Von den fast 750 Millionen Einwohnern Europas beläuft sich die Zahl der Internetnutzer auf knapp 728 Millionen. Wer kennt heutzutage auch noch jemanden, der es nicht benutzt? Das Internet erleichtert einem das Leben ungemein. Keine Frage bleibt unbeantwortet, da man sie innerhalb weniger Sekunden im Internet findet. Doch mit der wachsenden Digitalisierung gibt es nicht nur Vorteile. Ein Punkt, der neben der Social Media Abhängigkeit und Cyber-Risiken immer weiter in den Fokus rückt, ist die Klimafreundlichkeit der digitalen Medien.
Was verbraucht den meisten CO2?
Eine Studie aus dem Jahr 2019 belegte schon, dass das Internet mehr CO2-Emissionen als der globale zivile Flugverkehr verursacht. Vor allem durch die Pandemie, welche die Menschen in den letzten anderthalb Jahren begleitete, stieg die Internetnutzung und damit auch ihre verursachten CO2-Emissionen weiter an.
Von Februar zu März 2020 habe sich die in Deutschland übertragene Datenmenge binnen eines Monats um 30 Prozent erhöht, fand eine Studie des Umweltbundesamtes (UBA) heraus.
Videostreaming beispielsweise, also auch das nun allzu bekannte Videocall-Meeting, macht 60 Prozent des globalen Datenverkehrs aus. Online Meetings beanspruchen bei gleicher Qualität also weitaus mehr als das Streamen von Netflix, da man hier nicht nur Daten herunter-, sondern auch hochlädt.
300 Millionen Tonnen CO2 verbraucht die Welt jährlich durch das Streamen von Online-Videos. Ein Drittel entfällt dabei auf Netflix und Pornografie. Das Schauen von Pornos setzt also so viel CO2 frei wie das Land Belgien insgesamt.
Ein großer Energiefresser ist die Kryptowährung Bitcoin, welche mittlerweile mehr Energie verbraucht als Dänemark. Dies ist sogar so weit fortgeschritten, dass die chinesische Regierung die Bitcoin-Minen im Land verbieten möchte.
Auch das Beispiel der E-Mails ist erschreckend. Ein mittelständischer Betrieb mit 100 Angestellten allein verursacht allein mit E-Mails 13,6 Tonnen CO2 pro Jahr. Das ist ein ähnlicher Verbrauch wie mit seinem Auto 50.000 Kilometer zu fahren.
Als wäre dies nicht problematisch genug, nutzen die meisten Webdienste Kohle- und Atomstrom für ihre Server und haben dementsprechend eine sehr intransparente Klimabilanz. Dies ist besonders bei chinesischen Firmen der Fall, aber auch Netflix deckt beispielsweise seinen Energiebedarf zu 30 Prozent aus Kohle und 25 Prozent aus Kernkraft.
Unterschied WLAN und mobile Daten
Bei der Internetnutzung muss man zwischen dem Nutzen im WLAN und den mobilen Daten unterscheiden. Guckt man mit den mobilen Daten ein Video verbraucht man fast 50 Mal soviel CO2 wie per Glasfaserkabel. Streaming mit 4G (LTE) verursacht 13 Gramm CO2-Ausstoß pro Stunde, jedoch nur 2 Gramm bei Glasfaserübertragung. Diese Zahlen sind ein Grund, weshalb Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) den Aufbau des 5G Netzes unterstützt. Hierbei sollen nur 5 Gramm pro Stunde anfallen. Des Weiteren soll das WLAN-Angebot an gut besuchten Plätzen weiter ausgebaut werden.
Speicherung
Doch nicht nur die Netzanbindung ist zu beachten, sondern auch die Cloud-Angebote. Die Cloud umfasst den Energiebedarf für das Übertragen und Speichern der Daten, aber nicht die Energie, die es braucht, um es letztendlich auszustrahlen. Die Lagerung der Daten in Rechenzentren verbraucht viel Energie, beispielsweise durch die Klimaanlagen, die dafür sorgen, dass die Rechenzentren nicht überhitzen. Bei Untersuchungen wurde festgestellt, dass durch zu geringe Auslastung und überdimensionierte Gebäudetechnik 10 Mal so viel CO2 verbraucht wurde als nötig war. Jetzt soll ein verbindlicher Energieausweis geschaffen werden, um dafür zu sorgen, dass möglichst wenig CO2 und Strom verbraucht wird. Bereits im März 2020 wurde die "umweltpolitische Digitalagenda” vorgestellt, welche den Umweltschutz mit der Digitalisierung offiziell miteinander verband.
Eigene Nutzung
Für jede Sekunde, die man auf Google verbringt, müsste man 23 Bäume pflanzen, um eine ausgeglichene Klimabilanz zu erreichen. Es langt jedoch nicht, dass die Dienste klimaneutral werden. Der Nutzer muss auch sein Konsumverhalten verändern, um die Energieintensität zu verringern. Hier kann man den Energieverbrauch reduzieren und auf mehr Geräte mit sauberem Strom setzen. Ein Wechsel zu Ökostrom ist leicht und ist ein Vorteil für die Umwelt. Man kann vor der Nutzung bestimmter Dienste recherchieren, aus was sie ihre Energie beziehen, wie beispielsweise Apple, deren Unternehmen laut eigenen Angaben komplett mit Ökostrom läuft.
Image by HowMuchDoesItCost.io
Fazit
Auch wenn die größte Verantwortung für eine klimafreundliche Internetnutzung beim Unternehmen liegt, können auch die Verbraucher auf einige Dinge achten. So sollte man unnötige Internetverwendung vermeiden, versuchen Unternehmen, welche auf das Klima achten, zu unterstützen und lieber mit WLAN als mit mobilen Daten das Internet nutzen.