E-Scooter - umweltfreundlich nutzen

Wie kommt man schnell und flexibel von einem Ort zum anderen? Bus und Bahn fahren nach bestimmten Plänen, mit dem Auto steht man oft im Stau und mit dem Fahrrad ist Eigenkraft gefragt. Seit knapp zwei Jahren gibt es in Deutschland eine weitere Alternative: die E-Scooter. Doch wie kann man E-Scooter umweltfreundlich nutzen? Wechseljetzt klärt auf.

e-scooter1.1Am 15. Juni 2019 war es in Deutschland soweit. E-Scooter wurden offiziell auf deutschen Straßen zugelassen - das Fahren auf den Gehwegen ist jedoch verboten. Mittlerweile findet man in vielen Großstädten verschiedene Unternehmen, die ihre E-Scooter zum Verleihen überall verteilen. Sie werden auch E-Tretroller genannt und sind Elektrokleinstfahrzeuge. Existiert in der Stadt eine Radverkehrsinfrastruktur, muss diese mit dem E-Scooter genutzt werden. Das Mindestalter, um mit einem E-Scooter zu fahren, beträgt 14 Jahre und alle Fahrzeuge müssen versichert sein, was mit einer Plakette gekennzeichnet ist.

Umweltaspekt bei der Benutzung

Wenn man den Umweltaspekt mit einberechnet, bevor man sich für einen E-Scooter entscheidet, fällt leider schnell auf, dass sie nicht so nachhaltig sind, wie vielleicht erwartet. In Innenstädten sind die ÖPNV-Netze meist gut ausgebaut und die Strecken sind auch zu Fuß kein großes Hindernis. Wer hier einen E-Scooter benutzt, schadet der Umwelt eher und macht ÖPNV-Nutzung, Fahrrad fahren und zu Fuß gehen zunehmend unattraktiver.

Die Ökobilanz ist natürlich trotzdem deutlich besser als die des Autos. Dass Städte ihre Anzahl an Autos reduzieren sollten, ist seit Jahren bekannt. E-Scooter könnten hier vor allem für Randbezirke eine Alternative zum Auto bieten, um beispielsweise längere Strecken zur Bahnstation zu bewältigen. E-Scooter sind also nur umweltfreundlich, wenn sie dafür Auto- bzw. Motorradtouren ersetzen.

In Deutschland sind vor allem die Leih-E-Scooter vertreten, welche nachts in Kleintransportern abgeholt werden, um sie zum Aufladen zu Ladestationen zu transportieren. Durch diese vom Transporter zurückgelegten Kilometer sinkt die Umweltfreundlichkeit der E-Scooter weiter. Mittlerweile gibt es Ansätze, bei denen austauschbare Akkus eingebaut werden, sodass nur diese gewechselt werden. 

ecooter2.2Umweltaspekt bei der Herstellung

Wie auch beim Elektrofahrrad handelt es sich bei den meisten Akkus in E-Scootern um Lithium-Ionen-Akkus. Diese Akkus enthalten oft Kobalt, Nickel, Kupfer, Aluminium und andere Rohstoffe, deren Abbau Belastungen für die Gesundheit und Umwelt mit sich bringen. 

Weil die Akkuherstellung so schädlich für die Umwelt ist, spielt die Lebensdauer des Akkus eine große Rolle. Je länger man den Akku nutzt, desto mehr verringern sich die Umweltauswirkungen pro gefahrenen Kilometer. Mit Hilfe von sogenannten Second Life-Konzepten kann man die Lebensdauer auch nach Ende der Nutzungsphase durch stationäre Energiespeicher-Anwendungen verlängern. 

