“Internet ist für uns alle Neuland!” Jeder Deutsche kennt den Satz der langjährigen Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auch laut dem Digital Economy and Society Index (Desi-Index), welcher die allgemeine Leistung Europas im Bereich der Digitalisierung sowie die Fortschritte der EU-Mitgliedstaaten bei der digitalen Wettbewerbsfähigkeit abbildet, belegt Deutschland lediglich einen Platz in der Mitte. Obwohl das 5G Netz in Deutschland noch ganz am Anfang steht, investiert der Bund nun 700 Millionen in das 6G Netz. Was genau ist der Unterschied zum 5G Netz? Wie lange dauert die Einführung des 6G Netzes? Und wie genau funktioniert sie? Wechseljetzt klärt auf.
Das 5G Netz
Das 5G Netz ist bei den drei großen Anbietern, Vodafone, Telekom und Telefónica, verfügbar. Der Verbindungsaufbau findet allerdings noch im 4G Netz statt. Lediglich der Datentransport geschieht im 5G Netz. Seit diesem Montag bietet Vodafone nun das 5G Netz ohne Hilfe des 4G Netzes, was man “5G Standalone” nennt, an 1000 Standorten für seine Kunden an. Zum Jahresende sollen 4000 Antennen freigeschaltet sein. Die Voraussetzung dafür ist, dass sich die Orte im 3,5 Gigahertz Frequenzbereich befinden. Privatkunden können das 5G Netz jedoch nicht nutzen, denn dafür müssen erst bestimmte Software-Updates erfolgen. Der große Unterschied zu anderen Netzen ist mittlerweile, dass Veränderungen über die Software und nicht mehr über die Hardware passieren. Diese Softwareupdates werden bei den neuen Samsung Modellen beispielsweise im Mai soweit sein. Das iPhone 12 hat jedoch nicht die technischen Voraussetzungen. Ende Juni schaltet Vodafone sein 3G Netz ab, sodass alle Nutzer das 4G Netz nutzen werden.
Die aufzustellenden Antennen müssen für das 5G Netz fast doppelt so hoch sein, wie die jetzigen. Dies stellt die Mobilfunkanbieter vor große Rätsel, da kaum Orte im 3,5 Gigahertz Bereich existieren, wo man die neuen Antennen aktivieren darf. Die Politik erlaubt zwar auf öffentlichen Gebäuden Antennen aufzustellen, dies sind allerdings selten die passenden Orte. Den privaten Anbietern sind die neuen Antennen oft zu hoch. Man müsse zusätzlich mehrere Rechenzentren aufbauen und in ganz Deutschland verteilen.
Auch die Finanzierung ist eine Hürde. Die Anbieter bezahlen hohe Summen für die Nutzung der Frequenzen und haben hohe Investitionskosten, die man auch nicht durch teurere Preise für die Kunden ausgleichen kann.
Einführung des 6G Netzes
Wegen der Umlegung der Leitungen, Antennen, welche umgebaut werden müssen, und der Erstellung neuer Softwares dauert die Einführung von 5G. Die Bundesforschungsministerin Anja Karliczek hat allerdings schon jetzt eine Forschungsinitiative für das 6G Netz gestartet, der bis 2025 insgesamt 700 Millionen Euro zur Verfügung gestellt werden soll. Das 6G soll 2030 das 5G Netz ablösen.
Die hohen Investionen werden damit begründet, dass sie die technologische Souveränität Deutschlands in der Welt stärken will. Deutschland hat dadurch also eine gute Startposition im internationalem Wettkampf. Doch nicht nur Deutschland, auch die EU begann im Januar eine 6G-Initiative namens “Hexa-X” und stellt 900 Millionen Euro dafür bereit.
Die erste deutsche Forschungsinitiative startete am Anfang dieser Woche und wird mit rund 200 Millionen Euro unterstützt. Weitere Maßnahmen sollen im Laufe des Jahres folgen.
Unterschied zum 5G Netz
Das 5G Netz hat eine hohe Geschwindigkeit, ist bis zu 1000 Mal schneller als LTE, und besitzt kürzere Reaktionszeiten. Nachrichten können quasi in Echtzeit verschickt werden. Das 6G Netz soll wiederum bis zu 100 Mal schneller sein als das 5G. Das 5G Netz bringt schon viele Vorteile, vor allem die Möglichkeit des autonomen Fahrens.
6G wird in der Lage sein höhere Frequenzen zu nutzen, eine höhere Kapazität haben und eine deutlich geringere Latenz liefern. Die Latenzzeit beschreibt die Zeit, die benötigt wird, um die Daten vom Sender, an den Empfänger zu übermitteln. Es soll Geschwindigkeiten von bis zu einem Terabit pro Sekunde (TBit/s) unterstützen. Eine Verbesserung zum 6G Netz soll die Möglichkeiten über Entfernungen nicht nur im Alltag verbessern, sondern auch in der Produktion und Landwirtschaft. Für eine Behandlung in der Medizin ist das 6G ebenfalls aus weiter Entfernung eine Möglichkeit. Der Arzt steuert räumlich entfernt einen Roboter, welcher den Eingriff an seiner Stelle durchführt. Künstliche Intelligenzen, Big Data Analytics und Deep Learning können ebenfalls mit in die drahtlose Mobilfunkkommunikation eingebunden werden.
Fazit
Obwohl Deutschland bisher international nicht positiv in der Digitalisierung aufgefallen ist, wird hart daran gearbeitet dies zu ändern. Das 5G Netz wird verstärkt ausgebaut und in die Entwicklung des 6G Netzes werden hohe Investitionen getätigt, um eine gute Position im Mobilfunk zu erreichen.