Zechenschließung in Deutschland: Kein Ende der Steinkohle

Am 21. Dezember 2018 wurde die letzte Steinkohlenzeche Deutschlands geschlossen. Dieses Event kennzeichnete das Ende einer Ära in der deutschen Industralisierungsgeschichte. Die Stilllegung aktiver Zechen in der Bundesrepublik deutet den damit verbundenen Steinkohleausstieg Deutschlands an, welcher dem Klimaschutz langfristig zu Gute kommen soll. Doch ist das wirklich der Fall?

Kohle

Steinkohle in Deutschland: Tradition mit Konsequenzen

Die Steinkohleproduktion ist eine der traditionsreichsten Branchen Europas und hat nicht nur Deutschland, sondern die ganze Welt über Jahrhunderte hinweg geprägt. Nun wurden zum Ende des vergangenen Jahres die letzten Zechen im Ruhrgebiet stillgelegt. Unter ihnen auch die letzte Zeche Prosper Haniel in Bottrop. Zu Hochbetriebszeiten war das Ruhrgebiet das größte Steinkohlenrevier Europas mit fast einer halben Million Beschäftigten und prägte die gesellschaftliche, wirtschaftliche und industrielle Entwicklung in ganz Europa. Ohne den Steinkohleabbau wäre eine Industrialisierung im 19. Jahrhundert aufgrund ihrer weitreichenden Energienutzung nicht möglich gewesen. Somit schaffte dieser die Voraussetzungen für die Entwicklung der Agrarländer Deutschland, Frankreich und Großbritannien in die heutigen Industrienationen. Trotz der hohen Bedeutung der Steinkohle, insbesondere für die deutsche Wirtschaft, war die deutsche Steinkohle schon seit den 1950er Jahren kaum mehr konkurrenzfähig gegenüber Steinkohle aus anderen Ländern wie Australien, Russland, Kolumbien oder Südafrika. In diesen gelten geringere Standards in Sachen Sicherheit, Umwelt und Soziales, sodass die Preise der Kohle niedrig gehalten werden können. Schon seit Jahrzehnten wird der Rückzug aus der Steinkohleindustrie angekündigt und vorbereitet, sodass die Stilllegung der Zechen Ende 2018 keine Überraschung darstellte.

Ende einer Ära: Kohleausstieg in Deutschland?

Während der letzten 40 Jahre wurde neben der Wettbewerbsunfähigkeit der Steinkohle auch der Umweltschaden dieses Rohstoffes immer offensichtlicher. Die Förderung erneuerbarer Energien ist seit Jahren auf dem Vormarsch, auch um die globalen Klimaziele einzuhalten. Dies hat dazu geführt, dass die Nachfrage für Kohle als Energieträger stetig sinkt. Mit der Stilllegung der Zechen in Deutschland wurde ein weiterer Meilenstein gelegt und die einhergehenden strukturellen Änderungen von der deutschen Gesellschaft begrüßt. Was jedoch oft falsch ausgelegt wird, ist die Annahme, dass das Ende des Steinkohleabbaus mit dem Ausstieg aus fossilen Energieträgern und dem Fokus auf erneuerbaren Energien gleichzusetzen ist. Der Bedarf an Energieträgern in der Bundesrepublik muss auch weiterhin gedeckt werden und das wird bis zum globalen Steinkohleausstieg in Zukunft ausschließlich mit Steinkohle aus dem Ausland erreicht. Des Weiteren bedeutet die Schließung der Zechen auch nicht, dass die Inlandsproduktion komplett eingestellt ist, denn die Kohlekraftwerke, die noch in Deutschland bestehen, sind weiterhin am Netz und dienen zur Energieproduktion - trotz bekannter Konsequenzen für unseren Planeten. Obwohl der Einsatz von Steinkohle seit Jahren zurückgeht, deckte dieser nichtsdestotrotz im vergangenen Jahr 11 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs. Auch Braunkohle hält sich weiterhin wacker mit 22 Prozent des Gesamtenergiebedarfs - ganz zum Leidwesen der Umwelt.In den kommenden Jahren wird zwar keine Steinkohle mehr in Deutschland unter Tage abgebaut, jedoch wird weiterhin Steinkohle aus dem Ausland nach Deutschland importiert und hierzulande verfeuert, da diese sehr viel günstiger ist. Es ist also ein Irrglaube, dass die Zechen und der Steinkohleabbau in Deutschland aufgrund ökologischer Gründe stillgelegt wurden. Der wirkliche Grund ist ökonomischer Natur.

Zeche

Erneuerbare Energien: Zukunftsmusik

Dank des nur schleppend vorangehenden Wandels hin zu erneuerbaren Energien liegt der komplette Ausstieg aus der Nutzung von Braun- und Steinkohle noch in weiter Ferne. Ein paar positive Aspekte gibt es aber dennoch: Die ehemalige Zeche Prosper Haniel in Bottrop könnte möglicherweise in der Zukunft als Wasserkraftwerk zur Förderung und Speicherung erneuerbarer Energien genutzt werden. Bis das der Fall ist, müssen zwar noch Stadt und Geldgeber von dieser nicht kostengünstigen Investition überzeugt werden, jedoch wäre dies ein gelungener Übergang von der Ära Steinkohle hin zu der Förderung erneuerbarer Energien und umweltfreundlichen Heiztechnologien.

Fazit

Der Steinkohleabbau hat Deutschland wie auch ganz Europa geprägt und viele grundlegende Entwicklungen wie die Industrialisierung möglich gemacht. Dass die Kohle nun nicht mehr direkt in Deutschland abgebaut wird, bezeichnet das Ende einer der wichtigsten Äras der deutschen Geschichte. Trotz der vermeintlich positiven umweltpolitischen Aspekten der Schließung von Steinkohlezechen innerhalb Deutschlands,  ist es jedoch mehr als bedenklich, dass weiterhin Steinkohle aus anderen Ländern wie Kolumbien und Südafrika importiert wird, wo die Steinkohle unter fragwürdigen Bedingungen, die zu Umweltschäden und Menschenrechtsverletzungen führen, abgebaut wird, um die Kohlekraftwerke hierzulande anzutreiben. Der strukturelle beispielhafte Wandel Deutschlands entpuppt sich also eher als ein Ignorieren der Probleme in großem Stil. Es bleibt zu hoffen, dass sich erneuerbare Energien in den kommenden Jahren weiter etablieren, sodass wir von der Steinkohlenutzung auf langfristige Sicht absehen und so unseren Planeten schützen können.

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