Ein durchschnittlicher Akku verbraucht bei der Entstehung ca. 27,5-37,5 kg CO2-Emissionen. Im Gegensatz dazu verbraucht man für 100 km mit einem Auto durchschnittlich 19,7 kg CO2-Emissionen. Um den E-Scooter umweltfreundlich zu nutzen, müsste man rund 165 km mit dem E-Scooter anstatt mit dem Auto fahren. Damit hätte man die CO2-Emissionen für die Herstellung wieder beglichen.

escooter3.3Lebensdauer

Die Lebensdauer der E-Scooter ist bisher in vielen Quellen unterschiedlich.Einige halten drei Monate, neuere Modelle sollen laut Verleihern bis zu 24 Monate halten. Eine große Rolle spielen die Abnutzungserscheinungen, die durch den Verleih meist größer sind als jene im privaten Gebrauch.

Verlängern kann man die Lebensdauer des Akkus und somit des gesamten E-Scooters mit einfachen Maßnahmen:

  • Lagerung bei angemessener Temperatur: Zu hohe oder zu niedrige Temperaturen schaden der Akkukapazität irreversibel
  • Lagerung im Winter: Der Akku sollte bei Zimmertemperatur gelagert werden, einen Ladezustand von 40-50% haben und spätestens nach 6 Monaten wieder aufgeladen werden
  • Vollständiges Aufladen und Tiefentladungen vermeiden
  • Beschädigungen des Akkus vermeiden, z.B. durch das Hinwerfen des Scooters

Entsorgung des E-Scooters

E-Scooter ohne Sitz gehören zum Anwendungsbereich „Gesetz über das Inverkehrbringen, die Rücknahme und die umweltverträgliche Entsorgung von Elektro- und Elektronikgeräten“ (ElektroG). Das ElektroG verpflichtet die Besitzer der E-Scooter dazu, sich bei der Stiftung Elektro-Altgeräte-Register zu registrieren.

Die Registrierung versichert die Finanzierung dieser späteren Entsorgung. Wenn man den E-Scooter entsorgen möchte, sollte man den Akku herausnehmen und bei einer Sammelstelle abgeben, damit man die verschiedenen Stoffe, aus welchen der Akku besteht, zurückgewinnen kann. Akkus können auch bei Händlern für E-Scooter und E-Bikes kostenlos abgegeben werden.

Tendenziell wird davon abgeraten E-Scooter an gewerbliche Sammler abzugeben, da diese nicht zur Rücknahme von Elektroaltgeräten berechtigt sind und so die Gefahr besteht, dass große Teile nicht umweltgerecht entsorgt werden, indem beispielsweise fest verankerte Akkus nicht professionell entfernt werden.

escooter4.4Was könnte Deutschland für eine richtige Nutzung tun?

Maßnahmen, um den Umstieg vom Auto zum E-Scooter zu erleichtern, würden mehr Menschen dazu motivieren, auf dieses Fortbewegungsmittel umzusteigen. Kommunen können dies unterstützen, indem sie Abstellbereiche für E-Scooter zur Verfügung stellen oder die Mitnahme von E-Scootern im ÖPNV erlauben.

Man könnte Vereinbarungen mit den Unternehmen, welche die E-Scooter verleihen, abschließen und festlegen, die E-Scooter an Stadträndern zu platzieren, um Autofahrten zu vermeiden. Ebenfalls ist im Gespräch, dass nur noch E-Scooter, die bestimmte Umweltkriterien erfüllen, zum Verleih zugelassen werden.

Für eine ausreichende Qualität muss Deutschland die Radwege und Radschutzstreifen ausbauen, auch um Fußgänger:innen zu schützen, da E-Scooter eine vergleichsmäßig hohe Geschwindigkeit haben und sehr geräuschlos fahren. Zum Zeitpunkt der Einführung des E-Scooters hatten wir schon einen Artikel über das sichere Fahren verfasst, welcher auch heute noch aktuell ist.

Fazit

E-Scooter sind aufgrund ihrer Herstellung und kurzen Benutzung leider nicht so umweltfreundlich, wie erwartet. Um einen E-Scooter umweltfreundlich zu nutzen, darf man ihn nur fahren, wenn man stattdessen auf das Autofahren verzichtet. Strecken, die man normalerweise laufen kann oder Rad fährt, sollte man weiterhin mit diesen Fortbewegungsmitteln zurückgelegen.