Mindestfüllstände für deutsche Gasspeicher

Die Energiepreise gehen seit Ende letzten Jahres durch die Decke und steigen auch dieses Jahr weiter an. Dies liegt unter anderem an den derzeitigen Geschehnissen und der damit einhergehenden Ungewissheit rund um die Gasversorgung, der hohen Nachfrage und den niedrigen Beständen. Um Abhilfe zu schaffen, hat die Bundesregierung nun Mindestfüllstände beschlossen. Was diese genau bringen sollen und wie hoch diese genau sind, erfahren Sie in diesem Artikel.

Gasspeicher

Warum brauchen wir Mindestfüllstände?

Der durchschnittliche Strompreis betrug im Jahr 2021 32,16 Cent pro Kilowattstunde und liegt mittlerweile bei 38,55 Cent pro Kilowattstunde (bei einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh). Der durchschnittliche Gaspreis betrug im Jahr 2021 5,53 Cent pro Kilowattstunde und stieg dieses Jahr auf 12,98 Cent pro Kilowattstunde an (bei einem Jahresverbrauch von 20.000 kWh). Dieser Anstieg hat unterschiedliche Gründe, der größte momentan ist wohl der Krieg in der Ukraine und damit auch die Gaspipeline Nord Stream 2, welche nicht in Betrieb genommen wird.

Die Deutschen müssen also tief in die Tasche greifen, um ihre Energiekosten zu zahlen. Für Viele haben sich die Ausgaben mehr als verdoppelt, obwohl sie unsere Tipps befolgen, um Gas und Strom zu sparen. Diese Kosten können viele Haushalte allerdings nicht bewältigen. Auch besteht nun die Gefahr, dass die Versorgung nicht gesichert ist. Ungefähr die Hälfte des Gases erhält Deutschland aus Russland. Das Aus für Gaslieferungen aus Russland ist angesichts des Ukraine-Kriegs nicht mehr ausgeschlossen. Russland hat schon jetzt kaum zusätzliches Gas über die Lieferverträge hinaus geliefert. Es besteht also die Angst, dass bei den sowieso schon gering gefüllten Speichern ein Engpass in der Versorgung entsteht. Die deutschen Speicher können etwa ein Viertel des pro Jahr in Deutschland benötigten Erdgas aufnehmen, ein Drittel der gesamten Speicher gehören allerdings dem russischen Konzern Gazprom und waren dieses Jahr besonder leer.

Um den Ernstfall eines Versorgungsengpasses zu verhindern und die Bevölkerung bei zukünftigen Preiserhöhungen besser unterstützen zu können, hat der Bundestag beschlossen, dass nun Mindestfüllstände gelten.

Erdöl

Wie hoch sollen die Mindestfüllstände sein?

Die Koalition, mit Unterstützung der Union, beschloss letzte Woche Freitag, dem 25. März 2022, ein Gesetz für Mindestfüllstände der Gasspeicher zu bestimmten Jahreszeiten. Anfang August soll der Speicher zu 65%, Anfang Oktober zu 80% und bis Anfang November zu 90% gefüllt sein. Im Februar soll der Speicher dann noch mindestens zu 40% gefüllt sein. Zum Vergleich: Am 18. März 2022 lag der Füllstand bei 24,6 Prozent, dem bislang niedrigsten Wert der aktuellen Heizperiode.

Das Gesetz soll am 8. April im Bundesrat beschlossen werden, damit es spätestens zum 1. Mai 2022 in Kraft treten kann. Dies ist nötig, damit das komplette Sommerhalbjahr zur Befüllung der Speicher zur Verfügung steht.

Wer füllt die Mindestfüllstände?

Ebenfalls beschlossen wurde, wer dafür verantwortlich sein wird, dass die Gasspeicher der Regierung gefüllt sind. Diese Aufgabe übernimmt eine Tochtergesellschaft der Gas-Pipeline-Betreiber namens Trading Hub Europe (THE). THE wird die Gasmengen vorgeben, welche dann von Händlern beschaffen werden. Allerdings hat die Gesellschaft auch die Möglichkeit im Notfall selbst Mengen im Staatsauftrag zu kaufen und einzuspeichern. Das nicht genutzte Speicherpotenzial der Händler kann dementsprechend entzogen werden.

Kritik von Speicherbetrieben

Obwohl das Gesetz im ersten Moment positiv wirkt, haben einige Leute Bedenken. Dazu gehört der Speicherverband INES. Sie sagen, dass Speicherkapazitäten so womöglich gar nicht gebucht werden, wenn ein Entzug droht und zweifeln an dem Erfolg des Gesetzes. "Das Gasspeichergesetz führt Vorschriften ein, welche die Gasspeicherung für Marktakteure unattraktiv werden lässt", sagte INES-Geschäftsführer Sebastian Bleschke. "Mit dem Gasspeichergesetz wird ein bislang dezentral marktwirtschaftlich organisierter Gasspeichermarkt innerhalb weniger Monate in zentral organisierte und politisch gesteuerte Strukturen umgebaut."  Diese Kritik wird ernst genommen und der Bundestag wird das Gesetz zum April 2023 wieder überprüfen.