Stromüberschuss zu Weihnachten – Ein Geschenk für die Energiewende

Das Weihnachtsfest brachte zum ersten Mal seit langem einen Stromüberschuss und negative Einkaufspreise an der Energiebörse. Niedriger Verbrauch, milde Temperaturen und erhöhte Windkraft haben diesen Effekt begünstigt. Christmas Tree

Stromüberschuss: Niedriger Stromverbrauch an Weihnachten

Normalerweise verbrauchen deutsche Haushalte über die Weihnachtszeit besonders viel Strom. Schicke Weihnachtsbeleuchtung, Plätzchen backen oder aber die Zubereitung des Festtagsbratens lassen den Energiebedarf am 25. und 26. Dezember traditionell in die Höhe schnellen. Dem gegenüber steht allerdings der niedrige gewerbliche Stromverbrauch, denn die meisten Unternehmen bleiben über die Weihnachtsfeiertage geschlossen. Dementsprechend liegen auch die Produktionsanlagen still. Im Jahresvergleich ist daher der gesamte Energiebedarf Deutschlands in dieser Zeit niedriger als sonst. Insgesamt lag der durchschnittliche Verbrauch am zweiten Weihnachtsfeiertag bei nur 41 Megawatt.

Stromüberschuss: Günstige Wetterbedingungen

Eine weitere Besonderheit dieses Jahr war das ungewöhnlich milde Wetter. Nahezu überall in Deutschland lagen die Temperaturen weit über dem Gefrierpunkt. In der Mitte Deutschlands konnten bei Sonnenschein sogar +10 Grad Celsius gemessen werden. Solche Temperaturen ließen den Traum von einer weißen Weihnacht platzen, freuten aber die Verbraucher, denn je wärmer es bleibt, desto weniger muss geheizt werden. Auch das hielt den Energieverbrauch über Weihnachten besonders niedrig. Ein weiterer begünstigender Faktor war das Sturmtief Barbara, das über weite Teile Norddeutschlands hinwegfegte. Der Sturm, der Hagelschauer und gravierende Überschwemmungen mit sich brachte, sorgte nämlich auch dafür, dass die Windkraftanlagen mehr Energie als sonst produzierten.

Stromüberschuss: Was heißt das für die Energiewende?

Der Stromüberschuss zu Weihnachten lässt sich als triumphalen Meilenstein der Energiewende werten. So produzierten die Windkraftanlagen allein am 25. Dezember 31,3 Gigawattstunden Windstrom, wobei eine einzige Gigawattstunde bereits etwa zwei Millionen deutscher Haushalte mit Energie versorgen kann. Traditionelle Stromquellen lieferten im Gegenzug bloß 14 Gigawattstunden. Da das Erneuerbare-Energien-Gesetz festlegt, dass Ökostrom vorrangig in das Energienetz eingespeist wird, deckte der durch die Windkraftanlagen produzierte Ökostrom über Weihnachten etwa 85 Prozent des Gesamtbedarfs und brach somit einen Rekord.

Stromüberschuss: Negative Preise an der Energiebörse

Die zusätzlich produzierte Windenergie, gepaart mit dem geringen Verbrauch führte zum ersten Mal seit langem zu einem Stromüberschuss von etwa 8 Gigawattstunden. Die Strompreise an der Leipziger Strombörse (EEX) fielen rapide, obwohl der größte Teil des Stromüberschusses nach Österreich exportiert wurde. So sank der Preis des Physical Electricity Index „Phelix“, Stromindex für Deutschland und Österreich, von 38,17 Euro am 23. Dezember auf -12,25 Euro am 26. Dezember. Negative Preise sind ein Phänomen des Börsenhandels und bedeuten, dass teilweise Energiehändler dafür bezahlt wurden, Strom zu beziehen. Minuspreise sind ein wichtiges Instrument, schaffen sie doch finanzielle Anreize, um mögliche Überschussproduktion (wie den Stromüberschuss) einzudämmen.

Stromüberschuss: Was bedeutet das für die Verbraucher?

Die negativen Einkaufspreise durch den Stromüberschuss kommen zu meist aber nicht beim Kunden an. Vom Stromüberschuss profitieren vor allem diejenigen Industrieanlagen, die über die Weihnachtszeit betrieben wurden. Für die Verbraucher hingegen wird der Strom trotz Stromüberschuss und niedriger Einkaufspreise teurer. Viele Anbieter haben ihre Kunden bereits auf höhere Preise im Jahr 2017 vorbereitet. Damit versuchen sie allem voran die steigenden Preise der EEG-Umlage zu kompensieren. Daran ändern selbst ein Stromüberschuss und negative Preise nichts.