In Deutschland macht die Bruttostromerzeugung durch Windkraft 20,1% an der Gesamterzeugung in Deutschland aus (Stand 2021). Während dieser Wert in den letzten Jahrzehnten gewachsen ist (und dies seit 2014 fast exponentiell), ist er vom Jahr 2020 auf 2021 um 3,2% gesunken. Windkraft spielt eine große Rolle bei der Umstellung von fossilen Energien zu erneuerbaren Energien und macht in Deutschland 50% des erzeugten Stroms der erneuerbaren Energien aus. Außerdem ist Deutschland in Europa das Land, mit der höchsten Stromerzeugung aus Windenergie. Wie kommt es jetzt also dazu, dass die Stromerzeugung durch Windkraft 2021 gesunken ist?
Stopp bei Windkraftausbau
Der wohl wichtigste Grund für das Sinken der Stromerzeugung aus Windkraft ist, dass seit der zweiten Jahreshälfte des Jahres 2020 der Ausbau der Offshore-Windkraft vollständig gestoppt worden ist. Es wurde seit der zweiten Jahreshälfte von 2020 keine einzige Anlage zusätzlich ans Netz angeschlossen. Momentan sind also 1501 Anlagen mit einer Leistung von ungefähr 7,8 Gigawatt in Betrieb. Es sind zwar einige Offshore-Windparks in Planung, sie werden aber erst dieses Jahr fertiggestellt.
Der Zubau an Windkraft an Land hatte ihre Hochphase in den Jahren 2014 bis 2017. Im Jahr 2020 fiel der Zubau der Windenergie an Land schwach aus. Die Windkraft an Land hat im Jahr 2021 deswegen einen leicht positiven Trend.
Die neue Bundesregierung hat allerdings große Pläne und nennt ihre neuen Klimaschutzpläne als oberste Priorität. Sie will die Windkraft in Nord- und Ostsee sowie auch Photovoltaik-Anlagen weiter ausbauen. Bis zum Jahr 2030 sollen 80% des Stroms aus erneuerbarer Energie gewonnen werden. Dies befürworten viele Unternehmen natürlich, sagen allerdings auch, dass dieser Ausbau durch Ausschreibungen, Planungs- und Genehmigungsverfahren stärker unterstützt werden muss, damit weitere Zeitverluste vermieden werden.
Wetterbedingungen
Erneuerbare Energien, wie Windkraft oder Photovoltaikanlagen, sind wetterabhängig. Dies hat Vor- und Nachteile. Während die Stromerzeugung aus Wasserkraft 2021 wegen des häufigen Niederschlags im Sommer um 5% gestiegen ist, gab es aufgrund der Witterung weniger Sonne, was sich in der Stromerzeugung durch Photovoltaik-Anlagen bemerkbar macht. Im Jahr 2021, und vor allem im ersten Quartal, gab es im Gegensatz zum Vorjahr deutlich weniger Wind. Es konnte dementsprechend also auch weniger Strom durch Windkraft gewonnen werden. Normalerweise wurde dies in den Vorjahren durch den Zubau neuer Windkraftanlagen ausgeglichen, dies war im Jahr 2021 allerdings nicht der Fall.
Keine EEG-Förderung
Peter Altmaier (CDU), Bundeswirtschaftsminister der vorigen Regierung, räumte bereits 2020 Versäumnisse der Regierung ein und sagte, man habe Fehler gemacht und zu spät gehandelt. Es gebe Nachholbedarf. In Kritik steht unter anderem die Förderung von Windparks. Viele Windparks werden in den kommenden Jahren ersatzlos vom Netz gehen, weil die Förderung der Anlagen nach dem EEG-Gesetz endet. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz sichert Betreibern von Windrädern eine feste Vergütung für diese zu - und das für 20 Jahre. Da das Gesetz im Jahr 2000 erlassen wurde, endete 2020 für Windanlagen (welche im Jahr 2000 erbaut wurden) mit einer Leistung von 4000 Megawatt der Förderanspruch. In den Folgejahren droht nun eine jährliche Abschaltung von 2300 bis 2400 Megawatt bis 2025. Im Vergleich dazu, wurden 2020 nur Windkraftanlagen mit einer Leistung von 1650 Megawatt gebaut. Der Zubau gleicht den Abbau also nicht aus.
