Brexit - Ein Alptraum für die Klimapolitik der EU

Seit der Bekanntmachung des EU-Austritts der Briten sind die Währungskurse und Aktien gesunken. Den größten Sturz erlebte allerdings eine Wertanlage, welche bisher nur wenig Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit bekam: Die Verschmutzungsrechte für Kohlenstoffdioxid. Der Brexit wird die Umwelt- und Klimapolitik in ganz Europa verändern.Brexit Klimaschutz

Kohlenstoffdioxid - Klimasünden so billig wie noch nie

Klimaschützer sind alarmiert. Der Besitz eines Wertpapiers ,,Verschmutzungsrechte für Kohlenstoffdioxid“ entspricht einer Berechtigung, die es Kraftwerk- und Industriebetreibern erlaubt eine Tonne Kohlenstoffdioxid (CO2) in die Erdatmosphäre abzugeben. Kohlenstoffdioxid gilt als ein schädliches Gas, welches eine zentrale Rolle beim Treibhauseffekt und dem Klimawandel spielt. Ende vergangenen Jahres kostete es die Unternehmen noch 9 Euro pro abgegebener Tonne Kohlenstoffdioxid in die Atmosphäre. Der Brexit-Entscheid sorgte jedoch für den größten Preisverfall. Derzeit liegen die Preise bei knapp 5 Euro pro Tonne Kohlenstoffdioxid.

Emissionshandel wichtig für EU-Klimaschutzziele

Klimaschutz stellt ein zentrales Thema der EU dar, wobei der länderübergreifende Emissionshandel als ein wichtiges Klimaschutzinstrument zur Reduzierung von Kohlenstoffdioxid gilt. Wenn Großbritannien jedoch aus der EU austritt, wäre auch ein Austritt des Emissionshandels denkbar. Damit käme es womöglich zum Kauf britischer Berechtigungen zu Billigpreisen. D.h. für Industriebetreiber in ganz Europa gäbe es wenig Anreiz in energieeffiziente und Kohlenstoffdioxid mindernde Maßnahmen zu investieren: „Die EU-Klimapolitik wäre weiter geschwächt, da ohnehin der CO2 Preis sehr niedrig ist und es kaum finanzielle Anreize für klimaschonende Investitionen gibt“, so Claudio Kemfert, Leiterin der Energieabteilung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsförderung (DIW).

Briten bleiben womöglich im Emissionshandel

Einige Klimaschützer haben Hoffnung, dass Großbritannien trotz des Austritts aus der EU im Emissionshandel bleiben – so wie es andere Länder wie Liechtenstein, Island und Norwegen tun. Obwohl diese Staaten formal nicht zur EU gehören, sind Sie trotzdem am Wertpapierhandel für Kohlenstoffdioxid Emissionen beteiligt. Die Vermutung, dass Großbritannien weiterhin aktiv bleibt wird auch dadurch verstärkt, dass London den Emissionshandel und die Reduzierung von Kohlenstoffdioxid maßgeblich vorangetrieben hat: ,,Nimmt man Großbritannien aus der EU, gibt es niemanden, der diese Rolle übernehmen kann“, so Tom Burk von der Umweltorganisation E3G.

Klimaschutzziele in Großbritannien weiterhin hoch?

Großbritannien gehörte weltweit zu den ersten Staaten, welcher sich für konkrete Klimaschutzziele ausgesprochen hat. Ziel war es, die Kohlenstoffdioxid Emissionen bis zum Jahr 2050 um 80 Prozent zu reduzieren. Die Förderung von Offshore-Windparks in Großbritannien war in den vergangenen Jahren so gut, dass auch Energieriesen wie E.on oder RWE den Bau solcher Windparks planten. In Sachen Klimaschutz ist also weiterhin zu vermuten, dass Großbritannien seinen Förderungen treu bleibt und den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid weiterhin minimieren wird. Vor allem bleibt aber abzuwarten, welche Rolle der Klimaschutz unter der neuen britischen Regierung spielt.