Aktueller Stand des 5G-Netzwerkausbaus

Im Sommer dieses Jahres wurde die längste Auktion in der Geschichte des deutschen Mobilfunks verhandelt: Die vier großen Anbieter, nämlich die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefonica sowie 1&1 Drillisch, stritten sich über die Vergabe der 5G-Frequenzen. Da die Vergabe letztendlich ausschlaggebend dafür ist, welcher Anbieter welche Frequenzen in dem Netz der Zukunft nutzen kann, wurde zwischen den Anbietern bis zum bitteren Ende gekämpft - denn ein flächendeckendes, schnelles 5G-Netz wird sich entsprechend auf Kundenzahlen und somit auch auf die finanzielle Zukunft des Unternehmens auswirken. Doch was ist der derzeitige Stand des 5G-Netzwerkausbaus? Was hat sich seit dem Ende der Auktion getan? Erfahren Sie nachfolgend alles Wissenswerte rund um den aktuellen Stand des 5G-Netzwerks.5g2

Das 5G-Netzwerk in 2020

Die Versteigerung und der erfolgreiche Abschluss der Auktion, in welcher sich die Deutsche Telekom, Vodafone, Telefonica sowie 1&1 Drillisch im diesjährigen Sommer einen erbitterten Kampf um die 5G-Netzfrequenzen lieferten, kann als erster Meilenstein bezüglich des 5G-Netzwerkausbaus betrachtet werden. Im September wurden die Frequenzen dann von der Bundesnetzagentur entsprechend zugeteilt. Noch im selben Monat war das 5G-Netzwerk bereits in wenigen deutschen Städten, wenn auch nicht flächendeckend, verfügbar.

Das 5G-Netz der Telekom

Telekom-Kunden aus Berlin, Bonn, Darmstadt, Köln und München können bereits seit September von dem schnellen 5G-Netz Gebrauch machen, wenn diese über die entsprechende Technik verfügen. Diesen Monat wurde der Service auf Hamburg ausgeweitet. Dort installiert die Telekom insgesamt vierzig 5G-Antennen, welche überwiegend den Empfang für ansässige Gewerbe abdecken sollen. Für das kommende Jahr plant das Unternehmen jedoch, den Empfang flächendeckender zu ermöglichen. Ebenso soll das 5G-Netzwerk im kommenden Jahr auf die 20 größten deutschen Städte ausgeweitet werden. Auf der Homepage der Telekom können sich interessierte Kunden darüber informieren, in welchen Bereichen in Deutschland das Unternehmen bereits 5G zur Verfügung stellt. 

Das 5G-Netz von Vodafone

Vodafone hatte die Nase etwas weiter vorne als die anderen Unternehmen hinsichtlich des 5G-Netzwerks: Vodafone erhielt von Telefonica den 3,5GHz-Frequenzbereich im Rahmen der E-Plus-Übernahme. Dies ermöglichte es, dass Vodafone bereits im August, d.h. noch bevor die Bundesnetzagentur die versteigerten Frequenzbereiche vergab, 5G bereitstellen konnte. Der für das 5G-Netzwerk geeignete 3,5GHz-Frequenzbereich wurde in 20 deutschen Gemeinden und Städten genutzt, um 5G zumindest sporadisch, oftmals nur an gewissen Straßenkreuzungen, zur Verfügung zu stellen. Zukünftig möchte das Unternehmen durch die ersteigerten Frequenzbereiche die 5G-Flächenabdeckung ihres Netzes ausweiten. Im Ausbau befinden sich derzeit Berlin, Bremen, Dresden, Darmstadt, Leipzig, Mühlheim a.d. Ruhr und Frankfurt am Main. Für Fußballfans hat Vodafone übrigens ein besonderes Schmankerl: Vodafone und die Deutsche Fußball Liga werden zusammenarbeiten, um dank 5G ein Fußballerlebnis mit Augmented Reality anbieten zu können.5g3

Das 5G-Netzwerk von Telefonica

Telefonica, welches den meisten unter dem Namen “O2” bekannt sein dürfte, wird in 2020 mit dem Netzwerkausbau in fünf deutschen Großstädten beginnen. Hierzu gehören Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln und München. Das Unternehmen betont, dass deren LTE-Netzwerk weiterhin ausgebaut wird, um einen flächendeckenden Empfang selbst in sehr ländlichen Regionen gewährleisten zu können. 

