Care Energy- weitere Abklemmung vom Stromnetz?

Da der Billig-Stromanbieter Care-Energy, welcher bereits in der Vergangenheit aufgrund seiner ausgesprochen günstigen Preise in der Kritik stand, seit einigen Monaten Zahlungsaufforderungen im Millionenbereich nicht mehr nachkommt, haben deutsche Stromnetzbetreiber angekündigt bestehende Verträge mit dem Unternehmen zu kündigen. Dies würde für den Stromanbieter Care- Energy bedeuten, dass es seine Geschäftsgrundlage verliere.

Glühbirnen

70.000 Care-Energy Kunden bereits zeitweise in der Grundversorgung

Nachdem der Netzbetreiber Hertz50 dem Energieunternehmen Care-Energy vor Kurzem, aufgrund von nicht getätigten Zahlungen, kündigte, bereiten nun auch die weiteren deutschen Übertragungs-Stromnetzbetreiber Transnet BW, TenneT und Amprion eine derartige Maßnahme vor, denn das Ökostromunternehmen Care-Energy reagiere auch nicht auf die ausgesprochenen Mahnungen.

Durch die Kündigung von 50Hertz ist der Energieversorger Care-Energy dazu gezwungen, die Stromversorgung in weiten Teilen Hamburgs und Ostdeutschlands zunächst einmal einzustellen. Bis die Auseinandersetzung geklärt ist, werden die rund 70.000 Care- Energy Kunden der betreffenden Regionen von den zuständigen lokalen Grundversorgern mit Strom beliefert werden. Zurzeit wird vermutet, dass der Zeitraum einer Einigungsfindung rund einen Monat in Anspruch nehmen wird.

Nicht Weiterleitung der EEG-Umlage führte zur Auseinandersetzung

Grundlage der Auseinandersetzung zwischen Care-Energy und den Übertragungsnetzbetreibern ist das Verweigern der Weiterleitung der EEG-Umlage durch Care-Energy. Stromkunden zahlen bei dem Verbrauchen einer Kilowattstunde eine Umlage in der Höhe von 6,36 Cent an ihren Stromanbieter. Der Stromanbieter ist wiederum dazu verpflichtet die Umlage an die Netzbetreiber weiterzuleiten, welche in der Folge den Betrag an Ökostromerzeuger, wie Betreiber von Solaranlagen und Windrädern, zahlen.  Im vorliegenden Fall der Firma Care-Energy wurden die erhaltenen EEG-Umlagen, nicht an die jeweiligen Stromnetzbetreiber gezahlt.

Auch im vergangenen Jahr standen Zahlungen aus

Bereits im vergangenen Jahr kam es zu ähnlichen Streitigkeiten, welche Care-Energy dazu verpflichtete Zahlungen in der Höhe von 82 Millionen an die Stromnetzbetreiber zu entrichten. Allerdings wurde das Geld, der nicht übertragenden EEG-Umlagen, noch nicht gezahlt, da das Urteil bisher nicht als rechtskräftig galt. In Bezug auf die Höhe der noch ausstehenden und neuen Zahlungen teilt der Energieversorger Care-Energy mit, dass es die Zahlungsforderungen der Stromnetzbetreiber für ungerechtfertigt hoch halte. Des Weiteren seien die ausstehenden Kostenberechnungen nicht nachvollziehbar.

Verbraucherschützer sehen die vorliegende Situation als Risiko für Konsumenten, denn sollte das Unternehmen den ausstehenden Zahlungen nicht nachkommen, so droht die Summe auf alle Stromkunden umgelegt zu werden.

Kunden erwarten wohlmöglich doppelte Zahlungen

Es ist nicht genau bekannt, wie viele Kunden momentan von Care-Energy mit Strom versorgt werden. Orientiert man sich jedoch an Angaben der vergangenen Jahre, so dürfte die Anzahl in die Hunderttausende gehen. Das Unternehmen sei momentan damit beschäftigt Kunden an regionale Stadtwerke weiter zu vermitteln, umso zu verhindern, das Haushalte bei einer tatsächlichen Kündigung durch die Netzbetreiber, einen teureren Grundversorgertarif in Anspruch nehmen müssten. Verbraucherschützer halten ein derartiges Arrangement allerdings für nicht wirksam und teilen mit, dass sie die Befürchtung hegen, das Kunden in solchen Fällen doppelte Zahlung erwarten müssten.

Auch die Bundesnetzagentur äußert ihre Skepsis und teilt mit „Ein Geschäftsmodell, das auf der Nichtzahlung oder verspäteten Zahlung der EEG-Umlage basiert, wirft erhebliche Zweifel an seiner Nachhaltigkeit auf“. Um Licht ins Dunkle zu bringen, wurde nun ein Aufsichtsverfahren gegen Care-Energy eröffnet. Das Energieunternehmen muss sich nun einem umfangreichen Fragenkatalog stellen. Das bedeutet, dass unter anderem die finanzielle Leistungsfähigkeit des Unternehmens offengelegt werden muss. Des Weiteren werden Informationen über die Personen des Vorstandes, im Hinblick auf Führungszeugnisse und Schufa-Auskünfte, erwartet.

Kritik durch Kunden

Das Unternehmen Care- Energy steht nicht nur aufgrund der ausstehenden Zahlungen an die Stromnetzbetreiber in der Kritik.  Auch Kunden haben sich in der Vergangenheit mehrfach bei Verbraucherzentralen zu Wort gemeldet und über unzufriedenstellenden Kundenservice, den Erhalt von intransparenten Rechnungen sowie ungerechtfertigte Mahnungen durch Care-Energy berichtet. Des Weiteren seien vielfach ausstehende Rückzahlungen nicht getätigt worden. Ebenfalls sei gegenüber mehreren Kunden Kündigungen, beruhend auf unzureichenden Begründen, ausgesprochen worden. Nach den neusten Geschehnissen scheint es allerdings fast so, als ob sich eine derartige Kündigung nun als positiv für die Betreffenden herausstellen könnte.