aufbereitet werden und wieder verkauft werden oder im Idealfall gespendet werden, um weiteren Menschen zu helfen.