Wie der aus dem Englischen stammende Begriff schon sagt, bezeichnet Offshore diejenigen Windkraftanlagen, die sich küstennah befinden. In Deutschland sind die Offshore-Windparks vor allem in der Nordsee platziert. Mit Offshore-Windenergie lässt sich besonders gut Strom erzeugen, da der Wind in Küstennähe stärker ist. Aus diesem Grund sind weitere Offshore-Windparks in Planung, die zur Versorgung von Ökostrom beitragen sollen. Ein weiterer Vorteil ist, dass die Offshore-Windparks nicht, wie die herkömmlichen Windräder, das Landschaftsbild stören.
Offshore Windanlagen - Fluch und Segen zugleich
Hans-Ulrich Rösner, der Leiter des Wattenmeer Büros des WWF in Husum, sagt, wir brauchen Windenergie - und trotzdem ist es auch die Windenergie, die das Ökosystem Wattenmeer belastet. Hans-Ulrich Rösner spricht von einem Zwiespalt. Er plädiert dafür, bessere Forschungen anzustellen, um Windparks nur dort zu errichten, wo sie am wenigsten Schaden verursachen. Das sei die nachhaltigste Lösung. WechselJetzt.de berichtet über dieses Dilemma der Umweltschützer.
Was sind Offshore Windanlagen?
Offshore bezeichnet Windkraftanlagen vor der Küste. Es sind Windparks im bewegten Meer, wo es sehr windig ist. Offshore Windparks erzeugen beinahe doppelt so viel Strom wie Windparks an Land. Diese Parks haben jedoch Auswirkungen auf das Wasser und die Luft in ihrer Umgebung. Ebenfalls gibt es Auswirkungen auf das Ökosystem Wattenmeer und die Zugvögel. Lohnen sich Offshore Windparks trotzdem auf lange Sicht im Kampf gegen den Klimawandel und für die Energiewende? In diesem Artikel wiegt WechselJetzt.de die Pros und Cons gegeneinander ab.
Luft & Wasser
Die Pfeiler der Windräder bilden ein Hindernis für Luft- und Wasserströme. Sie entnehmen Energie aus dem Ökosystem. So werden atmosphärische und ozeanische Prozesse beeinflusst.
Schichten
Sowohl Wasser als auch Luft haben verschiedene Schichten. Die obersten Schichten sind wärmer als die unteren. Die kälteren, unteren Schichten sind typischerweise nährstoffreicher. Vor Allem in der Luft werden diese Schichten durch Windräder durcheinander gebracht. Doch auch die Pfeiler der Windräder verändern die natürliche Strömung des Wassers. Gerade durch Ebbe und Flut ist die Nordsee noch mehr in Bewegung als andere Gewässer und Schichten werden mehr und mehr durcheinander gewirbelt. Dies kann Auswirkungen auf Organismen und Lebewesen im Meer haben. Auch die Fischerei merkt diesen Einfluss. Fische sind in den “falschen” Schichten, und finden so eventuell die nötigen Nährstoffe nicht. Genauso finden die Fischer die Fische nicht.
Abschattungseffekt
Außerdem gibt es den so genannten Abschattungseffekt. Die Windräder beeinflussen sich durch das Umschichten gegenseitig und verstärken den negativen Effekt noch mehr. Der Abschattungseffekt spielt eine immer größere Rolle, je mehr Windparks gebaut werden. Dadurch, dass sich die Anlagen nacheinander gegenseitig beeinflussen, kann es zu immer schwereren Turbulenzen im Wasser und in der Luft kommen.
Meeres-Fauna
Der negative Einfluss der Windräder im Meer ist geringer als bei Strömungskraftwerken. Im Wasser sind schließlich Pfeiler statt Rotoren, welche sich unter Wasser drehen. Trotzdem wird, wie oben beschrieben, das Strömungsverhältnis verändert. Dies hat Auswirkungen auf die Lebensfähigkeit bestimmter Arten und auf die Fischerei. Jedoch können die Pfeiler auch wie künstliche Riffe wirken und neuen Tierarten ein Zuhause bieten. Dies kann das Ökosystem verändern; ob positiv oder negativ bleibt hier erstmal offen.
Schall
Auch zu beachten ist die Schallbelastung für Tiere. Windräder sind lauter als man denkt und die Tiere, die in der Nähe eines Windparks leben, leiden unter der Lautstärke. Der NABU schlägt daher vor, in weniger laute Offshore Anlagen zu investieren.
Netzanbindung
Hinzu kommt die Herausforderung der Netzanbindung. Diese beeinflusst Meer und Strand. Die so genannten Seekabel transportieren hierfür Strom über hunderte Kilometer. Diese Kabel werden dafür fest am Meeresboden verankert. Dies beeinflusst das Ökosystem des Meeresbodens. Auch touristische Gebiete sind hiervon beeinflusst, denn über Strand und Land muss der Strom am Ende ins Stromnetzwerk geleitet werden. Vor Allem das einzigartige Wattenmeer sollte hier durch möglichst kurze Netzkabel geschützt werden.
Vogelschutzgebiete
Die Offshore Windparks werden leider bis heute auch in EU Vogelschutzgebieten gebaut. Zynisch nennen Umweltschützer die Windräder “Vogelschredder”. Diese hätten einen Scheucheffekt für Vögel. Es stimmt jedoch: Traditionelle Rastplätze der Vögel können nicht mehr angeflogen werden, Watvögel sind in Gefahr. Die Parks stören den Vogelzug generell. Entweder weichen Zugvögel von normalen Routen ab oder es besteht die Gefahr der Kollision. Und nach der Kollision ist das Problem, dass die Leichen auf See nicht gezählt werden können.
Lohnen sich Offshore Windparks insgesamt trotzdem?
Da es über der Nordsee sehr windig ist, rentiert sich der Bau der Offshore Windparks ökonomisch gesehen. Auch die geringe Wassertiefe erlaubt, Windturbinen in der Nordsee zu installieren. Offshore Windparks bergen großes Potential. Sie bringen aber auch Herausforderungen und Fragen. Es entstehen Turbulenzen im Wasser und der Luft und die Umwelt wird in jedem Falle beeinflusst; vor Allem das Leben der Zugvögel muss besser geschützt werden. Dafür und für den Schallschutz ist weitere Forschung zu Auswirkungen notwendig. Der NABU empfiehlt genauere Studien und Achtsamkeit beim Bau der Parks.