Führungswechsel beim Rennen um das schwarze Gold

Spätestens 2019 sollen die USA zum weltweit größten Erdölförderer werden und Russland somit den Rang als Ölmacht ablaufen. Das gab die Internationale Energieagentur (IEA) im Februar bei einer Veranstaltung in Tokio bekannt und fügte hinzu, dass die Amerikaner die Spitzenposition vermutlich sogar schon Ende dieses Jahres erreichen werden. Die Methode der US-Amerikaner dahinter ist stark umstritten.

 USA-Fracking

Viel hilft viel

Erst kürzlich erreichten die USA ein neues Maximum von 10 Millionen Barrel (ein Barrel entspricht 159 Litern) Ölförderung pro Tag und überholten damit Öl-Riesen Saudi-Arabien. Laut Prognose der IEA werden die Vereinigten Staaten noch in diesem Jahr – spätestens aber 2019 – auch die weltweite Nummer Eins in Sachen Ölförderung Russland überholen. Der Grund für diesen vermeintlichen Triumph ist das umstrittene Fracking. Fracking ist eine Methode, bei der Sedimente mit Wasserdruck und Chemikalien aufgebrochen werden, um Gas- und Ölvorkommen zu fördern, welche sich in den Gesteinsschichten befinden. Mit dieser, in den USA weitverbreiteten Verfahrensweise, ist die Nation auf bestem Wege den Russen die Vormachtstellung – mit knapp elf Millionen Barrel täglich – zu entreißen.  

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Die Schattenseite

Der Boom der amerikanischen Fracking-Industrie ist jedoch in vielerlei Hinsicht kontrovers. Zum einen beklagen Umweltschützer, dass der Einsatz von Chemikalien das Grundwasser verunreinigt und die eingesetzten Substanzen zudem dauerhaft im Erdboden zurückbleiben – mit ungeahnten Folgen für Mensch und Natur. Des Weiteren bemängeln Kritiker den immens hohen Wasserverbrauch bei den Bohrungen, welcher in den USA einen Negativrekord von 530 Milliarden Litern erreicht hat, sowie die verwüsteten Landschaften, die die Energiekonzerne nach abgeschlossener Bohrung hinterlassen. Diese sind nur einige der Gründe, die dazu führten, dass Fracking in Deutschland weitestgehend verboten wurde.

Konsequenzen

Nach Angaben von IEA-Chef Fatih Birol hat die US-Ölproduktion ihren Zenit allerdings noch nicht erreicht und dürfte auch in den nächsten vier bis fünf Jahren weiter wachsen. Der kontinuierliche Anstieg hat vor allem für den Westen schwerwiegende Folgen, insbesondere mit Blick auf die bisher so starke Abhängigkeit von den OPEC Staaten oder patriarchalischen Nationen wie Russland. Gleichzeitig führt der Förderboom der Amerikaner jedoch auch dazu, dass die ursprünglichen Bemühungen der OPEC um eine baldige Stabilisierung des Marktes zunächst einmal ins Leere laufen. Für den Verbraucher sollen die massiven Produktionssteigerungen zunächst jedoch keine (finanziellen) Auswirkungen haben, denn der aktuelle Boom der Weltwirtschaft sorgt für eine kontinuierlich hohe Nachfrage nach dem schwarzen Gold. Die gesundheitlichen und ökologischen Konsequenzen des Frackings für Mensch und Umwelt sind jedoch weitaus verheerender. Wissenschaftler sowie Forscher sind sich einig, dass die umstrittene Methode nicht nur das Trinkwasser in den betroffenen Gebieten belastet, sondern auch dessen Anwohner enormen Erschütterungen, Luftschadstoffen sowie Licht- und Lärmemissionen aussetzt. Hinzu kommt, dass - angesichts des raumgreifenden Einflusses des Fracking-Verfahrens - ganze Landschaften fragmentiert, zersiedelt und Ökosysteme zerstört werden; ganz zu schweigen von den Auswirkungen auf das globale Klima, welches sich durch das Bohren nach fossilen Brennstoffen weiter aufheizt. Den Preis für den amerikanischen Siegeszug werden demnach Mensch und Natur bezahlen müssen - und dessen Begleichen scheint nur in Form von langwierige Ratenzahlung möglich zu sein.