Prinzipiell ist es zwar technisch möglich, dass die Anlagen über die Förderdauer hinaus Strom produzieren, allerdings ist es schwieriger sich am Markt zu behaupten, da die alten Anlagen einen erhöhten Wartungsaufwand haben und nicht mit den neuen, verbesserten Anlagen mithalten können. Nach wirtschaftlichen Berechnungen ergibt es nur bei 23% der Altanlagen Sinn, sie weiter zu betreiben.
Auch Netzanbieter haben bereits viele Windparkbetreiber wissen lassen, dass sie mit Ablauf der Förderung ebenfalls aufhören werden, den Strom der Anlagen in ihr Netz einzuspeisen. Für sie ende mit der Förderung auch die Verpflichtung, den Windstrom aufzunehmen. Windstrom sorgt für die Netzbetreiber nämlich aufgrund seiner Volatilität für zusätzlichen Aufwand in den Regelungen.
Was mit den stillgelegten Windrädern passiert, ist oftmals noch nicht entschieden. Am meisten Sinn macht ein geordneter Rückbau, bei dem die Teile in umgekehrter Reihenfolge zum Aufbau abgenommen werden. Den Großteil der Materialien machen Beton und Stahl aus, welche recyclebar sind. Es gibt allerdings verschiedene Meinungen zur Wiederverwertbarkeit der Windräder. Was schlussendlich mit ihnen passiert, wird man in den nächsten Jahren beobachten können.
Wie sieht die Zukunft aus?
Windkraft spielt eine große Rolle für die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien und macht schon jetzt einen großen Anteil der erneuerbaren Stromerzeugung in Deutschland aus. Prognosen zeigen jetzt, dass die Kosten für Windkraft rapide fallen werden. Bis zum Jahr 2035 wird Windkraft zwischen 17 und 35% günstiger und zwischen ganzen 37 und 49% bis zum Jahr 2050. Dies ist das Ergebnis einer Umfrage im Jahr 2021 mit 140 Windkraftexperten. Die Experten wurden bereits 2015 befragt und prognostizierten schon damals, dass die Kosten sinken werden. Bei der Befragung von 2021 gehen sie mittlerweile sogar von einer noch höheren Kostensenkung aus. Dies liegt unter anderem an den Innovationen, welche dazu führen, dass die Betriebskosten geringer werden und die Generationen leistungsfähiger.
Die Bundesregierung wird wohl die nächsten Jahre vor allem auf Windenergie setzen. Im Koalitionsvertrag wurde festgelegt, dass 2% der Landesfläche für Windenergie genutzt werden soll. Diese Verpflichtung führt allerdings auch zu Problemen in einzelnen Bundesländern. In Bayern beispielsweise gibt es die 10-H-Regel, welche besagt, dass der Abstand zur nächsten Wohnbebauung das Zehnfache der Höhe des Windrades betragen muss. Diese Regel hemmt den Ausbau von Windenergie in Bayern seit 2014 und muss nun überdacht werden. Aber auch Regionalplanungen müssen angepasst und Ausschlussgebiete, wie beispielsweise Naturschutzgebiete, müssen beachtet werden. Erneuerbaren Energien sollen nun allerdings Vorrang haben und Verfahren für ihre Umsetzung sollen beschleunigt werden.Offshore-Windparks sollen bis 2030 Kapazitäten von mindestens 30 Gigawatt haben. Dies soll bis 2045 dann auf 70 Gigawatt erhöht werden.Zur Erinnerung, derzeit sind es rund 8 Gigawatt.
Fazit
Dass die Stromerzeugung durch Windkraft 2021 gesunken ist, liegt an mehreren Faktoren. Es wurden keine weiteren Windkraftanlagen im Jahr 2021 ausgebaut, die Wetterbedingungen waren nicht optimal, um viel Windenergie zu erzeugen und viele Windkraftanlagen haben seit 2020 keine Förderung mehr durch das EEG-Gesetz erhalten. Der Betrieb hat sich wirtschaftlich oft nicht mehr gelohnt. Die neue Regierung plant allerdings einen Zubau von Windenergie, damit diese in den nächsten Jahren günstiger und leistungsstärker wird.