Das 5G-Netzwerk von 1&1 Drillisch

Als eher neues Unternehmen auf dem Mobilfunkmarkt hat es 1&1 Drillisch nicht ganz so einfach wie bereits länger etablierte Unternehmen. Derzeit plant 1&1 Drillisch, sein eigenes 5G-Netz im Jahr 2021 zur Verfügung zu stellen. Aufgrund dessen wird das Unternehmen bis dahin auf die 5G-Netzwerke seiner Konkurrenten zurückgreifen müssen. Zu welchen Konditionen dies erfolgen wird, werden Verhandlungen zwischen 1&1 Drillisch und den anderen Unternehmen zeigen. Sollte es in diesen Gesprächen zu keiner Einigung kommen, wird die Bundesnetzagentur als neutrale Partei vermitteln.

Der Umstieg von LTE auf 5G

Der Ausbau des 5G-Netzes erfolgt parallel zu dem bestehenden 4G-LTE-Netz. Dieses wird weiterhin von den großen Unternehmen gewartet und sogar noch weiter ausgebaut. Denn derzeit funktioniert 5G ohne LTE noch nicht: Die Technologie, auf welche sich das erste 5G-Netzwerk aufbaut, benötigt LTE zur Signalisierung und Tätigung von Telefonaten. Somit ist 5G derzeit ein reines Datennetz, welches noch keinerlei Standards für Telefonate festgelegt hat. Außerdem müssen die Unternehmen spekulieren, dass selbst wenn sich dies ändern würde, viele Kunden in den kommenden Jahren immer noch auf 4G bzw. LTE angewiesen sein werden, aufgrund der weitverbreiteten 4G-Smartphones.

Das 5G-Netzwerk bis 2022

Da Huawei eventuell aufgrund von Sicherheitsbedenken von dem Netzwerkausbau in Europa ausgeschlossen werden soll, stehen bereits andere Unternehmen in den Startlöchern, um dieses lukrative Unterfangen durchzuführen. Das schwedische Unternehmen Ericsson und das finnische Unternehmen Nokia sind hier besonders vielversprechende Kandidaten. Die Diskussion, ob Huawei letztendlich beteiligt oder ausgeschlossen werden soll, wird derzeit heiß im Bundestag diskutiert. Die Entscheidung wird weitreichende politische und wirtschaftliche Folgen für Deutschland und ganz Europa mitsichbringen. So hat die chinesische Handelskammer erst kürzlich damit gedroht, dass sich ein Ausschluss von Huawei negativ auf die zukünftige wirtschaftliche Zusammenarbeit der beiden Länder auswirken und chinesische Unternehmen das Vertrauen in Deutschland verlieren würden. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) setzt sich im übrigen dafür ein, dass Huawei nicht ausgeschlossen wird. Die Opposition sowie der Bundesnachrichtendienst (BND) als auch andere Sicherheitsbehörden warnen jedoch vor dieser Entscheidung.

Aufgrund der schnellen Übertragungsraten, welche durch 5G möglich sind, ist es von besonderem Interesse, dass das schnelle Netzwerk auf Autobahnen und Bundesstraßen besteht. Dies sollte sich ausschlaggebend auf die Zukunft des autonomen Fahrens auswirken. Bahnstrecken sollen ebenfalls schnellstmöglich von dem 5G-Netzwerk profitieren können. Bis 2022 sollen diese Strecken zuverlässig und flächendeckend abgedeckt sein. Ebenso werden 98 % aller deutschen Haushalte bis 2022 Zugang zu dem schnellen 5G-Netzwerk mit bis zu 100 MB/Sekunde haben. Dies sind übrigens nicht nur Wünsche der Mobilfunkanbieter, sondern Pflichten, welche die Unternehmen im Rahmen der abgeschlossenen Auktion nachkommen müssen.5g4

Fazit

Die derzeit angebotene Anzahl von Geräten, welche sich das 5G-Netzwerk, wenn vorhanden, zu Nutze machen können, ist noch entsprechend klein und erfordert hohe finanzielle Investitionen. Dies sollte sich jedoch im kommenden Jahr stark ändern, sobald das 5G-Netzwerk flächendeckender verfügbar sein wird. Wie sich die Politik hinsichtlich eines Ausschlusses oder einer eventuellen Zusammenarbeit mit Huawei entscheiden wird, bleibt abzuwarten. Der Druck auf Merkel, die sicherheitspolitisch und gleichzeitig wirtschaftlich beste Entscheidung für Deutschland zu treffen, ist entsprechend hoch.